Gläubige der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche richten sich wie Orthodoxe und Altorientalen nach dem Julianischen Kalender. Für die ukrainischen Flüchtlinge gibt es zahlreiche zusätzliche Ostergottesdienste in ganz Österreich.
Nicht nur zahlreiche orthodoxe und altorientalische Gläubige feiern am kommenden Sonntag, 24. April, Ostern. Auch Gläubige der katholischen Ostkirchen in Österreich begehen das höchste christliche Fest des Jahres wie die Orthodoxen nach dem Julianischen Kalender. Die überwiegende Mehrheit dieser Gläubigen gehört der Ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche an.
Die ukrainischen katholischen Gemeinden sind in den vergangenen Wochen durch den Krieg in der Ukraine stark angewachsen. Wie viele der gut 50.000 ukrainischen Flüchtlinge griechisch-katholisch sind, lässt sich laut Generakvikar Yuriy Kolasa nicht sagen.
Die überwiegende Mehrheit sei sicher orthodox, doch: "Unsere Kirchen bzw. Gottesdienste in Österreich sind brechend voll", so Kolasa. Kolasa ist Generalvikar für alle katholischen Ostkirchen in Österreich. Er gehört selbst der Ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche an.
Ukrainische katholische Gemeinden gab es bislang in Wien, Salzburg, Graz, Linz, Feldkirch und Innsbruck. Die Gemeinden bekamen aufgrund des Zustroms an Gläubigen teils ad hoc für ihre Gottesdienste neue Kirchen zur Verfügung gestellt. So beispielsweise in Linz, wo die Gottesdienste nun in der Linzer Stadtpfarrkirche stattfinden. Und nun bemüht sich die ukrainische Kirche, für die Flüchtlinge, die in ganz Österreich untergebracht sind, die Seelsorge zu organisieren.
Der Ostergottesdienst am kommenden Sonntag, 24. April, in der Wiener griechisch-katholischen Zentralpfarre St. Barbara (Postgasse 8a,1010) beginnt um 9.30 Uhr, die ukrainische Gemeinde in der Wiener Pfarre Neuottakring (Familienplatz 8, 1160) feiert die Osterliturgie um 12 Uhr.
Zu Ostern werden zahlreiche weitere byzantinische (ukrainische) Gottesdienste angeboten: Eisenstadt (Rektoratskirche St. Michael, Joseph-Haydn-Gasse 31, 11.30 Uhr), Wiener Neustadt (Pfarre St. Anton, Flugfeldgürtel 17, 11 Uhr), Baden (Frauenkirche, Frauengasse 3, 8 Uhr), Bad Gleichenberg (Pfarrkirche, Kirchenweg 4, 18 Uhr), Graz (Pfarre Mariahilf, Mariahilferplatz 3, 14 Uhr), Klagenfurt (Dom, Lidmanskygasse 14, 15 Uhr), Gaming (Byzantinische Kapelle in der Kartause Maria Thron 1, 8 Uhr), Linz (Stadtpfarrkirche, Pfarrplatz 20, 11 Uhr), Salzburg (Kirche St. Markus, Franz-Josef-Kai 21, 9 Uhr), Innsbruck (Kapelle Hlg. Wolodymyr und Olha im Studentenheim Canisianum, Tschurtschenthalerstr. 7, 15 Uhr) und Bregenz (Klosterkirche zum Heiligsten Herzen Jesu in Riedenburg, Arlbergstrasse 88-96, 10 Uhr).
Das Ostkirchenordinariat hat sich in einem Schreiben an alle katholischen Pfarren im Land gewandt, in denen Menschen aus der Ukraine untergebracht sind. Die römisch-katholischen Gemeinden werden ermutigt, den ukrainischen Gläubigen "Raum zu geben, nach ihrer religiösen Tradition Ostern zu feiern". Dies könne etwa durch die Möglichkeit zur Verehrung des Grabes des Herrn am Karfreitag und Karsamstag erfolgen, wie auch durch eine Speisensegnung am Ostersonntag.
In Kirchen des byzantinischen Ritus wird vor der Vesper am Karfreitag ein symbolisches Grab, meistens mit viel Blumenschmuck, in der Mitte der Kirche aufgebaut. In einer Vesper wird des Begräbnisses Jesu feierlich gedacht und ein großes Tuch ("Epitaphios") in einer Prozession in das Grab gelegt. Danach gibt es die Möglichkeit, in Stille am Grab zu beten. Um eine solche Grabverehrung zu ermöglichen, könnte man in der Mitte der Kirche einen Tisch mit Stoff verkleiden, mit Blumen und Kerzen schmücken, einen Farbausdruck einer ikonografischen Christusdarstellung darauflegen und die Menschen zum stillen Gebet in die Kirche einladen, heißt es vonseiten des Ostkirchenordinariats.
"Für Pfarren in Österreich mag es seltsam sein, für ihre Gäste am Freitag nach dem Osterfest noch einmal eine Andacht am Grab Jesu anzubieten. Aber die Gastfreundschaft sollte dazu groß genug sein", so Generalvikar Kolasa.
Wie in manchen Teilen Österreichs ist zudem auch in der ostkirchlichen Tradition die Speisensegnung ein sehr wichtiger Teil der Osterfeier. Eine solche könnte auch am julianischen Ostersonntag vor oder nach dem Sonntagsgottesdienst angeboten werden.
Weltweit gibt es 23 katholische (unierte) Ostkirchen, dazu kommen noch griechisch-katholische Gläubige in Russland, Weißrussland und Albanien ohne eigene Hierarchie. Viele "unierte" Kirchen sind auch mit Gläubigen in Österreich vertreten. Diese Kirchen gehören zur katholischen Kirche, haben aber ihre eigenen kirchlichen Traditionen und (byzantinischen bzw. orientalischen) Liturgien bzw. Riten. Die Zahl der "unierten" Gläubigen in Österreich betrug Schätzungen zufolge vor dem Ukraine-Krieg bis zu 20.000. Die Mehrzahl der unierten Christen lebt in und rund um Wien, es gibt aber auch in den Bundesländern zahlreiche Gemeinden.
Die meisten katholischen Ostkirchen feiern Ostern nach dem Gregorianischen Kalender, also am selben Tag wie die Westkirchen. Neben der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche feiern auch die Gläubigen der Äthiopisch-katholischen und Eritreisch-katholischen Kirche nach dem Julianischen Kalender das Osterfest.
Bei den Ukrainern in Österreich ist es etwas kompliziert: Die zwei Gemeinden in Wien richten sich nach dem Julianischen Kalender, die anderen Gemeinden (Salzburg, Graz, Linz, Feldkirch, Innsbruck) grundsätzlich nach dem Gregorianischen. Durch die Flüchtlinge aus der Ukraine, die natürlich nach dem Julianischen Kalender feiern, ist nun alles in Bewegung gekommen.
Seit dem 1. Oktober 2018 sind alle unierten Ostkirchen kirchenrechtlich im "Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich" organisiert. Der jeweilige Erzbischof von Wien - also derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den unierten Kirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung - mit allen Rechten und Pflichten - für Gläubige und Priester dieser Kirchen, die einen Wohnsitz in Österreich haben. Generalvikar des "Ordinariats für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich" ist Erzpriester Yuriy Kolasa, als Kanzler fungiert Andreas Lotz, zugleich Vizekanzler der Erzdiözese Wien.
Zu den in Österreich vertretenen byzantinischen katholischen Ostkirchen gehören die Ukrainische, Rumänische, Slowakische und Melkitische griechisch-katholische Kirche sowie vereinzelt Gläubige der griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).
Die orientalischen unierten Ostkirchen in Österreich sind die Chaldäische Kirche, die Maronitische Kirche, die Syro-Malabarische und Syro-Malankarische katholische Kirche sowie die Armenisch-katholische Kirche und einzelne Gläubige der Koptisch-katholischen und Syrisch-katholischen Kirche. Und seit Kurzem eben auch die Äthiopisch-katholische und Eritreisch-katholische Kirche.
Infos: www.katholischeostkirchen.at