"Gerade auf einem Festival, unter dem Einfluss von Musik, Schlafentzug und auch Alkohol, kommen manchmal Dinge zum Vorschein, die man im Alltag sonst vielleicht verdrängen kann", so Baumgartner.
"Gerade auf einem Festival, unter dem Einfluss von Musik, Schlafentzug und auch Alkohol, kommen manchmal Dinge zum Vorschein, die man im Alltag sonst vielleicht verdrängen kann", so Baumgartner.
Referent für Festivalseelsorge, Florian Baumgartner: Viel Gesprächsbedarf bei Festivalbesuchern, Glaubens- oder Kirchenthemen spielen dabei aber kaum eine Rolle.
Die kirchliche Präsenz bei den großen Musik-Festivals im Sommer in Form von Festivalseelsorgern wird "zum allergrößten Teil wirklich sehr positiv" aufgenommen. Das hat der Linzer Referent für Festivalseelsorge, Florian Baumgartner, am im Interview auf "katholisch.de" betont.
Im Zuge der österreichweiten Kampagne "Denk Dich Neu" sind Festivalseelsorger bei allen großen Festivals mit einem Team vor Ort und stehen zu Gesprächen zur Verfügung - aktuell etwa noch beim Electric Love Festival am Salzburgring; aber auch beim Nova Rock Festival oder dem Frequency Festival waren Festivalseelsorger vor Ort.
Tatsächlich würden viele Menschen das Gespräch mit den Seelsorgerinnen und Seelsorgern suchen, berichtete Baumgartner. Dabei würden oftmals im Alltag verdrängte Themen angesprochen: "Gerade auf einem Festival, unter dem Einfluss von Musik, Schlafentzug und auch Alkohol, kommen manchmal Dinge zum Vorschein, die man im Alltag sonst vielleicht verdrängen kann". Bei den Veranstaltungen könne etwas hochkommen, "was man bereden möchte - aber nicht unbedingt mit dem Kumpel, mit dem man auf dem Festival ist. In solchen Situationen werden wir als Ansprechpartner geschätzt", so Baumgartner. In den meisten Gesprächen gehe es um die Situation auf dem jeweiligen Festival. Etwa 20 bis 25 Prozent der Gespräche gingen in die Tiefe.
"Da vertrauen uns dann manche an, dass sie sich depressiv fühlen, dass sie eine schlimme Nachricht aus dem persönlichen Umfeld erhalten haben - oder sogar, dass sie Suizidgedanken haben", erklärte Baumgartner. "Wir sind natürlich keine Psychologen, aber wir vermitteln in solchen Situationen Hilfe. Was wir tun können, ist die Leute in der konkreten Situation zu stabilisieren."
Dass Glaubens- oder Kirchenthemen eine Rolle in den Gesprächen spielten, komme eher selten vor. Es tauchten immer wieder kritische Fragen auf, so Baumgartner. "Da lassen wir uns dann auch auf die eine oder andere Glaubensdiskussionen ein." Insgesamt seien die Reaktionen auf die Anwesenheit von Seelsorgern auf Musikfestivals "zum allergrößten Teil wirklich sehr positiv". Die Seelsorger seien meist an einem Zelt präsent oder auf dem Festivalgelände unterwegs.
Für seine Praxis als Gemeindeseelsorger nutze er vor allem die Offenheit, auf Menschen zuzugehen, sagte Baumgartner. "Wir wollen als Kirche ja nicht nur für kirchlich sozialisierte Menschen da sein, sondern unser Auftrag aus dem Evangelium heraus ist, für alle Menschen da zu sein - egal, wo oder wie sie ihr Leben leben". Da müsse die Kirche immer wieder schauen, welche Angebote sie machen könne.
Im April hat die Katholische Kirche in Österreich die Kampagne "Denk Dich Neu" gestartet. Sie zielt auf Jugendliche und junge Erwachsene ab und möchte sie zu einem neuen Gespräch und einem "Austausch auf Augenhöhe" einladen. Dazu informiert die Initiative u.a. auf der Website www.denkdichneu.at über besondere Events und Veranstaltungen wie Festivals, Talkformate oder Jam-Sessions.