Was die Menschen am meisten wundere, sei, dass sie kein Geld dafür bekommt, dass "wir das tun, weil wir für andere da sein wollen", berichtet Festivalseelsorgerin Julia Ruf.
Was die Menschen am meisten wundere, sei, dass sie kein Geld dafür bekommt, dass "wir das tun, weil wir für andere da sein wollen", berichtet Festivalseelsorgerin Julia Ruf.
Als Seelsorgerin hat Julia Ruf zahlreiche Gespräche beim "Nova Rock" geführt und stieß dabei auf viel Wohlwollen.
Warum ist Kirche auf Musikfestivals präsent? Geht es um Kirchen-PR oder gar Mission? Nein, sagt Festivalseelsorgerin Julia Ruf. Die 29-jährige Religionslehrerin war zuletzt beim "Nova Rock"-Festival im Einsatz. "Wir sind nicht dort, um zu missionieren oder Werbung für die Kirche zu machen, sondern um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen zuzuhören", betonte Ruf im Interview mit der Kirchenzeitung der Erzdiözese Wien, "Der Sonntag". "So sagen wir ihnen das auch, wenn sie zu unserem Stand kommen und fragen, was wir hier tun: Zuhören."
Im Rahmen der auf Jugendliche und junge Erwachsene abzielenden Initiative "Denk Dich Neu" ist die katholische Kirche heuer auf sechs Festivals österreichweit vertreten - dem "Szene Openair", dem "Electric Love Festival", dem "Woodstock der Blasmusik", dem "Nova Rock", dem "Frequency" und dem "Shutdown Festival".
Oftmals würden berufliche oder familiäre Schieflagen und Probleme bei den Gesprächen thematisiert, berichtete Ruf. Viele belaste der Job, auch die Pandemie sei ein Thema. "Sie meinen, sie können das Festival gar nicht richtig genießen", auch hätten viele "niemanden, mit dem sie reden können. Sie fühlen sich unverstanden von ihrem Partner" - und professionelle Hilfe zu suchen, sei oftmals zu schambesetzt.
Vorbehalte gegenüber ihr als katholischer Seelsorgerin oder der Kirche habe es bei den Gesprächen jedenfalls nicht gegeben. "Ich habe sehr viele Gespräche geführt, aber keinen einzigen negativen Kommentar über die Kirche gehört", erzählte Ruf. Was die Menschen am meisten wundere, sei, dass sie kein Geld dafür bekommt, dass "wir das tun, weil wir für andere da sein wollen". Irgendwann sei sie gefragt worden, warum sie bei der Kirche sei. Ihre Antwort: "Weil ich an Gott glaube und glaube, dass er uns alle liebt."
Im April hat die Katholische Kirche in Österreich die Kampagne "Denk Dich Neu" gestartet. Sie zielt auf Jugendliche und junge Erwachsene ab und möchte sie zu einem neuen Gespräch und einem "Austausch auf Augenhöhe" einladen. Dazu informiert die Initiative u.a. auf der Website www.denkdichneu.at über besondere Events und Veranstaltungen wie Festivals, Talkformate oder Jam-Sessions.