"Wir erlebten viele sehr bleibende Momente, in denen wir den Hl. Franziskus als Beispiel, durch den Gottes Liebe sichtbar wurde, kennenlernen und Gottes Gegenwart spüren durften", so Theresa Zinner.
"Wir erlebten viele sehr bleibende Momente, in denen wir den Hl. Franziskus als Beispiel, durch den Gottes Liebe sichtbar wurde, kennenlernen und Gottes Gegenwart spüren durften", so Theresa Zinner.
Die Pilgerreise „Auf den Spuren des Heiligen Franz von Assisi“, organisiert in Kooperation mit der Berufungspastoral der Erzdiözese Wien, nahm anhand der Biografie des Heiligen Franziskus die Themenschwerpunkte „Gott, Identität und Berufung“ in den Blick. Auf den Spuren des Heiligen beschäftigten sich die Pilger/innen mit ihrer eigenen Berufung.
Die Teilnehmerin Theresa Zinner erzählt von ihren Eindrücken.
Auf den Spuren des Hl. Franziskus erleben, wie er zu seiner persönlichen Berufung gefunden hat, und sich gleichzeitig darauf einzulassen, was Gott jedem von uns zu sagen hat – dazu waren wir eingeladen. Wir, sieben junge Erwachsene, begleitet von Schwester Romana-Maria (Schwestern der Jüngersuche) und Kaplan Anselm Becker (geistlicher Assistent in der Berufungspastoral der EDW) machten uns Mitte Juli für knapp eine Woche auf den Weg nach Assisi, um dem Hl. Franziskus, uns selbst und letztlich Gott zu begegnen.
Unsere Reise begann mit einem gemeinsamen Segensgebet in Wien Liesing, bevor wir nach Bologna aufbrachen. Hier feierten wir am nächsten Tag gemeinsam Hl. Messe und erhielten danach von einem Dominikanerbruder eine Führung durch die San Domenico Basilika. Diese gab uns viel Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des Dominikanerordens, sowie über den Hl. Dominikus, dessen sterbliche Überreste in einem imposanten Marmorgrabmal in einer Seitenkapelle der Basilika zu finden sind. Der Nachmittag auf der Isola Maggiore lud zur Entspannung, zum Zur-Ruhe-Kommen, zum Insel-Erkunden oder Schwimmen ein. Sehr bereichernd war der anschließende Austausch über das Tagesevangelium direkt am See. Körperlich und geistig gestärkt ging es weiter in die Hauptstadt der italienischen Provinz Umbrien, nach Perugia. Obwohl wir hier nur wenige Stunden verbrachten, waren wir beeindruckt vom unterirdischen Weg in das Stadtzentrum, der einer Festung gleicht und auf das 16. Jahrhundert zurückzuführen ist. Ein traumhafter Ausblick auf die Stadt und ein köstliches Abendessen rundeten diesen besonderen Tag ab. Spät abends kamen wir müde, aber erwartungsvoll, was die nächsten Tage wohl für uns bereithalten würden, in Assisi an und bezogen unser Quartier für die nächsten Tage: das Monastero Sant´Andrea, das von Franziskanerinnen betrieben wird.
Die folgenden Tage waren geprägt von der Begegnung mit dem Leben des Heiligen Franziskus (1181/82-1226). Franziskus wurde als Sohn eines wohlhabenden Tuchhändlers geboren. Er wurde Ritter und Soldat, hatte jedoch Visionen, die ihn zu Bescheidenheit und Dienst am Nächsten – ganz nach dem Vorbild von Jesus – aufforderten. Er verkaufte seinen Besitz und verschrieb sich einem Leben in Armut.
Wir besichtigten die San Francesco Basilika, wo auch das Grab des Heiligen ist, und erhielten dort durch eine unglaublich spannende Führung von Franziskanerbruder Thomas Einblicke in die Lebensgeschichte des Heiligen. Wir beteten vor dem Franziskuskreuz, vor dem der Hl. Franziskus den Auftrag erhielt, San Damiano, eine damals aufgelassene Kapelle, wieder aufzubauen. Wir feierten Hl. Messe in San Damiano und sangen den berühmten Sonnengesang von Franziskus, ein Hymnus auf die von Gott begründete Schöpfung. Wir wanderten zum Eremo delle Carceri, einem Klosterbau am Monte Subasio, wo sich der Hl. Franziskus in Sehnsucht nach Stille gerne zum Gebet zurückzog. Wir besichtigten und beteten in der Basilika Santa Maria degli Angeli, die um die Portiunkula-Kapelle gebaut wurde, welche heute als Ursprungsort der franziskanischen Bewegung gilt.
Den letzten Abend in Assisi verbrachten wir auf der Rocca Maggiore, einer Befestigungsanlage von Assisi, wo wir ein Picknick genossen, staunend den Sonnenuntergang beobachteten, die vergangenen Tage Revue passieren ließen, ein Abendlob gestalteten und uns einfach über das Zusammensein in unserer Gemeinschaft freuten.
Dass Gottes Pläne oftmals anders sind als die, die wir Menschen uns machen, erlebten wir an den letzten beiden Tagen unserer Reise. Eine Autopanne führte dazu, dass wir – anders als ursprünglich geplant – eine weitere Nacht in Italien verbringen sollten. Als besonderes Geschenk empfanden wir es, dass wir nach einem anstrengenden Tag des Wartens am Abend einige Stunden am Meer verbringen konnten. Bevor es am letzten Tag tatsächlich nach Wien zurückging, besichtigten einige von uns noch Ravenna, eine Stadt, die vor allem für seine Mosaike und frühchristlichen Kirchen bekannt ist.
Neben all den besonderen Orten, die wir in diesen Tagen kennenlernen durften, waren es auch die spirituellen Impulse, die uns auf so unterschiedliche Art Gottes Gegenwart spüren lassen sollten. Das gemeinsame Lesen und der Austausch über Bibelstellen oder das Apostolische Schreiben „Gaudete et exsultate“ von Papst Franziskus boten uns die Möglichkeit, uns tiefer mit unseren Glaubensüberzeugungen, aber auch unseren Fragen auseinanderzusetzen. Das tägliche Morgenlob, das Rosenkranzgebet, das Feiern der Hl. Messe, aber auch Zeiten des stillen, individuellen Betens gaben uns vielfältige Möglichkeiten der Gottesbegegnung und Vertiefung unseres Glaubens. Sehr berührend war auch der Abend der Barmherzigkeit, der uns alle einlud vor Gott zu treten, so wie wir sind, mit dem, was wir haben, mit all unseren Fragen, mit unserer Dankbarkeit, mit unserem Ringen, mit unserem Lob - mit all unserem Sein.
Erschöpft, aber mit viel Dankbarkeit im Herzen kehrten wir schließlich nach Österreich zurück. Die Tage in Assisi waren geprägt von unzähligen wertvollen Begegnungen – in der Gemeinschaft und mit Gott. Wir sind sehr, sehr dankbar, dass Kaplan Anselm und Schwester Romana-Maria diese besondere Reise so wunderbar organisiert und uns die Teilnahme ermöglicht haben. Wir erlebten viele sehr bleibende Momente, in denen wir den Hl. Franziskus als Beispiel, durch den Gottes Liebe sichtbar wurde, kennenlernen und Gottes Gegenwart spüren durften.