Schwertner: Schulstartpaket bis zu 300 Euro kann "enorme finanzielle Belastung" sein. Caritas unterstützt Familien mit Schulstartaktion und in Lerncafes.
Dem Schulstart am 5. September in Wien blicken viele Eltern neben der Freude und Aufregung auch mit Sorge angesichts der Teuerung entgegen. Ein Schulstartpaket kostet bis zu 300 Euro, was für viele eine "enorme finanzielle Belastung" sei, wie Klaus Schwertner, gf. Direktor der Caritas der Erzdiözese Wien, am Dienstag im Caritas-Laden (Carla) Mittersteig zum Auftakt der Caritas-Schulstartaktion feststellte. In diesen Kosten einberechnet seien noch keine Wander- oder Projekttage. 2.000 Schülerinnen und Schüler werden laut Schwertner derzeit österreichweit in 62 Lerncafés kostenlos mit Nachhilfe unterstützt. Das sei dank Spenden und dem Einsatz von 960 Freiwilligen möglich, unter ihnen die Journalistin beim Medientermin anwesende Barbara Coudenhove-Kalergi.
Die Schulstartaktion brauche es auch heuer wieder, weil der Bedarf an günstigem Material dringend notwendig sei, betonte Schwertner. "Was schön zu sehen ist, und ich glaube, das brauchen wir in diesen krisenbehafteten Zeiten, dass wir nach wie vor einen großen Zusammenhalt spüren." Das sei etwa beim Sammeln von Schulsachen mit der YoungCaritas vor dem Sommer deutlich geworden. Dabei wurden 468 Schultaschen und andere Artikel gespendet, die in Mutter-Kind-Häusern verteilt wurden. "Ich glaube, das ist eine Kraft, die wir im Blick nach vorne dringend brauchen - diesen Zusammenhalt, diese Solidarität", unterstrich Schwertner.
Einmal mehr mahnte er, nicht auf die von Armut Betroffenen zu vergessen. Schwertner forderte von der Bundesregierung, die Sozialhilfe rasch und grundlegend zu reformieren. Deren Höhe sei zu gering und liege deutlich unter der Armutsgefährdungsschwelle. Deshalb braucht es aus Sicht der Caritas eine deutliche Erhöhung auf ein armutsfestes Niveau, bundesweit einheitliche Kinderrichtsätze und eine Übernahme der tatsächlichen Wohnkosten. Und das Beispiel der Lerncafés mache deutlich: "Wir brauchen eine langfristige Ausweitung von kostenlosen Förderungsmaßnahmen und außerschulischen Lernangeboten für Schulkinder - besser heute als morgen", betonte Schwertner.
Rund 368.000 Kinder und Jugendliche sind laut aktueller EU-SILC-Erhebung in Österreich armutsgefährdet. In Wien ist beinahe jedes vierte Kind von Armut betroffen. In den Sozialberatungsstellen der Caritas seien die Folgen spürbar. Aktuell sei ein deutlicher Anstieg der Hilfeansuchen wahrzunehmen. "Die Krise macht jene noch ärmer, die es vorher schon waren, darunter beunruhigend viele Kinder und Jugendliche", erzählte Schwertner.
Unterstützung gab es von Barbara Coudenhove-Kalergi, die als Freiwillige der Caritas Nachhilfe an einer "Brennpunktschule" leistet: Wenn die Ungleichheiten im Bildungssystem zunehmen, habe das auch einen "besorgniserregenden Einfluss" auf die Chancen im weiteren Leben der betroffenen Kinder. "Wir sollten uns mit Kinderarmut nicht abfinden und müssen jedes Kind auf die Bildungsreise mitnehmen!", betonte die Publizistin. Sie sehe jeden Tag, dass es für die Eltern erleichternd ist, wenn sie Schulmaterial und Nachhilfe nicht bezahlen müssen. Wichtig sei es aber auch für das Selbstwertgefühl und den Optimismus der Kinder, wenn sie zu Schulbeginn etwas Neues herzeigen können, berichtete sie.
Alice Uhl, Leiterin der youngCaritas, hob die Spendentätigkeit der Jugendlichen hervor: "9.195 Schülerinnen und Schüler haben in Wien und Niederösterreich Schulmaterialien für Kinder und Jugendliche in unseren Einrichtungen gesammelt. 56 Schulen spendeten mehrere hundert Schultaschen und tausende Federpennale, Stifte, Hefte, Lineale und Handarbeitskoffer."
Caritas-Bildungsprojekte im In- und Ausland können online unter www.wirhelfen.shop unterstützt werden.
Durch ein gemeinsames Projekt mit der Post können auch Schulpakete für geflüchtete Kinder aus der Ukraine kostenlos verschickt werden.
Infos: www.carla-wien.at