1722 war es Kaiser Karl VI., der persönlich den Grundstein zur Kirche "Santa Maria de Mercede" in Wien-Alsergrund legte, die Kirche, die heute die Kirche des Priesterseminars ist.
1722 war es Kaiser Karl VI., der persönlich den Grundstein zur Kirche "Santa Maria de Mercede" in Wien-Alsergrund legte, die Kirche, die heute die Kirche des Priesterseminars ist.
Festjahr mit Ausstellungen und Gottesdiensten erinnert an besondere Geschichte der Kirche "Santa Maria de Mercede" in Wien-Alsergrund - Schönborn: "Wenn Orte eine Geschichte haben, hat das auch eine prägende Bedeutung für die Gegenwart, für unsere Hausgemeinschaft".
Vor 300 Jahren wurde der Grundstein zu einem "unbekannten Juwel" unter den Wiener Barock-Kirchen gelegt: 1722 war es Kaiser Karl VI., der persönlich den Grundstein zur Kirche "Santa Maria de Mercede" in Wien-Alsergrund legte. Die Kirche, die ursprünglich zum spanischen Hospital zählte, das 1717 von Karl VI. zur Versorgung seiner spanischen Untertanen errichtet wurde, dient heute als Kirche des Wiener Priesterseminars.
Entsprechend feierte das Seminar das Jubiläum am Samstag mit einer Festmesse, an der u.a. Kardinal Christoph Schönborn, Bischof Alois Schwarz (St. Pölten) und Generalvikar Michael Wüger (Eisenstadt) teilnahmen. Seit 2012 findet die Ausbildung des Wiener, St. Pöltner und Eisenstädter Priesterseminars gemeinsam unter einem Dach im Gebäude in der Boltzmanngasse statt.
In seiner Predigt ging Kardinal Schönborn auf die bewegte Geschichte der Kirche ein, deren heutiges Patrozinium und Name auf die selige Jungfrau Maria Mercedes verweist. Die Gründung des Mercedarierordens geht auf eine Erscheinung der Maria de Mercede im Jahr 1218 zurück. Später wurde in dem Gebäude des spanischen Hospitals ein Waisenhaus untergebracht, welches von den Schulbrüdern geleitet wurde. Ab 1914 wurde das Wiener Priesterseminar in das Haus verlegt. "Wenn Orte eine Geschichte haben, hat das auch eine prägende Bedeutung für die Gegenwart, für unsere Hausgemeinschaft", stellte Kardinal Schönborn fest. Dies gelte auch für die Spiritualität der Mercedarier, die Gefangene und Sklaven im Mittelalter unter Gabe ihres eigenen Lebens freigekauft haben.
"Es ist etwas Wunderbares, wenn wir das Leben in seiner Lebendigkeit spüren. Aber wir dürfen nicht vergessen: Leben ist gefährdet von Anfang an", so Kardinal Schönborn unter Verweis auf die Tageslesung aus dem Buch Kohelet. Für diese Überzeugung seien die Mercedarier eingetreten - hoffend und wissend, dass ihre Hingabe für andere dem Willen Gottes entspreche. Und so gelte auch heute noch: "Wenn wir aus dem Geist des Evangeliums leben, so kann es uns nicht egal sein, wenn Millionen Menschen - ob schuldig oder nicht - in Gefängnissen sitzen", rief Schönborn die Seminaristen auf, sich vom Geist des Hauses inspirieren zu lassen und sich in besonderer Weise für Menschen an den Rändern des Lebens einzusetzen.
Der Gottesdienst, bei dem Bischof Schwarz und Generalvikar Wüger konzelebrierten und an dem neben den aktuellen und früheren Seminaristen auch die spanische Botschafterin Cristina Fraile Jimenez de Munana teilgenommen hat, bildete zugleich den Auftakt zu einem Jubiläumsjahr mit zahlreichen Veranstaltungen und Gottesdiensten. Geplant ist u.a. eine Studienreise der Seminaristen nach Barcelona, eine Vernissage zur Geschichte der Seminarkirche und ein Konzert mit spanischer und österreichischer Musik des 17. Jahrhunderts. Auch zwei neue Tafeln für die Fassade der Kirche sind geplant. Eine Wien-Tafel und eine Gedenktafel für den Orden der Mercedarier und das spanische Hospital sollen angebracht werden. Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildet ein Festgottesdienst am 24. September 2023 - dem Tag der Einweihung der Kirche durch den damaligen Wiener Erzbischof Sigismund von Kollonitz.
Das Erzbischöfliche Priesterseminar Wien wurde 1758 von Erzbischof Christoph Anton Graf Migazzials als Ausbildungsstätte für Priester gegründet. 1914 wurde das Wiener Priesterseminar von Kardinal Gustav Piffl vom Curhaus neben dem Stephansdom in das neu erworbene Gebäude in der Boltzmanngasse verlegt, um mehr Platz für die große Anzahl an Seminaristen zu schaffen. Seit 2012 findet die Ausbildung des Wiener, St. Pöltner und Eisenstädter Priesterseminars gemeinsam unter einem Dach im Gebäude in der Boltzmanngasse statt. Regens Richard Tatzreiter leitet das Seminar gemeinsam mit den Subregenten Markus Muth, P. Lorenz Voith, Nikolaus Vidovic und den Spiritualen P. Michael Meßner und Peter Miscik.