Die Caritas bittet um Spenden für Menschen in Österreich, die sich die Heizung, Essen oder das Wohnen nicht mehr leisten können.
Die Caritas bittet um Spenden für Menschen in Österreich, die sich die Heizung, Essen oder das Wohnen nicht mehr leisten können.
Caritas und Sozialforschungsinstitut SORA präsentieren "alarmierenden und zugleich ermutigenden" Monitor zu "Teuerungen und Inflation in Österreich". Neun von zehn Befragten für vorrangige Hilfe für Armutsbetroffene, aber acht von zehn fürchten um sozialen Zusammenhalt.
"Alarmierend und ermutigend zugleich" sind für die Caritas die Ergebnisse des in ihrem Auftrag vom Sozialforschungsinstitut SORA erstellten Monitors zu "Teuerungen und Inflation in Österreich": Aus der am Donnerstag in einer Lebensmittelausgabestelle der Caritas in Wien-Floridsdorf präsentierten Befragung von 1.011 Personen in Österreich über 15 Jahren geht hervor, dass acht von zehn Interviewten um den sozialen Zusammenhalt als Folge der Teuerungskrise fürchten. Zugleich sieht die Caritas - vertreten durch Caritas-Österreich-Generalsekretärin Anna Parr und Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner - Rückenwind durch die hohe Solidaritätsbereitschaft sogar unter weniger von der Rekordinflation betroffenen Befragten: Neun von zehn Befragten fordern vorrangige Hilfe für Armutsbetroffene.
SORA-Direktor Christoph Hofinger sprach bei der Vorstellung der wichtigsten Befragungsergebnisse zu den Folgen der Teuerungswelle und den Wünschen nach politischem Gegensteuern von einer "fordernden Situation" für die Gesellschaft. Besonders betroffen sei das untere Einkommensdrittel, wo sieben von zehn Befragten Sorge wegen einer möglichen Verschuldung aufgrund der gestiegenen Preise bekunden (bei der Gesamtbevölkerung 41 Prozent) und fast zwei Drittel bereits Einsparungen bei Urlaub, Kultur und Freizeit vornehmen müssen. Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung (54 Prozent) ist "sehr" bzw. "ziemlich" besorgt, dass sie ihre Wohnung nicht warmhalten kann. Und 52 Prozent geben an, sich wegen der Teuerung im Alltag - zum Beispiel beim Lebensmitteleinkauf - einschränken zu müssen.
Für Schwertner wird deutlich: In der aktuellen Krise geht es zuallererst um kalte Wohnungen und um leere Kühlschränke, "in weiterer Folge aber auch um den sozialen Zusammenhalt in unserem Land". Er bezog sich dabei auf hohe Zustimmung zur Aussage "Wenn die Politik die Folgen der Teuerung nicht wirksam bekämpft, wird der soziale Zusammenhalt in Österreich dauerhaft geschwächt". Als einen von vielen "Seismografen" der Caritas in Österreich, "die aktuell ein sehr beunruhigendes Bild zeichnen", bezeichnete der geschäftsführende Caritasdirektor die Lebensmittelausgabestelle in der Wiener Galvanigasse 3. Der "Seismograf zeige noch kein Erdbeben, keinen Tsunami an", so Schwertner, aber hier werde deutlich, dass die Armut stetig zunimmt und immer mehr Menschen unter Druck geraten.
Die Lebensmittelausgabestellen der Caritas hätten zuletzt schmerzhafte Einschnitte bei der Ausgabemenge an einzelne Haushalte verzeichnen müssen. Das liegt nach den Worten Schwertners nicht daran, dass es weniger Sachspenden der rund 300 Supermärkte gibt, mit denen die Wiener Caritas kooperiert, sondern daran, dass die Nachfrage so stark gestiegen sei. Solange Lebensmittel weggeworfen werden, wolle die Caritas in ihrem Bemühen nicht nachlassen, auf diesem Weg Not zu lindern.
Caritas-Österreich-Generalsekretärin Parr zitierte den Fiskalrat, wonach das gesamte untere Einkommensdrittel in Österreich - immerhin 1,4 Millionen Haushalte - von der Rekordinflation hart getroffen werde. "Damit dringt Armut und Armutsgefährdung bis in die Mitte unserer Gesellschaft vor." Die Caritas sehe es als ihren Auftrag, in Not zu helfen, aber auch Sprachrohr der Armutsbetroffenen gegenüber der Politik zu sein. Dass selbst jene Personen, die sich derzeit nicht finanziell einschränken müssen, die Maßnahmen gegen die Armutsgefährdung mit großer Mehrheit befürworten, müsse Ermutigung zu ambitionierter Sozialpolitik sein, sagte Parr.
Mit Schwertner war sich die Generalsekretärin einig, dass jede Pauschalkritik an der Regierungslinie in Bezug auf Inflationsbekämpfung überzogen sei: "In diesen Chor wollen wir nicht mit einstimmen", so die Caritas-Vertreter. Die ausgeschütteten Einmalzahlungen seien wertvoll, aber nicht nachhaltig genug - es brauche ergänzende Reformen bei Sozialtransfers, so Parr.
Und weiter: "Wenn wir die stärkste Inflation seit mehr als 50 Jahren erleben, müssen wir auch mit dem stärksten Sozialstaat darauf antworten", hielt die Caritas-Generalsekretärin fest. Auch die bereits geplante Wertanpassung greife zu kurz, es brauche Valorisierung auf ein armutsfestes Niveau. Parr und Schwertner forderten darüber hinaus eine Reparatur der Sozialhilfe und - so Parr: "Die angekündigte und verschobene Reform des Arbeitsmarktes muss eine soziale sein. Auch hier benötigen wir eine Anhebung des Arbeitslosengeldes und der Notstandshilfe auf ein existenzsicherndes Niveau." Beide Leistungen seien von der geplanten Valorisierung mit Jahresanfang nicht umfasst.
Mehr Kosten müsste auch zu mehr Hilfe führen, erinnerte Parr an die neue Inlandshilfe-Kampagne der Caritas. Es gelte in der aktuellen Krise zusammenzustehen, um möglichst vielen Menschen in Österreich ein Leben ohne Armut zu bieten. Die Caritas hat ihr Hilfsangebot in ganz Österreich zuletzt erweitert: Die Zahl der Sozialberatungsstellen in ganz Österreich wurde heuer von 56 auf 71 erhöht, um Bedürftigen möglichst regional konkrete Unterstützung anzubieten. Zudem werden Betroffene erstmals auch online beraten; seit dem Start im Frühjahr waren dies bereits 3.300 Menschen - zusätzlich zu den 68.000 Personen, die 2021 in den Sozialberatungsstellen direkt oder indirekt Hilfe fanden.
Die Caritas bittet um Spenden für Menschen in Österreich, die sich die Heizung, Essen oder das Wohnen nicht mehr leisten können: "Jede einzelne Spende zählt!" (Spendenkonto bei der Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort: Inlandshilfe; Online-Spenden: www.caritas.at/helfen)