Seit 1954 wird in der Wiener Votivkirche eine Kopie des Guadalupe Gnadenbildes verehrt.
Seit 1954 wird in der Wiener Votivkirche eine Kopie des Guadalupe Gnadenbildes verehrt.
In Österreich lebende Lateinamerikaner feierten ihre Schutzpatronin in der Votivkirche, wo seit 1954 ein Guadalupe-Altar im nördlichen Seitenschiff errichtet ist.
Rund 150 in Wien lebende Lateinamerikaner sowie Österreicher haben am Montagabend in der Votivkirche einen Gottesdienst zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe gefeiert. Das in Mexiko und weltweit am 12. Dezember begangene Fest der Schutzpatronin Lateinamerikas erinnert an die Marienerscheinungen des Indigenen Juan Diego Cuauhtlatoatzin während der spanischen Conquista. Die Botschaft dieses Ereignisses sei eine "adventliche" und habe nichts an Aktualität eingebüßt, erst recht angesichts persönlicher Sorgen und Nöte, betonte Hauptzelebrant Jorge Curiel Rojas, ein in Wien wirkender Priester aus Mexiko, bei dem Gottesdienst.
Das Guadalupe-Ereignis enthalte viele Parallelen zu dem im Lukasevangelium geschilderten Besuch der Jungfrau Maria bei Elisabeth, erklärte der Priester. "Maria eilte zu ihrer Cousine, um ihr zu helfen und ihre Freude über die baldige Ankunft Jesu zu teilen. Sie trug Jesus Christus zu Elisabeth und auch zu Juan Diego" - schließlich sei die mexikanische Madonna letzterem ebenfalls als Schwangere erschienen. Für sie sei die Begegnung mit Juan Diego so wichtig gewesen, dass sie sogar nach dem Indio gesucht hätte, als ihr dieser einmal aus dem Weg gehen wollte, um seinen Onkel zu pflegen.
Besonders verwies Curiel auf die Worte Mariens "Dein Herz soll sich nicht betrüben - bin nicht ich, deine Mutter, bei dir?", die in dem in der Nahuatl-Sprache verfassten Erstbericht über die Erscheinungen, dem "Nican Mopohua", verzeichnet sind. Diese Antwort auf die von dem Indio vorgebrachten Sorgen seien eine bleibende Zusage Mariens, "auch für uns heute. Sie ist ein Zeichen der Hoffnung in unseren Nöten, die wir zur Mutter Jesu bringen können, damit sie bei ihm für uns Fürsprache hält und für unsere Anliegen eintritt."
Unter den Anwesenden waren auch der mexikanische Botschafter Luis Javier Campuzano Pina, sein kolumbianischer Amtskollege Miguel Camilo Ruíz Blanco, beide jeweils mit ihren Ehegattinnen, sowie Mitglieder der diplomatischen Vertretungen El Salvadors und auch weiterer lateinamerikanischer Länder. Am Altar standen bei der in spanischer Sprache gefeierten Eucharistiefeier neben Curiel noch zwei weitere Mexikaner: Der heuer zum Priester geweihte Neupriester Alonso Ramirez Garcia, sowie der Diakon und Priesterkandidat Gaheris Diaz Betancourt.
Für den letzten Teil des wie schon in den Vorjahren am Hauptaltar gefeierten Gottesdienstes begaben sich alle Mitfeiernden ins nördliche Seitenschiff der Votivkirche, wo vor dem Guadalupe-Altar nach dem Schlusssegen das mexikanische Geburtstagslied "Las Mananitas" sowie weitere Marienlieder gesungen wurden.
Die Marienerscheinungen von Guadalupe trugen sich im Jahr 1531 in einem heutigen Randbezirk von Mexiko-Stadt zu. Laut den Berichten beauftragte die mit Gesichtszügen einer Mestizin erschienene Jungfrau Maria den Seher Juan Diego - er wurde 2002 heiliggesprochen - mit dem Bau einer Kirche, um hier den Menschen "Liebe, Hilfe und Mitgefühl" zu vermitteln. Da dem Indio anfangs nicht geglaubt wurde, erhielt er mitten im Winter erblühte Rosen als Zeichen, zudem hinterließ die Jungfrau auf dem Umhang ("Tilma") Juan Diegos ihr Bild, das bis heute in der Guadalupe-Basilika von Mexiko hängt und verehrt wird. Bis heute gilt als ungeklärt, wie das Gemälde der "Morenita" (Dunkelhäutige) auf das Gewebe gelangt ist.
Seit 1954 wird in der Wiener Votivkirche eine Kopie des Gnadenbildes verehrt. Eingang fand es hier in Hinblick auf die Gestalt des Bruders von Kaiser Franz Joseph I., Maximilian, der der Initiator der Votivkirchen-Errichtung war und dessen kurze Regierungszeit als Kaiser von Mexiko 1867 tragisch endete. Er galt als großer Verehrer der Muttergottes von Guadalupe und verfügte in seinem Testament über die Errichtung eines "gut beleuchteten Guadalupe-Altars", der bis heute der größte seiner Art in Europa ist, wie Dalila Leon-Kostal, Präsidentin der Österreich-Mexikanischen Gesellschaft und Organisatorin des schon seit 1991 jeweils am 12. Dezember stattfindenden Gottesdienstes, darlegte. Mit der Kirche am Mexikoplatz besitzt Wien zudem einen weiteren eng mit Mexiko verbundenen Sakralbau.