Beranek äußerte sich in dem Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" zur Frage, wie spirituelle und religiöse Angebote der Kirche gerade für "Konfessionslose", die sich keiner Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlen, aussehen könnten.
Beranek äußerte sich in dem Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" zur Frage, wie spirituelle und religiöse Angebote der Kirche gerade für "Konfessionslose", die sich keiner Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlen, aussehen könnten.
Wiener Pastoralamtsleiter Beranek in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" über die kirchliche Annäherung an die inhomogene Gruppe der Konfessionslosen, die in Wien mit 34 Prozent die Mehrheit bilden.
Authentisch gelebtes Christentum ist in einer säkularisierten Umwelt wichtiger denn je. "Die lange Phase einer selbstverständlichen kirchlichen Prägung ist vorbei", weiß der Wiener Pastoralamtsleiter Markus Beranek. Umso wichtiger sei es vor diesem Hintergrund, "dass kirchliche Orte geprägt sind von Menschen, die glaubhaft Gott suchen und glaubhaft den Glauben leben". Man merke dies einer Gottesdienst-Gemeinde ebenso an wie einem Prediger, sagte der Seelsorge-Verantwortliche in der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Es komme auf die persönliche Beziehung zu Jesus und zu Gott an, um Glaubens- und Kirchenferne anziehen zu können. "Theologische Stehsätze ..., die schon zerbröseln in dem Augenblick, wenn sie gesagt sind", seien fehl am Platz.
Beranek äußerte sich in dem Interview zur Frage, wie spirituelle und religiöse Angebote der Kirche gerade für "Konfessionslose", die sich keiner Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlen, aussehen könnten. Diese - und nicht mehr die Katholiken - bilden laut Statistik Austria seit 2021 in Wien mit 34 Prozent die zahlenmäßig größte Gruppe. Darunter fielen "ganz unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten und Prägungen und auch einem ganz unterschiedlichen religiös-christlich-kirchlichen Hintergrund", unterstrich der Pastoralamtsleiter. Die Bandbreite reiche von aus der katholischen Kirche Ausgetretenen, die sich aber als christlich verstehen, bis hin zu jenen, die keine Berührungspunkte mit Religion und auch keine diesbezügliche Prägung haben.
Für "Suchende" nach Sinn und Halt habe die Kirche Angebote wie "Stille in Wien" im Kardinal-König-Haus, so Beranek. Er nannte Klöster als "Orte, die für Spiritualität stehen". Es gebe auch Glaubenskurse oder spezifische Gottesdienste, "um mit Menschen auch sehr niederschwellig, vielleicht sogar außerhalb der Kirche, Gottesdienst zu feiern". Für die Kirche sei es "ein ganz großes Lernfeld", solche Orte der Einübung und konkreten religiösen Erfahrung zur Verfügung zu stellen, betonte der Pastoralamtsleiter. Es gelte Gelegenheiten zu schaffen, wo Interessierte "ganz konkret Glauben lernen oder Glauben einüben" können, wo sie beten oder meditieren lernen oder Anleitungen bekommen, um in die Stille zu kommen.
Ein "Zerrbild von Kirche" wäre laut Beranek die oft zitierte "kleine Herde" im Sinne von Gruppen, die abgeschlossen und völlig losgelöst von ihrem Umfeld ihren Glauben leben. Gegen jede "Abkapselung" sprach er sich für ein leidenschaftliches Interesse an Menschen und an gesellschaftlichen Entwicklungen aus. Der Verbundenheit mit Jesus solle entsprechen, in welchen Lebenssituationen sich heutige Zeitgenossen befinden? "Was tut sich in Kunst und Kultur? Wo taucht etwas von dieser Suche und von dieser Sehnsucht nach Gott auf, wo wir uns auch selber bereichern lassen können und wo wir dem selber auf die Spur kommen?"
Beranek erteilte jeglicher Abwehrhaltung gegenüber dem vermeintlich unchristlichen Zeitgeist eine Absage. Sein Hinweis: "Es geht nicht darum, dass wir Gott hintragen, sondern es geht darum, dass wir diesem Gott, der schon längst da ist, auf die Spur kommen. Und dies gerade auch in der Begegnung mit Menschen, die anders denken oder die spirituell suchend sind oder sich gar nicht als gläubig bezeichnen."
Berührungspunkte gebe es mit heutigen Menschen auch im sozial-karitativen Engagement der Kirche oder im Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, wies Beranek hin. "Christlich gesagt: Es geht um den gemeinsamen Einsatz für eine gute Welt." Dabei geht es auch darum, einen "Raum offenzuhalten, dass Menschen diesem Gott auf die Spur kommen können. Und es geht nicht in erster Linie darum, zukünftige Kirchenbeitragszahler zu rekrutieren."
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