Geradezu "explodiert" sei etwa die Aktion "Wärmestube", die in bereits 38 Pfarren umgesetzt werde, wie Generalvikar Nikolaus Krasa berichtet.
Geradezu "explodiert" sei etwa die Aktion "Wärmestube", die in bereits 38 Pfarren umgesetzt werde, wie Generalvikar Nikolaus Krasa berichtet.
Generalvikar Krasa verweist im "Kurier" auf erfolgreiche Aktion "Wärmestube" in vielen Pfarren. Erzdiözese Wien muss jährliche Ausgaben um fünf Prozent kürzen. Sprecher Prüller: Auch Nichtkatholiken tragen kirchliches Sozialengagement mit. Dompropst Brandmayer: Fokus auf Strukturdebatten hilt nicht.
Die Teuerung und der demographische Wandel führen in der Erzdiözese Wien zu einer "empfindliche Verschärfung des seit Jahren laufenden Sparprogramms". Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Hilfsaktionen - denen die Kirche auch nachkommt, wie aus einem Bericht des "Kurier" hervorgeht. Geradezu "explodiert" sei etwa die Aktion "Wärmestube", die in bereits 38 Pfarren umgesetzt werde, wie Generalvikar Nikolaus Krasa darlegte. Diese Anlaufstellen für Obdachlose und Menschen, die wegen der hohen Heizkosten, aus Einsamkeit oder anderen Gründen soziale Wärme suchen, ordnete Krasa dem kirchlichen Bemühen zu, den Glauben "mehr durch Taten als durch Worte - spürbar und anziehend zu machen".
Der Generalvikar verwies auf einen Auftrag, den Kardinal Christoph Schönborn bereits Anfang der 2000er-Jahre erteilt habe: "Wir sollen uns auf unsere Mission besinnen, indem wir den Menschen von Gott erzählen, der alle liebt und mit ihnen ist." Gottvertrauen erlebbar zu machen, bedeute, "Missionare im besten Sinn zu sein". Daran sollen sich nach den Worten Krasas die Strukturen der Kirche anpassen. "Im Zentrum steht die Seelsorge und nicht, Gebäude zu erhalten."
Zugleich müsse sich auch die katholische Kirche mit den Folgen der Teuerung herumschlagen. In der Erzdiözese Wien müssen die jährlichen Ausgaben von derzeit 140 Millionen um fünf Prozent gekürzt werden, wie es im "Kurier" hieß. Die Inflation von im Vorjahr 8,6 Prozent würden nicht zur Gänze auf die Kirchenbeiträge aufgeschlagen, sondern im Schnitt um nur drei Prozent erhöht. "Die Teuerung trifft die Kirche also doppelt", folgerte der "Kurier": höhere Ausgaben, geringere Einnahmen.
Dazu kommt der Umstand, dass Jahr für Jahr mehr Kirchenmitglieder sterben, als Kinder durch die Taufe dazukommen. Das werde dazu führen, dass die bisher stabilen Einnahmen aus den Kirchenbeiträgen ab dem kommenden Jahr sinken.
Die Wiener Kirchenleitung bemühe sich um schlankere Strukturen. Die Zahl der ursprünglich rund 660 Pfarren werde durch Zusammenschlüsse und Kooperationen reduziert. Das führt nach den Worten von Generalvikar Krasa auch zu neuen Kontaktformen: In der neuen Pfarre zur frohen Botschaft im 4. Wiener Bezirk etwa hätten sich kleine Kirchenchöre für Großaktionen wie coole Flashmobs oder Konzerte in der Karlskirche zusammengeschlossen.
Michael Prüller, Kommunikationschef der Erzdiözese, wies darauf hin, dass sich die Klientel der Kirche zunehmend wandle. Wurde früher hauptsächlich für Entwicklungshilfe gespendet, kämen heute immer mehr Menschen, die selbst Hilfe brauchen. Prüller sprach aber auch von mehr Helfern, insbesondere in Zusammenhang mit Flüchtlingsbetreuung: "Menschen, die nicht in erster Linie Katholiken sind, kommen und sagen: Gut, dass es euch gibt. Kann ich irgendwie helfen?" Dieses Engagement sei hochwillkommen und passe zur Grundausrichtung der Kirche, so Prüller: "Die Caritas, die Nächstenliebe, gehört zum Wesen des Christseins. Das kann man nicht weglassen."
Im Sonntags-"Kurier" kam auch Franz Xaver Brandmayr, der Wiener Neustädter Dompropst und frühere Rektor der "Anima", eines österreichisch-deutschen Pilger- und Studienhauses in Rom, zum Thema Kirchenaustritte zu Wort. "Ich bin überzeugt, dass das ein Problem des Glaubens, nicht von Strukturen ist", stellte er eine andere Diagnose als jene, die den Grund für die sinkenden Katholikenzahlen primär in mangelnder Reformbereitschaft der Kirche sehen. Kritik übte Brandmayr am deutschen "Synodalen Weg": "Das geht in eine vollkommen falsche Richtung" - der Fokus liege auf Machtfragen, aber genau darum dürfe es nicht gehen.
Bezüglich des vom Papst initiierten weltweiten synodalen Prozesses erhofft sich der Dompropst "neuen Schwung". Franziskus gehe es freilich in erster Linie um das Aufeinander-Zugehen, das Suchen von Verständigung, er wende sich klar gegen vordergründige Strukturdebatten. Der synodale Prozesses zeige schon in vielen Weltregionen eine große Dynamik, die Frage sei freilich, "wieweit man die Europäer mobilisieren kann, ... weil wir gern endlos über Sachen diskutieren, die dann letztlich nicht viel bringen".
Freilich, "der Wind bläst uns entgegen", kommentierte Brandmayr die Lage der Kirche. Doch er sehe auch keinen Grund für überzogenen Pessimismus. Krisen der Kirche habe es zu allen Zeiten gegeben, man dürfe sich nicht entmutigen lassen.