"Heute sind immer mehr die Personen selber die Botschaft, die sie verkünden. Die Menschen folgen Jesus, der Person - und damit seiner Botschaft", so Ali Mahlodji.
"Heute sind immer mehr die Personen selber die Botschaft, die sie verkünden. Die Menschen folgen Jesus, der Person - und damit seiner Botschaft", so Ali Mahlodji.
Ali Mahlodji, vom Flüchtling und Schulabbrecher zum internationalen Unternehmer und Vortragenden in Klassenzimmern, Gefängnissen und Konzernen, sprach vor 150 jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Erzdiözese Wien.
Ali Mahlodji gehört zu den Gründern der höchst erfolgreichen Internet-Plattform whatchado. Sie hilft jungen Menschen, ihren persönlichen Weg in Ausbildung und Berufswahl zu finden. Heute schreibt Ali Mahlodji Bestseller („Und was machst du so? Vom Flüchtling und Schulabbrecher zum internationalen Unternehmer“, „Entdecke dein Wofür: Der Weg zu einem Leben, das wirklich deins ist“ und versucht, als Vortragender (in Klassenzimmern, Kerkern, Konzernen und vielen Orten mehr) Menschen zu motivieren, ihr eigenes, sinnerfülltes Leben zu leben.
Der „vocational speaker“ war am vergangenen Dienstag, 21. Februar 2023, zu Gast bei den unter-35-jährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Erzdiözese Wien, die im Rahmen des Prozesses „Priorisieren und Finanzieren“ zusammenkamen, um über die Zukunft der Kirche in unserer Erzdiözese zu sprechen. Er hat dort über ihre Berufung und Befähigung gesprochen – und über die Frage, wie man das Wesentliche wiederfindet.
Im Anschluss dazu haben wir ihm einige Fragen gestellt:
In einer Welt der Unsicherheit einen Ort zu schaffen, wo die Menschen Sicherheit spüren. Es gibt uralte Lebensweisheit: Wie man das Leben meistern kann. Und es gibt Menschen, die diese Wahrheit kennen, die innere Sicherheit fühlen, resilient sind, wissen, dass es im Leben rauf- und runtergeht. Es braucht eine Institution, wo man solche Menschen erlebt, die Menschen wieder begeistern, den Geist geben. Die größte Reichweite unter solchen Institutionen hätte die Kirche. In Momenten großer Probleme gehe auch ich in die Kirche und suche dort innere Einkehr.
Pfarre sollte ein Ort sein, wo du sein kannst, wie du bist. Wenn du deinen Wert spürst, wie du bist, dann entdeckst du Gott in dir. Es muss jeder willkommen sein. Die Pfarre ist der einzige Ort, wo du kein 'Like' brauchst, damit es passt. Oder anders gesagt: In der Pfarre 'liked' dich jeder.
Es geht da immer um eine Bereinigung des Portfolios. Am besten fängt man mit der Frage an: Warum hat es uns jemals gegeben? Also: die Daseinsberechtigung von damals – und wie schaut das heute aus? Mit der Verbindung von Mensch und Gott? Wie muss diese Verbindung heute gelebt werden? Heute sind die Dinge anders – früher gab es die Pummerin, um auf die Kirche aufmerksam zu machen, aber was sind die Tools und Methoden von heute und morgen? Und es kommt auf die eigene Haltung an: Signalisieren, dass der Wille da ist, mit der Welt da draußen mitzuwachsen. Wenn man das glaubwürdig kommuniziert, werden Menschen vieles verzeihen.
Ich bin in einer muslimischen Familie aufgewachsen, hab mich aber vom islamischen Religionsunterricht abgemeldet und mir in der Schulzeit jeden anderen Religionsunterricht reingezogen. Den Unterschied hat immer gemacht, ob da eine Person ist, die dich begeistern kann, die den Geist weitergibt. Der Simmeringer Pfarrer war an meiner Schule Religionslehrer, den haben die Kinder geliebt. Keiner hat es bei ihm als Makel gefunden, anders zu sein: Muslim zu sein, schwul zu sein… Das war richtig cool damals.
Wenn es keine Kirche in der Stadt gäbe – wo könnte man hingehen, um Einkehr zu suchen? Aber das Gebäude ist nur sekundär. Es sind die Menschen, zu denen man gerne geht. Wenn die Menschen passen, kannst Du auch in der Turnhalle beten. Heute sind immer mehr die Personen selber die Botschaft, die sie verkünden. Die Menschen folgen Jesus, der Person - und damit seiner Botschaft.
Bei der heutigen Veranstaltung mit jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Erzdiözese hat zu Beginn eine Poetry-Slammerin die Zeile gebracht: „Ich bin mit einem Sinn in diese Welt gestellt.“ Eine Mehrheit der Teilnehmer hat zum Ausdruck gebracht, den Sinn des eigenen Lebens noch nicht gefunden zu haben. Wie kann man Menschen helfen, den Sinn ihres Lebens zu entdecken?
Indem man ihnen einen Spiegel vorhält: Was hat alles in der Vergangenheit dein Herz bewegt? Nimm deine Lernerfahrungen der letzten zehn, zwanzig Jahre, reihe sie aneinander wie Perlen einer Halskette und schau, was sie für ein Muster zeigen. Lernerfahrungen sind immer Krisen und Probleme, die uns stärker machen. Seien wir uns ehrlich: Aus Erfolgen hat der Mensch noch nie was gelernt. Das Gehen lernen wir als kleine Kinder durchs Auf-die-Schnauze-Fallen. Eine Krise oder schlechte Zeiten sind nur deswegen Probleme, weil du noch nicht weißt, wie du damit umgehen kannst. Wenn du aber durch so eine Krise durch bist, macht dich das fähig, anderen zu helfen. Diese Erfahrungen verbindest du dann mit dem großen Wunsch, den du in deiner Kindheit hattest. Glückliche Menschen sind oft die, die zu den Erwachsenen geworden sind, die sie sich selber in der Kindheit gewünscht hätten.
Ich glaube an das Leben und dass immer alles gut wird - wenn wir nur nicht immer in kurzen Jahreszyklen denken, sondern in Lebensräumen. Ich glaube, dass jeder Mensch alles, was er braucht, in sich trägt, dass kein Mensch ein Fehler im System ist. Und ich habe in meinem Leben immer gespürt, dass es etwas gibt, das dich trägt und allem Sinn gibt; ich habe bei jeder schmerzhaften Erfahrung gewusst: Für irgendwas wird’s schon gut sein. Das war immer da.