Der Generalvikar der katholischen Ostkirchen in Österreich feierte am Samstag im Stephansdom "Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomus" in deutscher und ukrainischer Sprache. Vorsitzender des ökumenischen Rates in Österreich kritisierte fehlende Friedensverhandlungen und Aufrüstung.
Die Ukraine steht trotz des Krieges für das größte Geschenk, das Gott den Menschen gegeben hat, die Freiheit: Darauf hat der Erzpriester Yuriy Kolasa, Generalvikar der katholischen Ostkirchen in Österreich, am Samstag im Stephansdom hingewiesen. Kolasa feierte gemeinsam mit den ukrainisch-griechisch-katholischen Priestern aus Wien die "Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomus" in deutscher und ukrainischer Sprache um Frieden für die Menschen in der Ukraine. Mit dem Gottesdienst beende er einen "Gebets-Marathon", der seit Montag in ganz Österreich in Gedenken an den Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine (24.2) erinnert hat. Ziel war es, den Millionen Opfern und Vertriebenen eine Stimme zu geben, erläuterte Kolasa.
Mitgefeiert haben u.a. der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan, der Wiener Weihbischof Franz Scharl sowie die ÖVP-Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler. Grußworte kamen auch von Kardinal Christoph Schönborn, der sich seit Freitag auf Einladung der Muslim World Leage in Saudi-Arabien aufhält. Er bete jeden Tag für die Menschen in der Ukraine, einen gerechten Frieden und ein Ende des Krieges, las Kolasa aus dem schriftlich vorliegenden Grußwort vor.
Der Generalvikar für die katholischen Ostkirchen bezeichnete den Angriffskrieg in seiner Predigt als ungerecht, unbegründet, brutal und völkerrechtswidrig. Der Krieg habe bereits Tausende von Tote und Verletze mit sich gebracht. Millionen von Frauen, Kindern, Kranken und Alten mussten ihre Häuser verlassen. Er erwähnte auch die Deportation tausender ukrainischer Kinder nach Russland. Positiv strich Kolasa die "Welle der Solidarität in Österreich" hervor, die die Herzen der Betroffenen berühre, und er bedankte sich im Namen der in Österreich befindlichen ukrainischen Flüchtlingen.
"Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen." - Diese Worte aus dem Evangelium stellte Kolasa in das Zentrum des gemeinsamen Gebets um Frieden und sagte: "Segne und beschütze alle, die die unschuldigen Menschen in der Ukraine verteidigen. Segne und beschütze alle Sicherheitskräfte im Einsatz, Ärzte und Freiwilligen, die ihr Leben opfern, um andere zu retten. Gib uns die Kraft, die Wunden des Krieges zu heilen, die Wunden, die jeder von uns in seiner Seele, in seinem Herzen trägt."
Auch ein Jahr seit Beginn des Ukraine-Konflikts gebe es noch keinen Frieden, merkte der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan in seinen Abschlussworten an. "Es stimmt uns sehr traurig und macht uns betroffen, dass all die Friedensappelle scheitern." Ständig werde nur von Aufrüstungen geredet und Friedensverhandlungen seien nicht absehbar.
Die Angriffe auf Zivilisten sowie die Übergriffe auf Frauen und Kinder verurteilte der Vorsitzende des ökumenischen Rates in Österreich scharf. Man dürfe die Kriegsverbrechen nicht ignorieren, forderte der Bischof. Es sei eine gemeinsame Aufgabe, nicht nur in der Ukraine, sondern auch an Bergkarabach oder Syrien, Frieden zu stiften. Gemeinsam mit den Schwesterkirchen wolle er die Hoffnung auf Versöhnung nicht aufgeben. Bischof Tiran gedachte auch an den Betroffenen der Erdbeben in der Türkei und Syrien.
Rund um den Jahrestag des Angriffs Russlands auf die Ukraine (24. Februar) gab es in ganz Österreich zahlreiche Messen und ökumenische Gottesdienste für die Kriegsopfer und für den Frieden. Die österreichischen Bischöfe riefen zu einem österreichweiten "Tag des Gebets, Fastens und der Solidarität" auf. Die "Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomus" wurde auch online übertragen (Link:https://www.youtube.com/watch?v=IhNPbZ-WK-Q).