"Es täte der Politik und unserem Land gut, wenn der Umgangsstil sich wieder deutlich verbessern würde", sagte der Wiener Erzbischof im Interview in der Sonntag-Ausgabe der "Kronen Zeitung".
"Es täte der Politik und unserem Land gut, wenn der Umgangsstil sich wieder deutlich verbessern würde", sagte der Wiener Erzbischof im Interview in der Sonntag-Ausgabe der "Kronen Zeitung".
Kardinal in "Kronen Zeitung": Was bei Parlaments-Wiedereröffnung "groß versprochen" wurde, blieb aus". "Vollstes Verständnis" für junge Menschen, die sich um Klima sorgen.
Kardinal Christoph Schönborn hat Kritik an dem in Österreich üblichen Umgangsstil in der Politik geübt. "Das, was bei der Wiedereröffnung des Parlaments groß versprochen und vom Bundespräsidenten eingemahnt worden ist, blieb aus. Es täte der Politik und unserem Land gut, wenn der Umgangsstil sich wieder deutlich verbessern würde", sagte der Wiener Erzbischof im Interview in der Sonntag-Ausgabe der "Kronen Zeitung". Schönborn beklagte den "allgemein rauen Ton, die ständigen Beschuldigungen, das Suchen der Fehler beim anderen, der Gelegenheiten, dem politischen Gegner eins auszuwischen". Dabei komme seiner Ansicht nach das Gemeinwohl zu kurz. Dass die Politiker vor Ostern vielleicht mit Worten fasten, wäre "ein sehr guter Vorschlag", meinte Schönborn auf eine entsprechende Frage.
So wie er in seiner gesamten Amtszeit immer Kontakt zum jeweiligen Regierungschef pflegte, gelte das auch beim aktuellen Bundeskanzler Karl Nehammer. "Wir haben ein sehr gutes Gesprächsklima", erwähnte der Kardinal als Beispiel einen vorweihnachtlichen Besuch am 23. Dezember, wo er sich mit Nehammer mehr als eine Stunde lang ausgetauscht habe.
Befragt nach den jungen Menschen, die sich für das Klima auf den Straßen ankleben, sagte Schönborn: "Ich habe vollstes Verständnis für Menschen, die sich größte Sorgen machen, und mich erschüttert, wie unsensibel wir immer noch in dieser Frage sind." Die Methode des Anklebens sei "wahrscheinlich nicht die erfolgversprechendste". Aber dass die jungen Klimaaktivisten darauf hinweisen, dass ihr Anliegen alle angeht, "ist vollkommen legitim". Wegen der zu befürchtenden Folgen unzureichender Umweltpolitik zeigte sich Schönborn besorgt: "Wir Alten werden es nicht mehr erleben. Aber die Jungen werden damit leben müssen."
Über seine Erkrankung an Prostatakrebs im Jahr 2019 und seinen Lungeninfarkt 2021 berichtete der Kardinal, er habe festgestellt, "dass man sich, wenn man wirklich krank ist, sehr schwer sammeln kann". Er habe im Gebet seine Ohnmacht und Hilflosigkeit vor Gott hingelegt und gesagt: "Ich bin ein armes Würschtel." Er glaube jedenfalls, "dass wir nach diesem einen Leben nach Hause gehen dürfen", so Schönborn weiter. Er hoffe, "dass Gott mir barmherzig ist und mir den Himmel schenkt, wo ich befreit sein werde von meinen Grenzen und Fehlern".