Als Erwachsenentaufen werden in der katholischen Kirche Taufen ab dem 14. Lebensjahr gezählt
Als Erwachsenentaufen werden in der katholischen Kirche Taufen ab dem 14. Lebensjahr gezählt
Feierliche Zulassung von 64 Taufkandidaten in der Erzdiözese Wien. Taufbewerberzahl nach stärkeren Jahrgängen weiterhin durch Corona und Veränderungen bei der Migration bedingt.
Die Osternacht gilt im Christentum als klassischer Tauftermin - und zwar nicht nur für kleine Kinder, sondern auch für Erwachsene, die bei diesem Fest nach einjähriger Vorbereitung das Sakrament der Aufnahme in die Kirche empfangen. Mehr als 150 Taufen von erwachsenen "Katechumenen" wird es heuer in der katholischen Kirche österreichweit geben, rund 120 davon allein in der Osterzeit. Das entspricht in etwa der Zahl des Vorjahres und auch dem langjährigen Schnitt, wiewohl es von 2016 bis zum Beginn der Corona-Pandemie eine teils vielfach höhere Anzahl (2017 sogar 890) erwachsener Täuflinge gab. 64 Taufkandidatinnen und -kandidaten aus der Erzdiözese Wien erhielten am Mittwochabend in der Pfarrkirche Altottakring bei einer Vesperfeier die Taufzulassung überreicht.
Bei diesen Zulassungsfeiern sind neben den Katechumenen auch die Taufpaten und Gemeindepfarrer anwesend, die das tatsächliche Interesse der Taufkandidatinnen und -kandidaten am katholischen Glauben sowie die Ernsthaftigkeit ihrer Taufvorbereitung und auch ihre Teilnahme am Gemeindeleben bezeugen. Zentrale Elemente sind unter anderem die Anrufung der Heiligen, der Eintrag in ein "Buch des Lebens" und die feierliche Überreichung der vom Ortsbischof - in Wien Kardinal Christoph Schönborn - unterzeichnete Urkunde zur Taufzulassung.
Der Wiener Pastoralamtsleiter Markus Beranek als Vorsteher der Feier in Altottakring sprach in seiner Predigt über die Verwandlung, die in einem Menschen, der sich auf Gott einlässt, vor sich gehe. Dieser wandle sich - biblisch gesprochen - von einem harten "Herz aus Stein" in ein lebendiges "Herz aus Fleisch". Er rief die Täuflinge in diesem Sinne dazu auf, sich nicht "versteinern" zu lassen durch die Zeitumstände und zahlreichen Krisen, welche Kennzeichen der "unerlösten Welt" seien. Erfahrungen von Kriegen, Bedrängnis, Verlust oder existenzieller Not haben etliche Taufbewerber bereits selbst gemacht, verdeutlichten Glaubenszeugnisse, die bei der Feier in anonymisierter Form verlesen wurden. Bei anderen trugen Sinnkrisen oder die Bekanntschaft mit Gläubigen zum Wunsch bei, selbst Christ zu werden.
Unter den zugelassenen Täuflingen der Erzdiözese Wien stellten erstmals seit vielen Jahren die Österreicher mit 23 Personen die größte Gruppe dar, gefolgt von Katechumenen aus dem Iran (14), Afghanistan (7) und Deutschland (4). 15 weitere Herkunftsnationen waren vertreten, namentlich Ungarn, Frankreich, Kroatien, Bosnien und Bulgarien, weiters Türkei, Irak, Kirgisistan und China, sowie Burkina Faso, Kenia, Kongo und die USA. Mit einer Anzahl von jeweils 32 hielten sich Männer und Frauen unter den Taufbewerbern diesmal die Waage. Die meisten von ihnen waren zwischen 20 und 40 Jahren alt, neun erst zwischen 14 und 19 Jahre. Vier Fünftel stammten aus dem Vikariat Wien-Stadt.
Dass sich bei der Zahl der Täuflinge nach den Spitzenjahren ab 2015, als infolge der Flüchtlingsströme besonders viele Migranten um das Sakrament der Taufe baten, wieder ein Normalzustand eingependelt hat, führt Daniel Vychytil, Leiter des Koordinationsbüros für Katechumenat und Asyl der Österreichischen Bischofskonferenz und auch Katechumenats-Zuständiger in der Erzdiözese Wien, unter anderem auf die Corona-Pandemie zurück. "Der Erstkontakt mit der Kirche geschieht bei potenziellen Taufinteressenten oft im Pfarrcafé oder anderen Formen direkter Begegnung, welche jedoch bis knapp vor Beginn der Taufvorbereitung voriges Jahr nur eingeschränkt möglich waren", so der Theologe.
Positiv vermerkte Vychytil, dass in Wien die Zahl der in Österreich geborenen Katechumenen konstant und sogar leicht angestiegen sei. Weiters spiegle die große Vielzahl der vertretenen Nationen die "Buntheit" der katholischen Kirche in Wien. Etliche der Täuflinge haben zudem in den zahlreichen anderssprachigen katholischen Gemeinden der Bundeshauptstadt eine Heimat gefunden. Bis zum Jahresende wird sich die Gesamtzahl der Erwachsenentaufen in Wien noch erhöhen: Rund 20 bis 25 zusätzliche Täuflinge erwartet der Katechumenats-Verantwortliche für den zweiten Wiener Zulassungstermin, der seit einigen Jahren im Herbst stattfindet und für den Taufempfang in den Wintermonaten berechtigt.
35 Menschen werden in den nächsten Wochen auch in der Erzdiözese Salzburg in einer Feier mit Weihbischof Hansjörg Hofer für die Taufe zugelassen. Viele davon kommen aus dem Nahen Osten, ein knappes Dutzend aus Österreich. Die anhaltend hohe Zahl führt der diözesane Zuständige, Johannes Wiedecke, auf großes ehrenamtliches Engagement in den Pfarren und geistlichen Gemeinden für Neuzugänge im Glauben zurück. "Oft helfen Einzelpersonen und lebendige Gemeinschaften zum Schritt, die Taufe zu verlangen, vor allem wenn die Begleitung ganzheitlich ist und nicht nur die Sakramenten-Vorbereitung betrifft", so die Erfahrung des Seelsorgers.
In der Diözese Linz werden voraussichtlich neun Erwachsene oder Jugendliche ab 14 Jahren getauft. Ein Teil von ihnen erhält demnächst die feierliche Zulassung von Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom. Auch in Graz gibt es heuer erstmals eine Zulassungsfeier, bei der Bischof Wilhelm Krautwaschl neun der insgesamt 15 Katechumenen die Erlaubnis zur Taufe erteilen wird. In den Diözesen Innsbruck und St. Pölten stehen jeweils drei Erwachsenentaufen bevor, in der Diözese Eisenstadt zwei mit wahrscheinlich weiteren Taufen im späteren Jahresverlauf, während aus Kärnten und Vorarlberg keine Zahlen bekannt sind.
In Österreichs überdiözesaner Zusammenarbeit für die Erwachsenentaufe wirkt auch jenseits der Landesgrenzen die Diözese Bozen-Brixen mit, wo bereits vergangenen Sonntag eine Zulassungsfeier mit Bischof Ivo Muser stattgefunden hat. Von den neun im Brixener Dom versammelten Taufbewerbern kamen vier aus italienisch- und fünf aus deutschsprachigen Pfarrgemeinden, informierte die Diözese. In der gesamtösterreichischen Aufstellung werden die angehenden neuen Südtiroler Christen freilich nicht berücksichtigt.
Als Erwachsenentaufen werden in der katholischen Kirche Taufen ab dem 14. Lebensjahr gezählt. Dabei empfangen die Täuflinge - anders als bei der Kindertaufe, die noch immer mit Abstand die häufigste Form der Aufnahme in die katholische Kirche ist - gleich auch das Sakrament der Firmung und der Eucharistie in derselben Feier. Vor der Taufe steht in der Regel eine mindestens einjährige Vorbereitungszeit mit regelmäßiger Glaubensunterweisung und Eingliederung in die Kirchengemeinde, auch durch öffentliche liturgische Zeichen im Gottesdienst wie Salbung, Überreichung eines Kreuzes oder Gebete der gesamten Gemeinde. Die Taufzulassung gilt als einer der letzten Schritte dieses Vorbereitungsweges.