In den Klöstern und Ordensgemeinschaften könne man erkennen: "Ja, hier ist ein Ort, wo Gott gesucht wird. Und das braucht diese Zeit, diese Gesellschaft, dringender denn je", so Birnbacher.
In den Klöstern und Ordensgemeinschaften könne man erkennen: "Ja, hier ist ein Ort, wo Gott gesucht wird. Und das braucht diese Zeit, diese Gesellschaft, dringender denn je", so Birnbacher.
Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz im Radio-Vatikan-Interview über bleibende Attraktivität der Orden und ihren Beitrag zum Synodalen Prozess in der Kirche. Beratungen in Rom über die Situation von Ordensgemeinschaften im Westen.
Dass im zunehmend säkularen Europa Klöster immer noch als besondere "Kraftorte" angesehen werden, verwundert den Salzburger Erzabt Korbinian Birnbacher nicht. Die Klöster seien "Orte oder Inseln, für manche vielleicht auch Gottesburgen, wo das Christsein exemplarisch gelebt werden kann", so Birnbacher im Interview mit Radio Vatikan. Er meine damit nicht "besser oder perfekt, sondern einfach authentischer. Natürlich auch mit Schwächen und mit Defiziten." In den Klöstern und Ordensgemeinschaften könne man erkennen: "Ja, hier ist ein Ort, wo Gott gesucht wird. Und das braucht diese Zeit, diese Gesellschaft, dringender denn je."
Im Blick auf den weltweiten Synodalen Prozess in der Katholischen Kirche betonte Birnbacher, dass hier die Orden sehr viel einzubringen hätten. Der Unterschied zwischen einer Ordensgemeinschaft und einem Betrieb sei der, "dass wir eine Lebensgemeinschaft sind. Das heißt, ich muss mit dem Mitbruder, mit der Mitschwester, die anderer Meinung ist, trotzdem unter einem Dach leben und muss sie annehmen, auch wenn ich nicht deren Meinung übernehmen kann, aus Gewissensgründen oder was auch immer." Er denke, so der Erzabt, "das ist ganz wesentlich, dass man nicht einfach nur auf einer geistig intellektuellen Ebene versucht, ein Problem zu klären und ein möglichst eindeutiges Votum herbeisehnt". Das sei Wunschdenken, "aber wir müssen eben mit dem Kompromiss leben, und zwar so, dass der jeweils andere auch leben kann".
Das erste Wort der Benediktsregel heiße "Höre", und das letzte Wort der Regel "Pervenies" - "damit du ankommst", so Birnbacher: "Also der Weg vom Hören zum Ankommen, zu einer konkreten Entscheidung."
Im Moment sei der Synodale Prozess eher noch eine Debatte, "die intellektuelle und spirituelle Auseinandersetzung mit einem Thema, das unterschiedlich wahrgenommen wird und bei dem auch legitim ist, dass es unterschiedliche Meinungen gibt". Die Kirche habe nicht die Befugnis, "etwas einfach durchzusetzen. Wir müssen einen Konsens finden." Die große Herausforderung liege darin, "dass das im Geist des Evangeliums, im Geist Jesu Christi und natürlich auch der Tradition der Kirche geschieht". Und damit meine er aber nicht "die vielen kleinen Traditionen, die uns so dominant und lieb im Wege stehen, sondern das große Ganze: auf das zu hören und das in einer versöhnten Verschiedenheit annehmen zu können. Dass ich niemanden überfordere oder überrolle."
Birnbacher nahm in dieser Woche an einer internationalen Ordenstagung (28. bis 30. März) in Rom teil, zu der das Dikasterium für das geweihte Leben (Religiosenkongregation) geladen hatte. Vertreterinnen und Vertreter aus 17 Ordenskonferenzen und Bischofskonferenzen waren gekommen, um über zu Ende gehende Ordensgemeinschaften und Hilfestellungen für diese zu beraten. Aus Österreich war neben dem Erzabt auch Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Ordenskonferenz, mit dabei. Die Teilnehmenden kamen aus Mittel- und westeuropäische Länder, aber auch aus Polen, den USA, Kanada und Australien. Auch die Verantwortlichen aus dem Dikasterium nahmen teil, allen voran Kardinal Joao Braz de Aviz und Erzbischof Jose Rodriguez Carballo.
Wie die heimischen Ordensgemeinschaften auf ihrer Website berichten, wurde während der Tagung deutlich, dass die Situationen in den einzelnen Ländern unterschiedlich ist. Manche Ordenskonferenzen würden gerade erst beginnen, sich diesem Thema zu widmen, andere hätten schon Bestandsaufnahmen durchgeführt oder bereits strukturelle Hilfen aufgebaut, wie dies etwa in Österreich mit dem "Institut Österreichischer Orden" der Fall sei.
Erzabt Birnbacher erläuterte im Radio-Vatikan-Interview, was es mit dem "Institut Österreichischer Orden" auf sich hat. Dieses sei eine Stiftung, "die vor allem den Immobilienbesitz von Klöstern und von Gemeinschaften, die am Aussterben sind, gemeinsam zentral verwaltet". Vom Ertrag, der dort erwirtschaftet wird, würden die eigentlichen Werke, wofür diese Orden einmal gestanden haben, finanziert und ermöglicht. Birnbacher: "Wir haben vor gut zehn Jahren damit begonnen, das mal durchzudenken, Statuten zu erstellen. Die wurden auf fünf Jahre zunächst von der damaligen Religiosenkongregation zugelassen und vor zwei Jahren mittlerweile schon dann definitiv erlassen."
Es sei "eine fantastische Sache, dass Kirchenbesitz Kirchenbesitz bleibt, Ordensbesitz Ordensbesitz bleibt, und nicht irgendwelchen Immobilienhaien in den Rachen geworfen wird. Klöster haben ja oft sehr schöne Standorte gehabt und es ist ganz wesentlich, dass diese Klöster - zum Beispiel in den Zentren von Städten - nicht total dem Kommerz unterworfen sind, sondern hier etwas ermöglicht wird, was der Allgemeinheit und natürlich auch der Kirche zugutekommt."
Man habe bei der Tagung von Kurienkardinal Braz de Aviz und Erzbischof Rodriguez auch rückgemeldet bekommen, dass das österreichische Modell ein sehr gutes sei, so Birnbacher, "zumindest für Europa, wenn nicht für die ganze Welt".