Die ungarische Gesellschaft sei, zweitens, immer schon und auch jetzt sehr plural, und diese Pluralität sei auch immer schon eine große Herausforderung für Ungarn gewesen, so Simon Ferenc.
Die ungarische Gesellschaft sei, zweitens, immer schon und auch jetzt sehr plural, und diese Pluralität sei auch immer schon eine große Herausforderung für Ungarn gewesen, so Simon Ferenc.
Dechant und Nationalkoordinator für die Ungarn-Seelsorge, Ferenc Simon: Besuch von Franziskus in Ungarn "eine Ehre". In Österreich leben rund 100.000 Ungarn, größere ungarisch-sprachige Gottesdienstgemeinden gibt es in Wien und den Landeshauptstädten.
Die Reise von Papst Franziskus nach Budapest wird auch von den in Österreich lebenden Ungarn freudig erwartet. "Auf jeden Fall sind die Ungarn froh darüber, dass der Papst nach Ungarn kommt", sagt der Wiener Dechant und Nationalkoordinator für die Ungarn-Seelsorge in Österreich, Ferenc Simon. Rund 15 Millionen Ungarn gibt es, von denen etwa 5 Millionen im Ausland leben. "Wir sind ein kleines Volk. Dass der Papst uns die Ehre gibt, uns zu besuchen, ist nicht selbstverständlich", meint der katholische Priester.
Zur großen Sonntagsmesse mit dem Papst auf dem Kossuth-Platz vor dem weltbekannten Budapester Parlamentsgebäude am 30. April ist der Zugang ohne vorherige Anmeldung möglich. Die Gelegenheit, den Papst zu sehen und mit ihm zu feiern, werden auch viele der 100.000 in Österreich lebenden Ungarn nutzen, ist Simon überzeugt. "Einige haben wir schon gesagt, dass sie dabei sein werden. Extra Gruppenfahrten veranstalten wir aber nicht, denn Ungarn ist so nahe. Alle können sich das selbst organisieren und viele verbinden das auch mit einem Besuch bei Verwandten und Freunden."
Wie viele der Ungarn in Österreich Katholiken sind, ist laut Simon nur schwer zu schätzen. "Die ungarische Gesellschaft war schon immer plural und dementsprechend ist das auch in Österreich abgebildet." Größere ungarisch-sprachige Gottesdienstgemeinden gibt es vor allem in Wien und den Landeshauptstädten. Dort kommt dann ein buntes Spektrum an Gläubigen zusammen: Familien und Studenten, Leute, die schon Jahrzehnten in Österreich oder auch schon hier geboren sind genauso wie Menschen, die sich nur kurz, etwa wegen der Arbeit, im Land aufhalten.
"Es ist sehr, sehr vielfältig", betont Simon. Früher seien auch viele der 1956 aus Ungarn nach Österreich Geflüchteten in den Gemeinden gewesen, die nun aber schon hochbetagt oder gestorben sind. Eine weitere aktuelle Entwicklung bemerkt der Priester: Die starke Familienförderung der ungarischen Regierung führe dazu, dass Familien wieder mehr Kinder bekommen und auch wieder nach Ungarn übersiedeln, aber weiterhin in Österreich arbeiten.
Regelmäßige ungarisch-sprachige Gottesdienste gibt es unter anderem wöchentlich in Wien in der Kirche Am Tabor und auch in Linz und Graz. In anderen Städten wie Salzburg. Klagenfurt oder Innsbruck finden Messen etwa einmal im Monat statt. Entsprechend unterscheiden sich die ungarischen Gemeinden auch in ihrer Größe. Wobei diese von ihrer Organisationsform her nicht mit Pfarrgemeinden verwechselt werden dürfen, wie Simon betont. "Wir sind keine Pfarre. Wir sind eine Gottesdienst-Gemeinde." Hinzu kommen Aktivitäten im kulturellen Bereich, wo man mit ungarischen Vereinen, Pfadfindern oder in Wien etwa mit dem Ungarischen Kulturinstitut Collegium Hungaricum kooperiert.
Auf neue Form veranstaltet werden soll künftig einer der Fixpunkte für ungarisch-sprachige Gläubige in Österreich: das Fest ihres Nationalheiligen Szent Istvan Kiraly (Hl. König Stephan von Ungarn) in Wien. Wie Simon berichtet, soll es künftig ökumenisch ausgerichtet sein. Anfang September wollen die Kirchen gemeinsam mit mehreren Vereinen heuer erstmals zusammen dazu einzuladen.
Simon einberechnet, sind österreichweit fünf katholische Priester mit der Seelsorge für die Ungarn beauftragt. Für sie alle ist die Seelsorge für ihre Landsleute aber eine zusätzliche Aufgabe, sind sie doch Pfarrer in "normalen" heimischen Pfarrgemeinden. Nationalkoordinator Simon selbst etwa ist seit vielen Pfarren Dechant und Pfarrer in Wien-Leopoldstadt, aber auch Diözesanbeauftragte für jüdisch-christliche Zusammenarbeit in der Erzdiözese Wien. Abseits der Nationalkoordination gibt es zudem in der Diözese Eisenstadt, wo viele Burgenlandungarn leben, ein eigenes Ungarisches Vikariat unter der Leitung von Bischofsvikar László Pál.
Dass gerade Politik und gesellschaftliche Entwicklungen in Ungarn in der österreichischen Öffentlichkeit oft kritisch kommentiert werden, nimmt natürlich auch Nationalkoordinator Simon wahr. Ein differenzierter Blick und drei Punkte sind dem Priester dazu wichtig. "Uns Ungarn eint die Liebe zur Freiheit. Es ist ganz wichtig für uns in Freiheit zu entscheiden, welche Wege wir gehen", meint er zum einen.
Die ungarische Gesellschaft sei, zweitens, immer schon und auch jetzt sehr plural, und diese Pluralität sei auch immer schon eine große Herausforderung für Ungarn gewesen. "Ich glaube, jetzt versuchen wir das auf einem guten Weg des Zusammenlebens zu lösen. Natürlich mit verschiedenen Problematiken und Streitigkeiten. Das gehört dazu." Und schließlich, so Simon: "Für mich wäre wichtig, dass wir, wenn wir über Ungarn reden, auch einen Ungarn dabei haben." Die Sichtweise der Ungarn sei vielleicht manchmal ein wenig anders, sagte der Priester, der das auch mit der Einladung verbindet, eine der ungarischen Gemeinden in Österreich zu besuchen.
Website der Ungarischen Gemeinde der Erzdiözese Wien: www.katolikus.at