Generalabt Dom Bernardus Peeters hat den Linzer Bischof Manfred Scheuer und den Vorsitzenden der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher, über die Auflösung des Stiftes Engelszell informiert.
Generalabt Dom Bernardus Peeters hat den Linzer Bischof Manfred Scheuer und den Vorsitzenden der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher, über die Auflösung des Stiftes Engelszell informiert.
Nachwuchsmangel und Altersstruktur machen laut Ordensleitung ein Verbleiben in Engelszell nicht mehr möglich.
Vor fast 100 Jahren, im Jahr 1925, haben Trappisten-Mönche das ehemalige Zisterzienser-Kloster Engelszell an der Donau wiederbesiedelt und zu einer neuen Blüte gebracht. Aufgrund von Nachwuchsmangel und der Altersstruktur verlassen die letzten vier Trappistenmönche das Stift in Oberösterreich. Das haben die heimischen Ordensgemeinschaften am Mittwoch mitgeteilt. Generalabt Dom Bernardus Peeters hat demnach in einem persönlichen Schreiben den Linzer Bischof Manfred Scheuer und den Vorsitzenden der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher, im Vorfeld über die Auflösung des Stiftes Engelszell informiert.
Erzabt Korbinian Birnbacher dankte in einer ersten Stellungnahme "den Ordensbrüdern der Trappisten für ihr Wirken in den letzten 100 Jahren. Den Verantwortlichen des Ordens gilt mein Dank für alle Bemühungen und meine Anerkennung für die klare Entscheidung, die ganz bestimmt nicht einfach zu fällen war. Ich wünsche den Mönchen alles Gute und Gottes Segen für die Zukunft. Die Österreichische Ordenskonferenz steht den Trappisten auch weiterhin gerne mit Rat und Tat zur Seite und hilft, wo Hilfe erbeten wird."
Wie die Trappisten selbst mitteilten, war seit Herbst 2022 eine Kommission für Engelszell im Einsatz. Im April 2023 sei man einstimmig zu dem Ergebnis gekommen, den Orden um die Aufhebung des Klosters zu bitten und für die Brüder einen neuen Lebensort zu suchen. Der Abschied aus dem Kloster werde in nächster Zeit erfolgen. Einen festen Termin dafür gebe es noch nicht. Auch für die Wirtschaftsbetriebe und für die Angestellten in den Betrieben sollen laut Orden gute Lösungen gefunden werden.
Seit 1925 bewohnen aus dem elsässischen Oelenberg stammende Trappisten die leerstehenden Klostergebäude von Stift Engelszell, in denen von 1293 bis 1786 Zisterzienser gelebt hatten. 1931 wurde das Kloster zur Abtei erhoben, 1939 jedoch vom Nationalsozialismus enteignet, fünf Mönche starben im Konzentrationslager. 1945 kehrten nur 22 von ursprünglich 73 Mönchen in die Abtei zurück und führten das Pflegeheim weiter, das im Kloster in den Kriegsjahren eingerichtet worden war, später ein modernes Gebäude nahe dem Kloster erhielt und heute von der Caritas geführt wird. Dazu kamen aus der damals jugoslawischen Abtei Marija Zviezda (Mariastern) vertriebene Mönche, die das Kloster verstärkten
Die monastische Lebensweise in Engelszell war auf Bitte des Linzer Diözesanbischofs Franz S. Zauner, untypisch für den Trappistenorden, auch von Aushilfsseelsorge in umliegenden Pfarren gekennzeichnet. Seit Ende der 1970er Jahre nahm die Mitgliederzahl beständig ab. Bereits nach der unfallbedingten Resignation von Abt Willibald Knoll 1989 stand erstmals die Schließung der Abtei im Raum. Einen kurzen Aufschwung nahm das mittlerweile kleine Kloster unter Dom Klaus Jansen, der aus der deutschen Abtei Mariawald zunächst als Superior eingesetzt worden war und schließlich zum Abt gewählt wurde. In den letzten Jahren nahm die Zahl der Mönche rapid ab. Nach der langen Amtszeit von Dom Marianus Hauseder, dem ersten und letzten aus Österreich stammenden Abt von Engelszell, leitete seit 2017 der Ölenberger Mönch Dom Hubert Bony das Kloster mit vier Mönchen als "Superior ad nutum".
Der Grundbesitz, in der Regel die wirtschaftliche Basis von Klöstern, ist im Falle des Stiftes Engelszell sehr bescheiden. Ein Gutteil der Einnahmen kommt daher aus der Gebäudevermietung und dem Tourismus mit Klosterladen. Neben der traditionellen Likörproduktion ist die in der Amtszeit von Abt Hauseder neu errichtete kleine Brauerei für die Wirtschaft des Klosters bedeutend. Das Trappistenbier entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem gefragten Exportschlager.
Das Stift Engelszell war das letzte deutschsprachige Männerkloster des Trappisten-Ordens, und gerade deshalb war es für die "Zisterzienser der strengen Observanz", die Trappisten genannt werden, von großer Bedeutung. Zuvor war 2018 die Abtei Mariawald in der Eifel geschlkossen worden. In Deutschland verbleiben zwei kleine Nonnengemeinschaften (Maria Frieden und Gethsemani) des Ordens. Einen großen Aufschwung nehmen die Trappisten und Trappistinnen zurzeit im Nachbarland Tschechien. Sowohl die Mönche von Nový Dvůr als auch die Nonnen im Kloster Naší Paní erfreuen sich zahlreicher Berufungen zum monastischen Leben. Dom Samuel Lauras, der Abt von Nový Dvůr wurde von Dom Dominique-Marie Schoch, Abt von Ölenberg und damit Immediat von Engelszell, zum monastischen Komissar bestellt.