Große Freude bei den Dominikanern in Wien.
Große Freude bei den Dominikanern in Wien.
Hunderte Menschen nahmen am Großereignis der Dominikaner teil. In ihrer Kirche S. Maria Rotunda im Herzen Wiens empfingen gleich drei junge Fratres durch das Gebet der Kirche und unter Handauflegung ihres Mitbruders Christoph Kardinal Schönborn, das Sakrament der Priesterweihe.
Besucher, Mitbrüder und -schwestern, Freunde und Verwandte aus dem In- und Ausland füllten am Samstag 20. Mai 2023, die prachtvolle Dominikanerkirche und brachten so ihre Verbundenheit mit den Weihekandidaten Gabriel Jordan Theis OP, Simon Hacker OP und Lucas Leonhard Wieshuber OP zum Ausdruck.
An der feierlichen, gut zweistündigen Zeremonie nahmen auch die Provinziale der beiden deutschsprachigen Dominikanerprovinzen, Pater Thomas G. Brogl OP (Provinz Hl. Albert in Süddeutschland und Österreich) und Pater Peter Kreutzwald OP (Provinz Teutonia), teil.
Eingebettet in die würdevolle Liturgie erinnerte Hauptzelebrant und Weihespender Christoph Kardinal Schönborn OP gleich zu Beginn seiner Predigt an den 27. Dezember 1970, an dem er selbst an diesem Ort zum Priester geweiht wurde. „Ich bin jetzt im 53. Priesterjahr“, sagte er, und – wissend, schmunzelnd mit Blick auf die drei Priesteramtskandidaten, „es liegt noch Einiges vor euch.“ Auch das von den Dreien ausgewählte Evangelium (Johannes 15,9-17) stellt eine persönliche Verbindung mit dem Kardinal her, denn in der Mitte dieses Evangeliums stehe, so der Wiener Erzbischof, das Wort, das er sich zum bischöflichen Wahlspruch erwählt habe: „Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“
Er werde keine Predigt über das Priestertum halten, stieg Kardinal Christoph Schönborn vertiefend ein, sondern über die Freundschaftsliebe Jesu, und er sagte: „Der heilige Thomas hat uns wunderbar gelehrt, was ist die Liebe. Sie ist Freundschaft. Caritas est amicicia. Da müssen wir ein wenig hineinschauen in dieses Evangelium, das aus den Abschiedsreden Jesu stammt, aus dem was Jesus im Abendmalsaal kurz vor seinem Leiden seinen Jüngern und damit uns allen anvertraut hat. Das Unglaubliche steht am Anfang: ,Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt.‘ Unglaublich. Das ist der Obersatz. Das ist die Grundaffirmation unseres Glaubens. Er hat uns so geliebt wie Gott der Vater ihn geliebt hat. So ohne Abstriche, ohne Minderung. Da ist kein Gefälle, da ist nicht etwas weniger, sondern es ist gleich viel. Ein Leben reicht nicht, um das zu betrachten, das zu erfahren, das auch zu erringen.“
„Und“, fuhr der Kardinal sich wendend an die Priesteramtskandidaten fort, „es beginnt mit einer Bitte. Und diese Bitte möchte ich euch heute von Jesus her sagen: ,Bleibt in meiner Liebe.‘ Das ist nicht ein Befehl. Denn die Liebe kann man nicht befehlen, kann sie nicht erzwingen. Sie ist immer gratis. Aber das, was wir tun können, ist versuchen, bitten, bemühen, in dieser Liebe zu bleiben. ,Bleibt in meiner Liebe.‘ Jesus bittet euch darum. Und er wird euch diese Bitte oft stellen, immer wieder wird sie kommen.“ Und das sei das Herz, um das es geht: die Liebe.
Im folgenden Verlauf seiner Predigt legte der Kardinal weitere Worte des Evangeliums dar und betrachtete sie. Zum Schluss erinnerte er daran, dass Jesus uns auftrage, einander zu lieben. Doch was heiße das? „Der heilige Thomas sagt: ,Liebe ist benevolencia.‘ Wohlwollen.“ Schönborn rief die Dominikanerfratres auf: „Erinnert euch daran. Jeder Mensch, dem ihr begegnet – und sei er noch so mühsam oder noch so schwierig – steht unter der benevolencia Gottes. Das Wohlwollen Gottes ist ihm zugesichert, selbst wenn er oder sie ein großer Sünder ist. ,Ti volio bene‘ sagen die Italiener, wenn sie sagen ,Ich habe dich lieb‘. Ti volio bene – Das wünsche ich euch, dieses Wohlwollen den Menschen gegenüber.“
Der Kardinal erinnerte schließlich an die heilige Gertrud von Helfta, die endlos über die Ströme der grenzenlosen Liebe Gottes gesprochen habe. „Natürlich hat sie sich die Frage gestellt: Wenn wir so viel von der Liebe sprechen, was bleibt dann vom Ernst, von der Drohung, von den Gefahren?‘ Und ich schließe mit dem Satz, den sie gesagt hat: ,Die beglückende Liebe der Freundschaft zog mich stets mehr an als mich je eine Strafe von verdienter Strenge gebessert hätte.‘ Das wünsche ich euch“, so Schönborn am Ende seiner Predigt zu den drei Priesteramtskandidaten, bevor die Weiheliturgie begann.
Die Feier der ersten Heiligen Messe mit den drei Neupriestern Gabriel Jordan Theis OP (aus der Provinz Hl. Albert), Simon Hacker OP und Lucas Leonhard Wieshuber OP (beide aus der Provinz Teutonia) fand gleich am nächsten Tag in der – erneut voll besetzten – Dominikanerkirche S. Maria Rotunda statt.
In seiner Predigt sagte Pater Viliam S. Dóci OP, Präsident des Historischen Instituts des Predigerordens in Rom, mit Blick auf die drei neugeweihten Priester: „Wenn unsere Brüder Lucas, Gabriel und Simon den Selbstanspruch haben, im Namen Christi, im Namen Gottes den Menschen zu dienen und sie auf dem Weg zur Fülle des Lebens zu begleiten, ist es gut und richtig.“ Sie seien allerdings – und das gelte natürlich für alle Priester –, so betonte Pater Viliam, keine „Vize-Götter“. „Es ist wichtig, liebe Brüder“, wandte er sich an die Drei, „dass ihr es nie vergesst. Denn von der aufrichtigen Bemühung, guter Mitarbeiter Gottes am Werk des Heiles der Menschen zu sein, reicht nur ein kleiner Schritt zur Vorstellung, dass wir es sind, die die Welt retten müssen und können. Und das ist gefährlich, denn die Enttäuschung folgt sehr schnell.“ Aber er bestärkte sie auch zugleich: „Wenn ihr merkt, dass manches trotz eurer Mühe nicht so funktioniert, wie ihr es haben möchtet, verliert nicht den Mut. Manchmal ist es unsere Aufgabe nicht, alle Dunkelheit aus dem Leben jener, die zu uns kommen zu vertreiben, sondern ihnen zu zeigen, dass sie in der Dunkelheit, durch die sie gehen, nicht alleine sind.“
Pater Viliam fügte hinzu: „Was wir außerdem immer tun können, ist, die verschiedensten Sorgen, das vielfältige Leid und die unlösbaren Probleme der Menschen in der Eucharistiefeier vor Gott hinzutragen. Denn dort, also hier, wird am besten unsere eigene Hoffnung gestärkt und erneuert. Ich denke, lieber Lucas, Gabriel und Simon, ihr könnt damit schon heute anfangen.“ – Im Anschluss an die Messe spendeten die drei Neupriester in der Kirche den persönlichen Primizsegen.
Aufgrund der erneut hohen Besucherzahl wurden die Gäste aus den Heimat- und Praktikumsgemeinden gebeten, nach Möglichkeit erst bei den jeweiligen Nachprimizien den Segen in Empfang zu nehmen.
Frater Gabriel Jordan Theis OP wurde 1993 in Steinheim (D) geboren. Nach dem Abitur und einem Freiwilligenjahr in der Jerusalemer Dormitio-Abtei nahm er 2012 in Wien das Theologiestudium auf. Während dieser Zeit lernte er den Dominikanerorden kennen, dem er 2015 beitrat. Nach dem Noviziat 2016/17 in Worms (D) und der einfachen Profess kehrte er zum Theologiestudium nach Wien zurück, das er 2019 abschloss. Danach begann er eine Doktorarbeit in Kirchengeschichte in Wien, für die er das Studienjahr 2019/20 in Oxford verbrachte. Am 3. Juli 2021 legte er in Freiburg (D) die feierliche Profess ab. Seit seiner Diakonweihe im Oktober 2022 lebt fr. Gabriel in Düsseldorf (D), wo er an der Klosterkirche der Dominikaner als Diakon wirkt.
Frater Simon Hacker OP wurde 1989 im brandenburgischen Schwedt/Oder geboren. Nach dem Zivildienst im Christian-Schreiber-Haus in Alt-Buchhorst begann er 2010 sein Theologiestudium in Freiburg im Breisgau, das ihn auch zur Yale Divinity School (USA) und als Praktikant an die Hochschulseelsorge in Bern (CH) brachte. 2018 trat er in den Dominikanerorden ein und wechselte nach der Einfachen Profess (14.09.2019) nach Wien ins sogenannte Studentat des Predigerordens, wo er zweieinhalb Jahre als Pastoralassistent in Jedlesee mitarbeitete. Daneben war er für die Deutsche Ordensoberenkonferenz (DOK) Deligierter beim Synodalen Weg und arbeitete im „Synodalforum II – Priesterliche Existenz heute“ mit. Im September 2022 legte er das feierliche Ordensversprechen ab und wurde kurz darauf in Köln von Weihbischof Rolf Steinhäuser zum Diakon geweiht. Anschließend lebte er im Dominikanerkloster St. Albert in Leipzig und war ein halbes Jahr Diakonatspraktikant in der Leipziger Propsteigemeinde St. Trinitatis. Nach der Priesterweihe wird fr. Simon im Sommer die Tourismusseelsorge auf Rügen unterstützen.
Frater Lucas Leonhard Wieshuber OP wurde 1976 im bayrischen Mühldorf am Inn geboren und wuchs in Ampfing auf. Er ist zertifizierter Anleiter für Christliche Kontemplation, staatlich examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Diplomtheologe und trat 2018 in den Dominikanerorden ein. Vor seinem Ordenseintritt war er im Berliner Bundespräsidialamt für mehrere deutsche Bundespräsidenten Ansprechpartner für den Bereich Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. Im September 2022 legte er seine feierliche Profess ab und wurde am 15. Oktober desselben Jahres von Weihbischof Rolf Steinhäuser in St. Andreas (Düsseldorf) zum Diakon geweiht. Seitdem ist er im Pfarrverbund Leipzig-Nord als Diakon tätig. Nach seiner Priesterweihe wird Frater Lucas für ein halbes Jahr nach Indien gehen, um die Arbeit der dortigen Dominikaner kennenzulernen sowie Erfahrungen in den Bereichen Meditation/Kontemplation sowie im interreligiösen und -kulturellen Austausch zu sammeln.