Erzbischof Lackner bei Familien-Gottesdienst in Salzburg: Gott für das eigene Leben danken. Bischof Krautwaschl in Stift Rein: Identität nicht durch Abgrenzung definieren.
Mit Gottesdiensten und Feiern zum "Tag des Lebens" haben mehrere katholische Bischöfe am Sonntag auf den unteilbaren Wert des menschlichen Lebens in all seinen Phasen hingewiesen. Der Salzburger Erzbischof und Bischofskonferenz-Vorsitzende Franz Lackner feierte am Sonntag in seiner Domkirche mit Familien einen Kinder-Wortgottesdienst, ebenso wie der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl in Stift Rein oder Bischof Hermann Glettler im Innsbrucker Dom eine Heilige Messe als Abschluss der in der Kirche stets um den 1. Juni begangenen "Woche des Lebens" feierte.
Im Salzburger Dom gab es bei dem von der Katholischen Jungschar und der ukrainischen Gemeinde gestalteten Gottesdienst 900 Mitfeiernde, informierte die Erzdiözese. Erzbischof Lackner ermutigte seine jungen Gäste, Gott dafür zu danken, von ihm erschaffen worden zu sein. Zudem erinnerte er an Worte, die Papst Franziskus den Familien immer wieder nahelege: "Bitte", "Danke" und "Entschuldigung" würden besonders dazu beitragen, "Gemeinschaft zu stiften", so der Erzbischof, mit dem auch der Bischofsvikar für Ehe und Familie, Gerhard Viehhauser, zelebrierte. Im Anschluss gab es eine Agape im Garten des Bischofshauses.
Wie die Erzdiözese Salzburg hervorhob, waren im Mittelpunkt der "Woche des Lebens" besonders Familien mit kleinen Kindern, Schwangere, Kleinkinder, aber auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen und alte Menschen gestanden. Vor allem habe man dabei auf das ungeborene Leben hinweisen wollen. Erzbischof Lackner bezeichnete es dabei als seine Aufgabe, "den Wert und die Würde jedes Menschen vom ersten bis zum letzten Augenblick seines Lebens - von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod - uneingeschränkt zu bekennen und wieder öffentlich ins Bewusstsein zu rufen". Nie stehe es dem Menschen zu, das Lebensrecht anderer anzutasten oder infrage zu stellen, "denn jedes Menschenleben ist bedingungslos in sich heilig und Geschenk Gottes".
"Leben und lieben wir das Leben" lautete der Aufruf des Grazer Diözesanbischofs Wilhelm Krautwaschl bei einem "Tag des Lebens"-Gottesdienstes am Sonntag im steirischen Stift Rein. Christen seien "Freunde des Lebens, des geborenen, aber auch den noch nicht geborenen Lebens; Freunde des entfalteten Lebens, aber auch des Lebens mit Behinderung; und alles umgreifend Freunde des irdischen und ewigen Lebens", erinnerte Krautwaschl an ein Zitat seines Amtsvorgängers Egon Kapellari.
Selbstverständlich sei dieser Einsatz daher, da der Mensch "Gottes Ebenbild und damit ein Bild für das Leben schlechthin" sei, so der Bischof weiter. "Weil unser Gott Leben ist, können wir nicht anders, als Leben schenken und bewahren" - und auch schützen. Zum Lebensschutz gehöre auch, Identität nicht durch Abgrenzung vom anderen zu verstehen, meinte Krautwaschl. Eine derartige, aus der Aufklärung stammende Idee sei "letztlich ein Kreisen um uns selbst und nicht dem Leben dienlich". Vielmehr sei die Identität wie das Leben auch von Gott durch "Liebe" geschenkt. Deshalb müsse gelten: "Freuen wir uns über jedes Leben, das wir wahrnehmen!", appellierte Krautwaschl.
Vor dem Feldkircher Dom segnete indes Bischof Benno Elbs ein Denkmal für das behinderte Leben. Die vom Verein "RollOn" aufgestellte Figur zeigt einen Engel mit einem gebrochenen Flügel - laut Elbs mit der Botschaft: "Leben ist zerbrechlich. Aber: Leben ist niemals ein Schaden, sondern immer ein Geschenk. Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Leben in Würde, und Menschen mit Behinderung haben ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft."
Der Umgang von Kirche, Politik und Gesellschaft mit Menschen mit Behinderung stand im Mittelpunkt des "Ethikforums" am Vorabend des "Tag des Lebens" im Haus der Begegnung in Innsbruck. In seinen Grußworten hob Bischof Hermann Glettler hervor: "Das Humanverhalten einer Gesellschaft erkennt man am Umgang mit den Schwächsten. Ein Credo muss Inklusion sein!" Es müsse in den Köpfen der Menschen verankert werden, dass Inklusion ein Menschenrecht ist, sagte Glettler. Es brauche eine inklusive Grundhaltung in allen Lebensbereichen. Explizit betonte der Bischof dabei den Bildungsbereich.
Der "Tag des Lebens" nehme heuer in Tirol besonders jene in den Blick, die ein behindertes Kind pflegen. Wichtig sei, auf ihre Herausforderungen aufmerksam zu machen und ihnen ein Mitspracherecht bei sie betreffenden Entscheidungen einzuräumen, betonte Glettler. Er wiederholte seine Kritik an der gesetzlichen Regelung, dass ein Kind bei Verdacht auf eine Behinderung bis zur Geburt abgetrieben werden kann: "Das ist eine Selektion von scheinbar lebensunwürdigem Leben."
Zu Wort kamen beim Ethikforum auch unmittelbar betroffene Eltern - hauptsächlich Mütter. Nur mit Begegnung und im Gespräch können Vorurteile und Ängste abgebaut werden, so ihr gemeinsamer Appell. Die Veranstaltung sollte laut einer Aussendung der Diözese Innsbruck anregen, dass die Gesellschaft lernt, mit Kindern und später mit Erwachsenen mit Behinderung besser umzugehen. Die Diskutierenden orteten hier "noch sehr viel Aufholbedarf", hieß es.