Franziskaner-Guardian P. Ruggenthaler bei Wiener Dankgottesdienst: Aufstehen ist von Christen heute bei denselben Themen wie damals gefordert. "Schwester-Restituta-Messe" uraufgeführt.
Als Vorbild für christliche Haltung auch in heutigen Debatten ist Sr. Restituta Kafka (1894-1943) gewürdigt worden. Die einzige von einem NS-Gericht zum Tode verurteilte Ordensfrau Österreichs, deren Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. sich am 21. Juni zum 25. Mal jährte, habe "den Kopf hingehalten für ihre Überzeugung" statt sich zu verstecken oder davonzulaufen, sagte der Guardian des Wiener Franziskanerklosters, P. Oliver Ruggenthaler, bei einem Gottesdienst am Wochenende in Wien. "Auch wir sind heute angefragt, hinzuhalten und aufzustehen, wieder in denselben Themen: Leben, Lebenswelt, Lebensschutz, Anfang, Ende, Kreuz", so der Ordensgeistliche in seiner Predigt.
Man müsse sich verneigen vor Sr. Restituta, die eine "so einfache Frau" gewesen sei und "doch jegliche Fesseln der Tyrannei sprengen hat können noch zu Lebzeiten", würdigte P. Ruggenthaler die Selige. Die geborene Brünnerin, die als Kind nach Wien kam und nach ihrem Ordenseintritt OP-Schwester im Krankenhaus Meidling war, habe sich "einfach nicht umbiegen lassen". Gar nichts habe sie für sich zu behalten versucht, so der Guardian, der hier Parallelen zu Anweisungen seines Ordensgründers Franz von Assisi erkannte.
Musikalisch gestaltet wurde der von Restitutas Ordensgemeinschaft "Franziskanerinnen von der christlichen Liebe" (Hartmannschwestern) und dem Restituta-Forum veranstaltete Dankgottesdienst in der Franziskanerkirche durch die "Schwester-Restituta-Messe". Das Werk stammt aus der Feder des oberösterreichischen Pfarrers, Missio-Diözesandirektors und Liedermachers Heinz Purrer, der auch selbst in Begleitung seiner Band "sing and pray" zu hören war. Auch in den Liedern wurde Sr. Restituta als "Mutmacherin" gewürdigt, um zur eigenen Glaubensüberzeugung selbst in Anfechtung und Verfolgung zu stehen.
"Danke für deinen Mut, den Glauben zu bekennen - mit allen Konsequenzen" hieß es etwa im Danklied nach der Kommunion. Auch etliche Zitate der Seligen fanden sich in den Vertonungen wieder, etwa: "Allen hab ich von Herzen verziehen, die zu meiner Verurteilung beigetragen haben", oder: "Bitte tragt niemandem etwas nach, verzeiht allen von Herzen!", sowie auch: "Es ist ja nicht mein Verdienst, dass ich so mutig diesen Weg gehe. Vielmehr sind es die vielen Gebete und Opfer, die für mich zum Himmel steigen." Sr. Restitutas letzte Worte waren schließlich: "Für Christus habe ich gelebt, für Christus will ich sterben."
Sr. Restituta, die mit bürgerlichem Namen Helene Kafka hieß, wurde am 1. Mai 1894 in Brünn-Husovice geboren. Sie wuchs in Wien-Brigittenau auf, trat 1914 bei den Hartmannschwestern in Wien-Margareten ein und bekam als Ordensname Schwester Maria Restituta. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie Krankenschwester im Spital Mödling, brachte es zur leitenden Operationsschwester und wurde von Kollegenschaft wegen ihres bestimmten Auftretens "Schwester Resoluta" bezeichnet.
Nach dem "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland 1938 weigerte sich Sr. Restituta, wie verlangt Kruzifixe aus den Spitalszimmern zu nehmen, ebenso wie sie es auch ablehnte, zwischen "deutschrassigen" und "fremdrassigen" Patienten zu unterscheiden, wenn ein Nahrungs-oder Arzneimittel knapp wurde. Sie kümmerte sich um alle Kranken, auch Zwangsarbeiter. Ein SS-Arzt überraschte Restituta, wie sie einer Sekretärin zwei Flugblätter aus dem Widerstand in die Maschine diktierte.
Es kam, was kommen musste: Am 18. Februar 1942 wurde Sr. Restituta aus dem OP-Saal heraus verhaftet. Am 29. Oktober 1942 verurteilte der Volksgerichtshof die Ordensfrau zum Tode durch das Fallbeil - wegen "landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat", wie es im Urteil hieß, während ihr Orden die "Treue zu ihrem Gewissen als christliche Krankenschwester, ihren unbeugsamen Glaubensmut und ihr Bekenntnis zu einem freien Österreich" als Gründe angab.
Auf ihre Enthauptung warten musste Sr. Restituta jedoch noch bis zum 30. März 1943. Ihren Mitgefangenen wurde "Restl" zum Vorbild. Sie half und sie teilte, "ohne Rücksicht auf Nationalität oder Weltanschauung", wie eine befreundete Kommunistin bestätigte. In trostloser Umgebung verbreitete sie Gottvertrauen: "Es wird alles gut; das Böse kann nicht siegen."
Die Seligsprechung der mährisch-österreichischen Ordensfrau durch Papst Johannes Paul II. erfolgte am 21. Juni 1998 auf dem Wiener Heldenplatz - dort, wo Adolf Hitler 1938 den "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich zelebriert hatte. Als Gedenktag von Sr. Restituta wurde der 29. Oktober - der Tag des Todesurteils 1942 - festgesetzt.
Erst Ende März war im Wiener Straflandesgericht der Enthauptung vor 80 Jahren gedacht worden. Im Zuge der nunmehrigen Feierlichkeiten zum 25-Jahre-Gedenken an die Seligsprechung ist noch bis Sonntag im Wiener Franziskanerkloster eine Wanderausstellung über Sr. Restituta zu sehen.
Die Schau kann im Kloster der Hartmannschwestern auch ausgeborgt werden. Infos: https://restituta.at