Das Singertor, der südliche Eingang in den Dom, ist das bedeutendste gotische Kunstdenkmal des Domes; es zeigt in dramatischen Bildern das Leben und die Bekehrung des hl. Paulus. Jetzt durch die Glastüre auch von außen einsehbar.
Das Singertor, der südliche Eingang in den Dom, ist das bedeutendste gotische Kunstdenkmal des Domes; es zeigt in dramatischen Bildern das Leben und die Bekehrung des hl. Paulus. Jetzt durch die Glastüre auch von außen einsehbar.
Gotisches Fürstenportal des Wiener Doms durch Glastür erstmals permanent sichtbar.
Jahrzehntelang konnte das Singertor des Stephansdomes nur bei Spezialführungen besichtigt werden, seit dieser Woche gibt eine Glastür den Blick in die schützende Portalvorbau-Halle mit gotischer Steinwerkskunst frei. Das gotische Fürstenportal "spielt alle Stücke", schreibt dazu Dompfarrer Toni Faber in seiner "Kurier"-Kolumne "Begegnungen (17. Juli).
Das Singertor, der südliche Eingang in den Dom, ist das bedeutendste gotische Kunstdenkmal des Domes; es zeigt in dramatischen Bildern das Leben und die Bekehrung des hl. Paulus.
Den Namen des Singertors erklärte Faber mit der ehemals im Süden befindlichen Kantorei und Sängerschule. So sollen neben den Gläubigen, die Kinder und Jugendlichen, beispielsweise Joseph und Michael Haydn, hier ein und aus gegangen sein.
Hauptthema des Singertors ist die Lebensgeschichte des jüdischen Gelehrten Saulus, so Faber. "Als religiöser Eiferer gegen Neuinterpretationen des jüdischen Glaubens macht er auf dem Weg nach Damaskus eine tiefgreifende spirituelle Erfahrung, die ihn sprichwörtlich vom hohen Ross der Eingebildetheit und Besserwisserei herunterholt und zu einem ganz neu fragenden und suchenden Paulus macht."
Die besonders Rolle des späteren Paulus für den Wiener Dom gehe auch darauf zurück, dass er dabei war "als Stephanus, der Hauptpatron unserer Domkirche, den Lynchmord wegen angeblicher Gotteslästerung erlitten hatte", erklärte der Dompfarrer. Diese Erfahrung führte zu einer Läuterung und einer "persönlichen Begegnung mit Jesus Christus in das Geheimnis der Liebe und Lebenshingabe von Taufe, Tod und Hoffnung auf das ewige Leben".
Das Singertot diente mit einem anderen Seitenportal lange Zeit als Haupteingang in den Dom, da das Riesentor bis 1945 nur zu besonderen Anlässen geöffnet wurde. Das Tor geht auf Herzog Rudolf der Stifter der IV. zurück, der in seiner Regierungszeit (1358-1365) sowohl den Grundstein für die Gründung der Wiener Universität gelegt, als auch die gotische Erweiterung der Stephanskirche in die Wege geleitet hat. Um 1440, zur Zeit Kaiser Friedrichs III., wurde das Portal mit einer Vorhalle versehen, die auch dem Schutz des reichen Figurenprogrammes dienen sollte. Das Stifterpaar Katharina und Rudolf IV. sind auch im Torbogen abgebildet.