Der 53-jährige gebürtige Klosterneuburger ist 67. Propst des im 12. Jahrhundert gegründeten Augustinerchorherrenstiftes und war zuletzt interemistischer Kämmerer und Pfarrprovisor in Maria Hietzing.
Klosterneuburg hat einen neuen Propst. Heute Vormittag wählte das Stiftskapitel Anton Höslinger zum 67. Propst des Augustinerchorherrenklosters. Höslingers Wahl markiert einen Neuanfang.
Seit einer apostolischen Visitation im Sommer 2020 leiteten Bischof Josef Clemens und der emeritierte Propst Maximilian Fürnsinn als Administrator das Stift. Mit Höslingers Wahl endet diese Übergangsphase.
Geboren 1970 in Klosterneuburg, trat Propst Höslinger 1989 ins Stift ein und wählte den Ordensnamen Anton. Im Jahr 1998 empfing er die Priesterweihe. Von 1998 bis 2003 wirkte er als Kaplan in der Stiftspfarre, von 2003 bis 2005 als Pfarrer in Donaufeld. Von 2005 bis 2016 war er Novizenmeister und Klerikerdirektor. Ab Mai 2016 wurde er zum Assistenten des Stiftskämmerers bestellt. Zum Zeitpunkt der Wahl war er interimistischer Stiftskämmerer und Pfarrprovisor in Maria Hietzing.
Kardinal Schönborn gratulierte Höslinger persönlich via Kurznachrichtendienst X (Twitter):
Das Stift Klosterneuburg, gegründet im 12. Jahrhundert vom Hl. Leopold, betreut 27 Pfarren in Österreich, Norwegen und den USA. Es zählt 39 Chorherren und ist das größte der 6 Chorherrenstifte der Österreichischen Kongregation, deren Sekretär Höslinger seit 2002 war.
Einen wichtigen Auftrag sieht das Stift Klosterneuburg in einem breit gefächerten, sozialen Engagement. Mindestens 10 % seiner Erträge fließen in vielfältige soziale Projekte weltweit – von der Unterstützung von Straßenkindern in Rumänien bis zur Hilfe für eine Augenklinik im Südsudan.
Von weltkirchlich bedeutsamen Einfluß war das Wirken des Klosterneuburger Chorherren Pius Parsch, dessen volksliturgische Bewegung nach dem I. Weltkrieg wesentliche Impulse zur liturgischen Erneuerung in der katholischen Kirche im Anschluss an das II. Vatikanische Konzil gegeben hat.
Zunächst: Chorherren sind keine Mönche, sondern Priester, die in Gemeinschaft leben. Historisch sind sie enger mit Domherren verwandt ist als mit Mönchen. Man spricht sie nicht als "Pater" oder "Bruder" an, sondern mit "Herr". Chorherren konzentrieren sich darauf, anderen Menschen in der Seelsorge zu helfen, im Gegensatz zu Mönchen, die meist in abgeschiedenen Klöstern leben.
Chorherrengemeinschaften haben zwei Hauptziele: Sie sollen spirituelle Zentren sein und gleichzeitig Seelsorge nach außen hin anbieten. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist die Betreuung von Pfarrgemeinden. In Österreich betreuen sie über 120 Pfarrgemeinden. Außerdem haben sie spezielle Aufgaben wie Bildungshäuser und Forschungsinstitute. Zu ihren Aufgaen gehgört es auch, Kulturgüter für die Gesellschaft zu erhalten.
Gründer im strengen sind haben die Augustiner Chorherren keinen. Vorbild und Regel haben sie allerdings beim Kirchenvater Augustinus (354 - 430 n.Chr.) gefunden und tragen daher auch seinen Namen.
Der Heilige Augustinus lernte bereits vor seiner Bekehrung in Norditalien Priestergruppen kennen, die sich um die jeweiligen Bischöfe versammelten. Als Bischof von Hippo in Nordafrika gründete er selbst eine ähnliche Gemeinschaft. Die von ihm verfasste Regel für diese Gruppen ist die älteste uns bekannte Regel für ein christliches Gemeinschaftsleben. Im späteren Mittelalter wurde sie zur Grundlage der "regulierten Chorherren" oder "Kanoniker", die in größeren Kirchen gemeinsam leben und seelsorglich tätig sind.
Die Regel des hl. Augustinus zeigt, wie Gemeinschaftsleben, Gebet und Wirken nach außen harmonisch gestaltet werden sollten. Sie ist damit die älteste Ordensregel. Die einfache und kurze Gemeinschaftsordnung des Augustinus betont die Liebe zu Gott und zum Nächsten als das Zentrum allen Zusammenlebens von Christen. Vorbild ist die Lebens- und Gütergemeinschaft der frühen Christen in Jerusalem.
Besonders betont Augustinus das Gebet, die geistliche Lesung und die Bewahrung der ungeteilten Liebe. Er forderte Bescheidenheit im Umgang mit materiellen Gütern und Maßhalten. Die Regel lässt dem/der einzelnen viel Freiheit und enthielt keine festen Vorgaben für Askese, Kleidung, Nahrung oder Fasten.
Sie ist bis heute Grundlage zahlreicher Priestergemeinschaften (regulierte Chorherren, bzw. Kanoniker, Prämonstratenser, der Deutsche Orden u.a.), aber auch von Bettelorden wie den Augustinereremiten, den Dominikanern und von kontemplativen und apostolischen Frauengemeinschaften. Einer der berühmtesten Augustiner-Eremiten war der Reformtor Martin Luther, dessen Denken stark von der Theologie des Hl. Augustinus geformt war.
Die Augustiner Chorherren sind ein römisch-katholischer Orden, dessen Struktur und Organisation eine Besonderheit in der Kirche darstellen. Die Österreichische Augustiner-Chorherren-Kongregation, die aus sechs eigenständigen Stiften (eine davon in Italien/Südtirol) besteht und im Jahr 1907 gegründet wurde, besteht aus Stiften "eigenen Rechtes". Das bedeutet, dass jedes Kloster eine autonome Einheit bildet und von einem gewählten Propst geleitet wird.
Die Kongregation als Zusammenschluss dient der Koordination und dem Austausch zwischen den Klöstern. Veranstaltungen wie der jährliche Chorherrentag und die Studientage ermöglichen den Mitgliedern, sich zu treffen, voneinander zu lernen und die Zukunft des Ordens zu gestalten. Vorsitzender ist der sogenannte "Generalabt". Er nimmt eine repräsentative Rolle wahr und vertritt den Orden in der Öffentlichkeit.
Das Generalkapitel, das alle fünf Jahre stattfindet, bietet Raum für Diskussion und Beschlussfassung zu wichtigen Angelegenheiten, die die gesamte Kongregation betreffen. Mit anderen Kongregationen von Augustiner Chorherren bilden sie eine weltweite Konföderation mit einem Abtprimas an der Spitze. Sein Sitz ist in Rom.