Fragen und Antworten rund um das Fest, das in Österreich auch ein gesetzlicher Feiertag ist
Katholiken in Österreich und aller Welt feiern am Dienstag das Fest Mariä Himmelfahrt (Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel). Der Feiertag am 15. August ist mit allerlei Brauchtum verbunden.
Das Fest erinnert an die "leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel". In der Bibel steht zwar nichts davon, doch Papst Pius XII. verkündete sie 1950 als bisher letztes katholisches Dogma. Darunter versteht man einen mit höchster Autorität verfassten und unfehlbaren Lehr- und Glaubenssatz. Darin heißt es unter anderem, dass "die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde".
Nach katholischer Lehre lebt die Seele nach dem Tod weiter, aber der Leib wird erst am Tag des Jüngsten Gerichtes auferweckt. Die sofortige leibliche Aufnahme Mariens ist also ein besonderes Privileg, das die herausragende Rolle der Gottesmutter betont. Papst Benedikt XVI. hat es einmal so formuliert: "Wir glauben, dass Maria, wie Christus, ihr Sohn, den Tod schon besiegt hat."#
Christus steigt aus eigener Kraft zu Gott empor, Maria dagegen wird in den Himmel aufgenommen. Im Deutschen heißt beides Himmelfahrt, im Lateinischen wird der Unterschied deutlich zwischen "Assumptio Mariae" (Aufnahme Mariens) und "Ascensio Christi" (Hinaufsteigen Christi).
Das Fest hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. In der römischen Kirche wird die Aufnahme Mariens in den Himmel seit dem 7. Jahrhundert gefeiert, im deutschsprachigen Raum seit dem 9. Jahrhundert. Seit der Zeit der katholischen Reform nach dem Konzil von Trient (1545-1563), das Maria von der Erbsünde ausnahm, wurde die Lehre von der Aufnahme Mariens in den Himmel bewusster, ehe sie dann 1950 von Pius XII. zum Dogma erhoben wurde. In Österreich gibt es heute mehr als 50 Maria-Himmelfahrt-Kirchen, die am 15. August auch ihr Patrozinium feiern.
In Österreich und Liechtenstein ist der 15. August landesweit gesetzlicher Feiertag, ebenso in Deutschland im Saarland sowie im Großteil Bayerns. In der Schweiz ist in acht Kantonen generell arbeitsfrei, in weiteren sieben Kantonen ist in etlichen Gemeinden. Außerdem ist Mariä Himmelfahrt in vielen anderen katholischen Staaten weltweit Feiertag - in Europa etwa in Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Polen, Portugal und Spanien.
In der Ostkirche wird das Fest bis heute als "Tag der Entschlafung" und Maria als die "Panagia", die "Allerheiligste", bezeichnet, die als erster Mensch die Vergöttlichung erfahren habe, weil Christus ihre Seele sofort ins Paradies holte. Auch wenn liturgische Texte des Festes die Unversehrtheit ihres Leibes im Tod bekennen, bleibt die orthodoxe Theologie hinsichtlich einer leiblichen Aufnahme in den Himmel zurückhaltend. Ebenso meidet die orthodoxe Theologie die Begriffe der "Aufnahme" und der "Himmelfahrt" der Gottesmutter. Den wichtigen Rang des Festes im geistlichen Leben der Ostkirchen unterstreicht jedoch eine 14-tägige Fastenzeit ("Marienfasten"), die auf das Fest vorbereitet.
Der 15. August ist in Italien nicht nur Mariä Himmelfahrt, sondern auch "Ferragosto", ein Feiertag, an dem in Rom fast alles stillsteht. Der Begriff geht auf die heidnischen "Feriae Augusti" (Ferien des Augustus) aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert zurück. Der römische Kaiser Augustus (63 v. Chr. - 14 n. Chr.) hatte an diesem Datum seinen Untertanen das Privileg eines freien Tags gewährt.
In vielen Regionen Österreichs sind an dem auch als "großer Frauentag" bekannten Fest vor allem Lichterprozessionen, Schiffsprozessionen wie auf dem Wörthersee und Kräuterweihen populär. Dabei werden bis zu 77 verschiedene Kräuter und Pflanzen gesammelt, zu sogenannten Buschen zusammengebunden und gesegnet. Danach werden sie oft im Haus aufgehängt, wo sie gegen Krankheiten, Gewitter und Blitzschlag helfen sollen. Zum Teil werden sie auch kranken Tieren unters Futter gemischt.
Einer Legende nach öffneten die Jünger das Grab Mariens und fanden nicht ihren Leichnam, sondern blühende Blumen und Kräuter. Daraus hat sich die Tradition der Kräutersegnung entwickelt. Heute wird daraus oft auch der Appell abgeleitet, die Natur mitsamt ihrer Schönheit und Heilkraft wieder stärker zu achten.