Wie die Erfahrung zeige, könne der Religionsunterricht im direkten Vergleich mit dem Fach Ethik sein Profil schärfen und auch an inhaltlicher Qualität gewinnen.
Wie die Erfahrung zeige, könne der Religionsunterricht im direkten Vergleich mit dem Fach Ethik sein Profil schärfen und auch an inhaltlicher Qualität gewinnen.
Die Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung, Pinz: Teilnehmerzahlen am Religionsunterricht österreichweit stabil. Der Ethikunterricht als Pflichtfach für all jene Schülerinnen und Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, wurde vor zwei Jahren beginnend mit neunter Schulstufe eingeführt.
Die Einführung von Ethik als Pflichtfach hat den Religionsunterricht stabilisiert. Das hat die Wiener Schulamtsleiterin und Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung, Andrea Pinz, einmal mehr gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress betont. Sie äußerte sich auf Anfrage anlässlich aktueller Zahlen, die am Mittwoch in heimischen Medien genannt wurden.
26,2 Prozent aller Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Schulstufe besuchten demnach im abgelaufenen Schuljahr 2022/23 den Ethikunterricht. Das geht aus einer Beantwortung einer parlamentarischen SPÖ-Anfrage durch Bildungsminister Martin Polaschek hervor, über die am Mittwoch zuerst die Zeitung "Heute" berichtete. Die Zahl der Schüler, die den Ethikunterricht besucht, hat sich damit im vergangenen Schuljahr 2022/23 auf 35.065 erhöht. Das ist gegenüber 2021/22 (17.935) eine Verdoppelung.
Die Zahlen sich vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Ethikunterricht im Schuljahr 2021/22 als Pflichtfach für all jene Schülerinnen und Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, ins Regelschulwesen überführt wurde. Zur Teilnahme daran wurden zu Beginn nur die Schüler der neunten Schulstufe verpflichtet, die nicht am Religionsunterricht teilnahmen. Im vergangenen Schuljahr folgte die 10. Schulstufe, der Endausbau soll 2024/25 (AHS) bzw. 2025/26 (BMHS) erreicht sein. Die Verdoppelung erklärt sich vor allem dadurch, dass im vergangenen Schuljahr der Ethikunterricht nicht mehr nur in der 9. Schulstufe als Alternative zum Religionsunterricht möglich war, sondern auch für Schüler und Schülerinnen der 10. Schulstufe.
Die Teilnehmerzahlen am Religionsunterricht sind laut Schulamtsleiterin Pinz österreichweit stabil, sie zeigten mancherorts sogar ein leichtes Plus. Als Beispiel nannte sie die Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) in Wien, wo sogar ein Plus von 12 Prozent zu verzeichnen war.
Wie die Erfahrung zeige, könne der Religionsunterricht im direkten Vergleich mit dem Fach Ethik sein Profil schärfen und auch an inhaltlicher Qualität gewinnen. Pinz sah ein gutes Zusammenspiel zwischen beiden Unterrichtsfächern: "Religion und Ethik stehen in guter Kooperation miteinander." Beide Fächer würden einen wesentlichen Beitrag zur Werte- und zur Demokratieerziehung leisten. Auch die Lehrpläne der christlichen Kirchen würden einen hohen Anteil an ethischen Themenstellungen aufweisen.
Freilich gebe es auch klare Unterschiede: Während im Ethikunterricht Konzepte und Traditionen vergleichend und neutral gegenüberzustellen und zu diskutieren sind, lege der Religionsunterricht - ohne die Vielfalt auszuklammern - seine Quellen offen und bekenne sich dazu, so Pinz. Der Religionsunterricht ermögliche so "eine reflektierte Auseinandersetzung mit den eigenen religiösen Wurzeln, mit Religion im Allgemeinen, mit Diversität und er fördert damit auch den interreligiösen Dialog, der ja speziell dann gut gelingt, wenn wir genügend voneinander wissen".
Ein Erfolgsmodell stellt außerdem das Unterrichtsmodell eines "Dialogisch-konfessionellen Religionsunterrichts" (DKRU) dar. Dieses wird im Bereich der Erzdiözese Wien aktuell in 100 Schulklassen an mehr als 50 Standorten praktiziert. Mit Zustimmung von Eltern, Schülern, Schule und Kirchen werden dabei Kinder unterschiedlicher Konfession gemeinsam unterrichtet. Getragen wird das Projekt gemeinsam von katholischer, evangelischer, altkatholischer und orthodoxer Kirche. Künftig soll der DKRU österreichweit ausgeweitet und an weiteren zusätzlichen Standorten angeboten werden, teilte die Wiener Schulamtsleiterin Andrea Pinz in der Ö1-Sendung "Religion aktuell" (Dienstag) mit. Diese Kooperation sei eine Variante, um dem grassierenden Lehrkräftemangel entgegenzuwirken.
Der DKRU sei eine "innovative Form eines Begegnungsunterrichts, der das Gemeinsame der christlichen Religionen in den Mittelpunkt stellt", dabei aber die Unterschiede wahre und ernst nehme, so Pinz. Wichtig sei dabei, dass das Modell nicht als Antwort auf den aktuellen Lehrkräftemangel konzipiert worden sei, sondern "aus einer religionspädagogischen Überlegung und auch aus einer sozialen Überlegung heraus geboren wurde".
Gestartet wurde das Projekt des "dialogisch-konfessionellen Religionsunterrichts" gemeinsam mit der evangelischen, altkatholischen und orthodoxen Kirche bereits im Schuljahr 2015/16 - damals an zunächst 29 Schulen. Mit Zustimmung von Eltern, Schülern, Schule und Kirchen werden dabei Kinder unterschiedlicher Konfession gemeinsam unterrichtet. Dies kann sowohl in Form von Teamteaching erfolgen, unterbrochen von getrennten Unterrichtsphasen, oder auch nur durch einen einzigen Religionslehrer für alle Schüler.