Kardinal Schönborn zu neuem Propst: In schwieriger Situation des Stiftes Klosterneuburg soll die Gemeinschaft den Weg der Erneuerung gehen.
Ganz im Zeichen der Erneuerung stand die Benediktion des neuen Propstes des Stiftes Klosterneuburg, Anton Höslinger (53) am gestrigen Sonntag (24. September). Mehrere hundert Gäste waren angereist - darunter der Augustiner-Generalabt, Johann Holzinger, Erzabt Korbinian Birnbacher, Kurienbischof Josef Clemens, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka -, um an der Benediktion unter Leitung des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn teilzunehmen. Höslinger war Mitte August zum neuen Propst gewählt worden.
In seiner Predigt unterstrich Schönborn die große Geschichte des Stiftes im Blick auf die geistliche und liturgische Erneuerung. Heute erlebe die Kirche eine schwierige Zeit, die sich in der Missbrauchskrise ebenso zeige wie im Rückgang an Berufungen und Kirchenmitgliedern. "Es gilt nicht, die Augen vor den nüchternen Tatsachen zu verschießen, aber es hilft auch nicht, in Resignation zu versinken. Heute sind so viele Menschen auf der Suche, seien wir unter ihnen", so der Appell des Erzbischofs.
Zugleich rief Kardinal Schönborn die Gemeinschaft von Klosterneuburg dazu auf, nach bewegten Jahren nun einen Neuanfang zu schaffen und den "Weg der Erneuerung" mit dem neuen Propst zu gehen. "In dieser schwierigen Situation sollst Du, lieber Anton, die Leitung des Stiftes übernehmen. Es kann aber nicht sein, dass die Gemeinschaft Dir nur zusieht, sie gehört mit in die Verpflichtung genommen, dich am Weg der Erneuerung zu unterstützen", mahnte der Kardinal, der zugleich dem früheren Abt Bernhard Backovsky dankte: Vieles sei "gut gelungen, die Wunden möge der Herr heilen", so Schönborn.
Das Stift Klosterneuburg hat bewegte Zeiten hinter sich. Der deutsche Kurienbischof Josef Clemens war im November 2020 als Delegat zum interimistischen Leiter von Stift Klosterneuburg ernannt worden, nachdem Propst Bernhard Backovsky im Mai 2020 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. Die Beauftragung Clemens' erfolgte nach einer Apostolischen Visitation des Stifts im Sommer 2020, bei der es unter anderem um Missbrauchsvorwürfe ging.
Würdigende Worte für den neuen Propst Höslinger kamen u.a. von der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und dem Bürgermeister von Klosterneuburg, Stefan Schmuckenschlager. Sie sei überzeugt, dass Höslinger ein "guter Hirte" sei, so Mikl-Leitner. "Für das Stift und den Konvent, für die Region und das Land, und für alle Menschen, die Halt und Orientierung suchen." Seit Jahrhunderten sei das Stift ein "wichtiges Zentrum" Niederösterreichs und ein "Landesheiligtum". Dieser Verantwortung wolle man auch künftig nachkommen, so Mikl-Leitner unter Verweis auf laufende und geplante Sanierungsprojekte.
Anton Wolfgang Höslinger wurde am 5. Jänner 1970 in Klosterneuburg geboren. Er trat 1989 in das Stift ein und wurde 1998 zum Priester geweiht. Von 1998 bis 2003 war er als Kaplan in der Stiftspfarre Klosterneuburg und von 2003 bis 2005 als Pfarrer in der Stiftspfarre Donaufeld tätig. Von 2005 bis 2016 war er als Novizenmeister und Klerikerdirektor des Stiftes tätig, von 2010 bis 2016 als Sekretär des Abt-Primas. Mit Mai 2016 wurde Anton Höslinger zum Assistenten des Stiftskämmerers und mit Dezember 2021 als interimistischer Kämmerer berufen. Seit 2002 ist er auch als Generalsekretär der Österreichischen Augustiner-Chorherren-Kongregation, seit 2005 Kapitelsekretär und seit November 2021 als Pfarrprovisor in der Pfarre Maria Hietzing tätig gewesen.
Die Chorherren von Klosterneuburg sind eine "Priestergemeinschaft", die vor allem in der Pfarrseelsorge tätig ist. Die Chorherren betreuen 23 Pfarren in der Erzdiözese Wien, eine in der Diözese St. Pölten sowie weitere Pfarren in den USA und in Norwegen. Das Stift zählt derzeit 37 Chorherren, dazu kommen rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedensten Bereichen des Stifts, das auch ein bedeutendes wirtschaftliches, kulturelles und wissenschaftliches Zentrum ist.
Seit dem Jahr 2000 verpflichtet sich das Stift Klosterneuburg per Statut dazu, ein Zehntel seiner Wirtschaftsgewinne für soziale Aufgaben bzw. Projekte aufzuwenden. Wie es in der Einladung zur Benediktion heißt, bittet der neue Propst darum, von persönlichen Geschenken abzusehen und dafür eines dieser Projekte zu unterstützen. Auch die Kollekte beim Festgottesdienst ist Sozialprojekten gewidmet.
Infos: www.stift-klosterneuburg.at