Der Gottesdienst ist sowohl eine Danksagung an die Verstorbenen als auch eine Gelegenheit für Angehörige, Wissenschaftler und Studierende, den Verstorbenen zu gedenken und ihnen Respekt zu erweisen.
Der Gottesdienst ist sowohl eine Danksagung an die Verstorbenen als auch eine Gelegenheit für Angehörige, Wissenschaftler und Studierende, den Verstorbenen zu gedenken und ihnen Respekt zu erweisen.
Die Medizinische Universität Wien und die Hochschulseelsorge in Wien gedenken gemeinsam im Stephansdom der Verstorbenen, die ihren Körper der medizinischen Forschung gespendet haben.
Die Medizinische Universität Wien lädt am 9. November 2023 um 18:00 Uhr gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Hochschulseelsorge Wien zum ökumenischen Gottesdienst im Stephansdom ein, um an die Menschen zu erinnern, die ihren Körper der medizinischen Forschung überlassen haben.
P. Simon De Keukelaere von der Katholischen Hochschulgemeinde und Katharina Payk, Pfarrerin der evangelischen Hochschulgemeinde, leiten den Gottesdienst. Die ökumenische Feier findet heuer erstmals im Stephansdom statt, da die Votivkirche die vielen Teilnehmenden nicht mehr fassen kann. Musikalisch gestaltet wird sie vom Chor der Medizinischen Universität Wien. Der Gottesdienst ist sowohl eine Danksagung an die Verstorbenen als auch eine Gelegenheit für Angehörige, Wissenschaftler und Studierende, den Verstorbenen zu gedenken und ihnen Respekt zu erweisen.
Der jährlich rund um Allerheiligen stattfindende Gottesdienst geht auf eine Initiative von Univ.-Prof. Dr. Michael Pretterklieber, heute Anatomieprofessor an der Medizinischen Universität Graz, zurück. Ursprünglich fand er in der Karl-Borromäuskirche am Zentralfriedhof statt, wurde jedoch aufgrund der zahlreichen Besucher in die Votivkirche verlegt und übersiedelt mit heuer aufgrund des großen Interesses in den Stephansdom. Die Asche der verstorbenen Körperspender wird auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Gräberfeld bestattet. Am Nachmittag des 9. November finden dort um 14:00 Uhr in der Gruppe 12A (historisches Ehrengrab, bis 1975) sowie um 15:00 Uhr in der Gruppe 26 (aktuelles Ehrengrab, seit 1975) Kranzniederlegungen mit stillem Gedenken statt.
Die erste Leichenöffnung in Wien fand 1404 trotz des Verbots des Wiener Dompropstes im Spital der Brüder zum hl. Geist statt. Die Brüder des Hl. Geistes gaben trotz der theologischen Bedenken der Wissenschaft Raum. Jahrhunderte später etablierten die Jesuiten 1749 das "teatrum anatomicum" an der Universität Wien, und bis heute stellen Menschen nach ihrem Tod ihren Körper der medizinischen Forschung zur Verfügung.
Kardinal Schönborn äußerte sich in einem Kommentar in der Tageszeitung HEUTE vom 28. Oktober 2022 zur Bedeutung dieser Feier: "Lange war umstritten, ob Leichen seziert werden dürfen. Religiöse Gründe sprachen dagegen. Der Leib sollte unversehrt bleiben. Doch setzte sich die Überzeugung durch, dass es dem Wohl der Lebenden dient, wenn am Körper von Verstorbenen geforscht werden darf … Medizin und Religion – beide dienen dem ganzen Menschen, Leib und Seele."