Die Wiener Künstlerin und Autorin überzeugte die Jury mit ihrer Oeuvre zu Rassismus und Kolonialismus. Die Preisverleihung durch Generalvikar Krasa fand im Erzbischöflichen Palais statt.
Der 43. "Msgr. Otto Mauer Preis" für bildende Kunst ist am Donnerstagabend in Wien an die Wiener Künstlerin und Autorin Belinda Kazeem-Kaminski verliehen worden. Die mit 11.000 dotierte Auszeichnung, mit der der Otto-Mauer-Fonds alljährlich den Dialog zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst lebendig hält, gilt dem bisherigen Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern unter 45 Jahren. Die Preisverleihung an die 1980 geborene Künstlerin nahm der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa in den Festräumen des Erzbischöflichen Palais vor. Anwesend waren auch Georg Prantl, Vorsitzender des Otto-Mauer-Fonds, sowie der Jesuit und Kunsthistoriker Gustav Schörghofer als Vorsitzender der Jury, der die Preisträgerin vorstellte.
Die Auszeichnung gilt als eine der wichtigsten Ehrungen für junge Kunstschaffende in Österreich und ist mit einer Ausstellung im Wiener "JesuitenFoyer" verbunden. Kazeem-Kaminski zeigt von 12. Jänner bis 4. Februar 2024 ausgewählte Arbeiten im "JesuitenFoyer" in der Bäckerstraße 18 in Wien mit freiem Eintritt. Die Eröffnung findet am Donnerstag, 11. Jänner 2024, um 18 Uhr statt.
Die 1980 in Wien geborene Belinda Kazeem-Kaminski "setzt sich als Künstlerin und Theoretikerin auf inhaltlich wie formal überzeugende Weise kritisch engagiert mit Fragen der kolonialen Vergangenheit und deren rassistischen Aspekten auseinander", begründete die Jury des "Otto Mauer Fonds" ihre Entscheidung. In ihren Fotografien, Filmen und Installationen thematisiere sie Gewalterfahrungen und zeige auch aus der Perspektive von schwarzen Menschen in der Diaspora die Traumata der kolonialen Geschichte auf. Dabei stütze sich die Künstlerin auf schwarze feministische Theorie.
Ausgangspunkt für viele der Arbeiten Kazeem-Kaminskis - auch als Autorin und Wissenschaftlerin - ist die Recherche in den Archiven der kanonisierten Geschichtsschreibung, teilte der "Otto Mauer Fonds" mit. Besonders überzeugte die Jury, dass Kazeem-Kaminski "relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen einen unverkennbaren und ästhetisch präzisen Ausdruck verleiht".
Zusammengesetzt war die Jury des Mauer-Preises - unter dem Vorsitz des Wiener Jesuiten und Kunsthistorikers Gustav Schörghofer - aus Sabine Folie von der Akademie der bildenden Künste Wien, dem Chefkurator des mumok Wien, Rainer Fuchs, der Direktorin des "Dom Museums Wien", Johanna Schwanberg, weiters aus den Künstlerinnen Katrin Hornek (Mauer-Preisträgerin 2021) und Almut Rink.
Aktuell beteiligt sich Kazeem-Kaminski u.a. im Rahmen der Gruppenausstellung Never Cross The Same River Twice bis 8. Dezember mit ihrer Videoprojektion "Unearthing. In Conversation" (2017) im Troy House in London. Außerdem ist Kazeem-Kaminskis Werk vom 31. Jänner bis 20. April 2024 bei Phileas, einer philanthropischen Organisation mit Sitz in Wien zu sehen.
Seit 1981 verleiht der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien den nach dem vor 50 Jahren verstorbenen Künstlerpriester und Mäzen Otto Mauer (1907-1973) benannten Preis für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Franz König und dem Erben Mauers, Prälat Karl Strobl, gegründet und dient dem Ziel, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten.
Unter den mit dem Mauer-Preis ausgezeichneten Künstlern finden sich u.a. Erwin Wurm (1984), Franz West (1986), Brigitte Kowanz (1989), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000), Dorit Margreiter (2002), und zuletzt (2021 und 2022) Katrin Hornek und Marusa Sagadin.
Neben der jährlichen Vergabe des Msgr. Otto Mauer Preises fließt der größte Teil der Mittel des Otto Mauer Fonds in Projektförderungen in den Bereichen bildende Kunst, Film, Musik, Theater, Wissenschaft und Erwachsenenbildung. 2023 waren dies u.a.: Dialogausstellung "Between Light & Shadow" von Michaela Putz und Hessam Samavatian in der Bellart Gallery; Denkmalprojekt "5 vor 12 - unerhörter Widerstand" von Mariel Rodriguez und Sabrina Kern am OK-Platz in Linz, "das widerständige Frauen öffentlich hörbar macht"; Dokumentarfilm "Ans Ende der Welt" von Stephan Herzog über den österreichischen Komponisten Victor Urbacic; Konzertreihen "Out of the world" der Alma Mahler Philharmonie und "moquette" in der Konzilsgedächtniskirche Lainz-Speising.
Der Otto Mauer Fonds förderte auch die Film Gazette"Was ist denn los?" über die Künstlerin Gertie Fröhlich, die mit Otto Mauer arbeitete.