Rund 40 junge Ordensleute waren zum "Ordenstag Young" gekommen, der im Rahmen der Herbsttagungen der Orden stattfand.
Rund 40 junge Ordensleute waren zum "Ordenstag Young" gekommen, der im Rahmen der Herbsttagungen der Orden stattfand.
Frankfurter Pastoraltheologe Beck beim "Ordenstag Young" im Gespräch mit jungen Ordensleuten über Herausforderungen für Kirche und Orden in spätmoderner Gesellschaft.
Für eine Kirche, die sich in kritischer Solidarität mit den Mitmenschen immer wieder neu konstituiert und sich auf die Zeichen der Zeit einlässt, hat der Frankfurter Pastoraltheologe Prof. Wolfgang Beck plädiert. Er hielt beim "Ordenstag Young" am Montag in Wien-Lainz den Hauptvortrag. Beck verortete die Kirche und damit auch die Orden im Spannungsfeld zwischen dem Bemühen um Stabilität und Risikobereitschaft. Rund 40 junge Ordensleute waren zum "Ordenstag Young" gekommen, der im Rahmen der Herbsttagungen der Orden stattfand. Auf dem Programm standen neben dem Vortrag Becks auch ein intensiver Austausch und das gemeinsame Gebet. Der Ordenstag Young stand unter dem Motto "Zwischen Ordensregel & Risiko: Ordensleben in der Gesellschaft von heute".
Prof. Beck warnte u.a. vor Entwicklungen der kirchlichen Absonderung vor der Gesellschaft sowie vor Tendenzen, "dass Ordenscharismen in einen machtvollen Habitus der Stärke übergehen oder wenn der Selbsterhalt der Institution Dominanz über den Inhalt der Botschaft Jesu gewinnt". Beck ermutigte die jungen Ordensleute, sich u.a. mutig auf die"spätmodernen Unübersichtlichkeiten" einzulassen.
Konstituierend für die spätmoderne Gesellschaft bzw. den spätmodernen Menschen sei die Tatsache, dass es nicht mehr das eine allgemeingültige Muster für ein gelingendes Leben gibt. Jede und jeder müsse für sich selbst entsprechende Entscheidungen treffen. Das bedinge auf der einen Seite große Freiheit, auf der anderen Seite freilich auch große Unübersichtlichkeit, was wiederum mit Überforderung und Ängsten einhergehen könne.
Er halte es für verfehlt, so Beck weiter, dass die Kirche in eine solche spätmoderne Situation hinein noch immer in ihrer Volk-Gottes-Theologie verweile. "Wir betonen das Gemeinsame in einer Zeit, wo das Besondere im Mittelpunkt steht." Das sei nicht besonders attraktiv für spätmoderne Menschen.
Der Frankfurter Pastoraltheologe sprach auch von einer "kirchlichen Versuchung" der Spätmoderne. Diese bestehe darin, angesichts der Unübersichtlichkeit und Überforderung vermeintliche Stabilität und Orientierung anzubieten, die man allerdings selbst gar nicht habe. Auch die Kirche bzw. die Orden seien tief verunsichert, so der Theologe.
Beck gebrauchte auch den Begriff "verantwortungslose Stabilitätsangeboten" . Das Selbstverständnis einer Kirche als Kontrastprogramm zur Gesellschaft reiche nicht. Vielmehr müsse man die eigenen Unsicherheiten bzw. die eigene Suche in der Begegnung mit den Mitmenschen stets mit kommunizieren. Es gelte, sich als Suchende mit den Zeitgenossen zu solidarisieren und "liebevoll, barmherzig und würdigend auf die Mitmenschen zuzugehen". Die Kirche sei nicht nur eine lehrende, sondern immer auch eine lernende Institution, so der Theologe.
Ausführlich thematisierte der Theologe die Spannungen zwischen einer Kirche im Bemühen um Stabilität und Risikobereitschaft. Stabilitätsfördernd seien etwa die Ämterstrukturen, Sozialformen wie Gemeinden oder Orden, die Etablierung von Riten und Liturgien oder die Einrichtung der kirchlichen Verwaltung, die vor allem im 19. Jahrhundert einen ordentlichen Schub erfahren habe. Das sei alles natürlich nicht negativ, aber ambivalent, so der Theologe. Und er verwies auf den Theologen Karl Rahner, der vom "Glauben als Risiko" gesprochen habe. Im Zweifelsfall müsse das Risiko gewählt werden.
Der Synodale Prozess, den die Katholische Kirche derzeit durchmacht, sei ein solcher risikobehafteter Weg, zeigte sich Beck überzeugt. Und auch einige Spezifika der Orden wie das Armutsideal, die Gütergemeinschaft oder die Bereitschaft, sich von der Gemeinschaft in den Dienst nehmen zu lassen, seien solche Akzente einer "dynamischen Risiko-Kultur".
Vom 27. bis 30. November kommen im Wiener Kardinal König Haus wieder die Verantwortlichen der heimischen Ordensgemeinschaften sowie Mitarbeitende ihrer Einrichtungen zu den traditionellen Ordenstagungen zusammen. Sie beraten über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Das viertägige Programm steht diesmal unter dem Generalmotto "wirksam & gegenwärtig" und soll die Effizienz der Orden für Kirche und Gesellschaft aufzeigen. Mit dabei sind u.a. auch Kultusministerin Susanne Raab, der frühere Gesundheitsminister Rudolf Anschober und die frühere Kriegsberichterstatterin und nunmehrige Psychotherapeutin Petra Ramsauer.
Infos: www.ordensgemeinschaften.at