Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE 1. Dezember 2023.
Sein Lachen ist mir unvergesslich. Marc wurde mit einer schweren Behinderung geboren. Er konnte nie gehen, sprechen, selbstständig werden. Nur eines blieb ihm bis zu seinem Tod mit 30 Jahren: sein Lachen, sein strahlendes Gesicht. Seine drei Geschwister haben ihn geliebt. Sie sorgten von klein an für diesen Bruder, und als er starb waren sie untröstlich.
Am 3. Dezember, übermorgen, ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Welchen Platz haben sie in unserer so sehr auf Leistung und Erfolg ausgerichteten Welt? Nie darf vergessen werden, dass in der Nazizeit viele tausende Menschen mit Behinderung systematisch umgebracht worden sind. Sie galten als „lebensunwertes Leben“.
Gott sei Dank haben sie heute das Recht, das jedem Menschen zusteht: das Lebensrecht. Dieser Tage bekam ich folgendes Mail: „Ich habe vor kurzem in der Straßenbahn so eine tüchtige Mutter mit ihrem behinderten Sohn gesehen, die erzählt hat, wie schwierig es ist, die vielen Gänge zu den Ämtern, das eigene Zurückstecken, die Frage, wie es mit 18 Jahren weitergeht...“ Hochachtung vor allen Menschen mit Behinderung und ihren Begleitern. Leben ist immer kostbar!