Viele Familien gedenken jährlich weltweit am zweiten Sonntag im Dezember ihrer früh verstorbenen Kinder, indem sie eine Kerze ans Fenster stellen.
In Österreich werden rund um den 10. Dezember mit zahlreichen Gottesdiensten und Gedenkfeiern der "Sternenkinder" gedacht - jener Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Am zweiten Sonntag im Dezember finden etwa in den Diözesen Linz und Innsbruck sowie der Erzdiözese Salzburg Gedenkfeiern statt; etwa um 14 Uhr im Innsbrucker Dom, wo Diözesanbischof Hermann Glettler mit Müttern, Vätern und Angehörigen von Kindern, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind, feiert. Der frühe Tod eines Kindes treffe Eltern oft "völlig unvorbereitet", erläuterte Christiane Roser, Leiterin der Abteilung für spezifische Lebenssituationen der Diözese Linz in einer Aussendung.
In Folge können Gefühle wie Trauer, Verzweiflung, aber auch Scham und Schuldgefühle und eine große Leere entstehen, beschrieb Roser den für Außenstehende oft nur schwer nachvollziehbaren Verlust. Rosers Anliegen: Mit dem Gedenkgottesdienst soll ein Zeichen gesetzt werden, "dass wir trauernde Menschen sehen und ernst nehmen".
Die Begleitung betroffener Eltern benötige Kommunikation, wie Stille, so der Theologe und Krankenhausseelsorger Tomy Mullur im online Don-Bosco-Magazin. "Es ist nicht nur eine stille Geburt, sondern es ist einfach wirklich still rundherum, eine ewige Stille", so der seit mehr als 20 Jahren als Krankenhausseelsorger in der Diözese Innsbruck tätige Mullur. Im Trauerprozess danach seien die Mütter oft alleingelassen, Väter würden seltener zu Gesprächsangeboten kommen, sollten aber laut Mullur zu ihren Emotionen stehen und sie aufarbeiten.
Das Gedenken findet jährlich am zweiten Sonntag im Dezember - heuer am 10. Dezember - im Rahmen der internationalen Initiative "Worldwide Candle Lighting" (Weltweites Kerzenleuchten) statt. Menschen zünden um 19 Uhr Ortszeit eine Kerze an und stellen sie im Gedenken an früh verstorbene Kinder ans Fenster. Durch die Zeitverschiebung entsteht innerhalb von 24 Stunden eine weltweite Lichterwelle. Die Kirche begleitet den Weltgedenktag mit Gottesdiensten.
In Salzburg lädt das Seelsorgeamt der Erzdiözese am 10. Dezember um 18 Uhr zur Gedenkfeier für betroffene Familien sowie Seelsorgende und Pflegende in die Dreifaltigkeitskirche in Salzburg ein. Die Gedenkfeier wird von Texten, Musik und Lichterritualen begleitet, bei dem für jedes verstorbene Kind eine Kerze angezündet wird, so die Erzdiözese Salzburg. "Ein Kind ist immer ein Kind und die Trauer ist immer die gleiche - egal ob es noch schutzbefohlen oder schon erwachsen war", erklärt Detlef Schwarz, Referent für Krankenpastoral und Notfallseelsorge der Erzdiözese Salzburg.
In ganz Oberösterreich gibt es in Kirchen, Kapellen, Krankenhäusern und auf Friedhöfen Gedenkorte für Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, etwa im Linzer Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, in den Friedhöfen der Pfarre Garsten, Enns oder Schärding.
Gedenkfeiern finden am 9. Dezember ab 15:30 Uhr in der Pfarre Feldkirchen an der Donau sowie am 10. Dezember um 9:30 Ur in der Pfarrkirche Sierning, um 16 Uhr in der Pfarrkirche Weyer und um 19 Uhr im Klinikum Schärding statt. Darüber hinaus stehen für Betroffene Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger sowie Beraterinnen und Berater von "Beziehungleben.at" zur Verfügung, informierte die Diözese Linz.
Link: www.dioezese-linz.at/sternenkinder
Auch in der Diözese Graz-Seckau finden einige Gedenkfeiern statt, etwa am 9. Dezember um 18:30 Uhr im Uniklinikum Graz. Am 10. Dezember findet u.a. um 17 Uhr ein Gedenkgottesdienst in der Wallfahrtskirche Maria Straßengel und um 18:30 Uhr in der Grazer Heilandskirche eine ökumenische Gedenkfeier statt.
Die im Jahr 1996 gegründete Initiative "Worldwide Candle Lighting Day" geht auf eine Vereinigung verwaister Eltern und ihrer Angehörigen in den USA zurück. Eltern, Großeltern, Geschwister und andere nahestehende Menschen erinnern sich an all jene, die zu früh verstorben sind: ob vor, während oder nach der Geburt, als Babys, Kleinkinder, Jugendliche oder Erwachsene.
Hinter der Bezeichnung "Sternenkinder" steht laut Homepage der Diözese Linz die Vorstellung, dass früh verstorbene Kinder als Sterne am Himmel funkeln. Sie haben den Himmel erreicht, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften. Der "Worldwide Candle Lighting Day" sei daher für Angehörige von (Sternen-)Kindern Erinnerung und Hoffnung zugleich, heißt es.