Gottesdienst in Wiener Votivkirche mit Botschaftern aus Mexiko und Panama am 492. Jahrestag der Erscheinung der Jungfrau von Guadalupe.
Mit einem Festgottesdienst in der Wiener Votivkirche haben in Österreich lebende Lateinamerikaner ihre Schutzpatronin gefeiert. An der traditionellen spanischsprachigen Messe zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe nahmen am Dienstagabend auch Diplomaten aus mehreren Ländern Südamerikas teil, darunter der Botschafter von Mexiko, Luis Javier Campuzano Pina, der die Lesung vortrug, sowie sein Amtskollege für Panama, Dario Ernesto Chiru Ochoa. Der in Wien wirkende mexikanische Priester Jorge Curiel nannte in seiner Predigt die Ereignisse und Botschaft der sich vor 492 Jahren in seinem Heimatland zugetragenen Marienerscheinungen "auch heute hochaktuell".
Der Überlieferung nach war die Jungfrau Maria zwischen dem 9. und 12. Dezember 1531 mehrmals dem schon davor zum Christentum konvertierten Indio Juan Diego Cuauhtlatoatzin auf einem Hügel in einem heutigen Außenbezirk von Mexiko-Stadt erschienen. Sie beauftragte ihn mit dem Bau einer Kirche, wo sie den Menschen "Liebe, Hilfe und Mitgefühl" vermitteln wolle. Da man dem Indio anfangs nicht glaubte, ließ die Jungfrau als Zeichen mitten im Winter Rosen wachsen und hinterließ auf seinem Umhang ("Tilma") ihr Bild. Dieses wird bis heute in Mexikos Guadalupe-Basilika verehrt und fand Eingang in zahlreiche Altäre. Einer der ersten und größten davon in Europa befindet sich seit 1954 im nördlichen Seitenschiff der Wiener Votivkirche.
Curiel verwies bei dem Gottesdienst besonders auf die Worte, mit denen sich Maria - die übrigens als Mestizin erschien - an Juan Diego gewandt hatte, als der ihr zuvor die Sorge um seinen todkranken Onkel vorgebracht hatte. "Was bedrückt dich und ängstigt dich? Bin nicht ich, deine Mutter, bei dir?", zitiert sie der in der Nahuatl-Sprache verfasste Erstbericht über die Erscheinungen, der sogenannte "Nican Mopohua". Juan Diegos Onkel war den Berichten zufolge im selben Moment geheilt. Nachahmenswert sei besonders das Vertrauen, das der 2002 heiliggesprochene Indio der Gottesmutter entgegengebracht habe, betonte der Priester. Maria sei Fürsprecherin bei Gott für die Sorgen aller Menschen.
Am Ende des wie schon in den Vorjahren am Hauptaltar gefeierten Gottesdienstes begaben sich die rund 150 Mitfeiernden zum Guadalupe-Altar, wo vor dem Gnadenbild das mexikanische Geburtstagslied "Las Mananitas" sowie weitere Marienlieder gesungen wurden. "In Mexiko sind wir vielleicht nicht alle katholisch, aber alle Anhänger der Maria von Guadalupe", kommentierte die Organisatorin des Gottesdienstes, Dalila Leon von der Österreichisch-Mexikanischen Gesellschaft.
Der Wiener Guadalupe-Altar wurde in Hinblick auf Erzherzog Maximilian errichtet, der der Initiator der Votivkirche war und dessen kurze Regierungszeit als Kaiser von Mexiko 1867 tragisch endete. Er galt als großer Verehrer der Muttergottes von Guadalupe und verfügte in seinem Testament über die Errichtung eines "gut beleuchteten Guadalupe-Altars". Mit der Kirche am Mexikoplatz besitzt Wien zudem einen weiteren eng mit Mexiko verbundenen Sakralbau.
Weitere besonders um den 12. Dezember in Ehren gehaltene Guadalupe-Altäre gibt es in Europa u.a. in Lourdes sowie in der Pariser Notre-Dame-Kathedrale, wo das Bild der Jungfrau vom Brand 2019 verschont geblieben ist. In Rom gibt es seit 1958 eine der Jungfrau von Guadalupe und dem heiligen Philipp Neri geweihte Basilika an der Via Aurelia, welche die Nationalkirche der Mexikaner und Lateinamerikaner ist. Noch berühmter bei Rom-Pilgern ist der Guadalupe-Altar, den Papst Johannes Paul II. 1992 in der Krypta des vatikanischen Petersdoms errichten ließ, nur wenige Meter vom Grab des Apostels Petrus entfernt. Auch in der Verkündigungskirche von Nazareth ist das mexikanische Gnadenbild zu sehen.