570.000 Menschen in Österreich fülhen sich mehr als die Hälfte ihrer Zeit einsam.
570.000 Menschen in Österreich fülhen sich mehr als die Hälfte ihrer Zeit einsam.
Laut Studie 570.000 Menschen in Österreich mehr als die Hälfte ihrer Zeit einsam, Teuerung führt zu weiterer Einschränkung von Sozialkontakten. Wiener Caritasdirektor Schwertner nimmt auch Politik in die Pflicht: "Wer gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit bekämpfen". Bisher mehr als 41.000 Gespräche beim Caritas-"Plaudernetz".
Der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner hat erneut zu einem gesamtgesellschaftlichen Einsatz gegen die wachsende Einsamkeit von Menschen aufgerufen. "Einsamkeit ist eine Not unserer Zeit, die viel verbreiteter ist, als wir annehmen und gleichzeitig noch immer ein großes Tabuthema", betonte er am Sonntag 14. Jänner 2024.
Laut einer von Caritas und SORA-Institut durchgeführten Studie fühlten sich 570.000 Menschen in Österreich mehr als die Hälfte ihrer Zeit einsam. Eine Antwort darauf seien Initiativen wie das von der Caritas seit der Corona-Pandemie etablierte "Plaudernetz". Schwertner appellierte aber auch an die Bundesregierung, das Thema "endlich" auf die Agenda zu nehmen.
Einsamkeit sei schon länger eine Zivilisationskrankheit gewesen, habe verstärkt durch Pandemie und Teuerungen aber weiter zugenommen, so Schwertner.
"Einsame Menschen wieder in die Gesellschaft zu holen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und eine Aufgabe der Politik. Wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken will, muss die Einsamkeit bekämpfen", betonte der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. "Wir werden die Krisen unserer Zeit nur gemeinsam überwinden."
In der SORA-Studie hätten 17 Prozent der Befragten angegeben, dass sie Sozialkontakte durch die Preisanstiege der jüngeren Vergangenheit einschränken mussten, berichtete Schwertner. Besonders hoch sei dieser Anteil bei Personen mit einem Haushaltseinkommen bis 1.500 Euro. Hier musste nach eigenen Angaben mehr als jeder Dritte Sozialkontakte einschränken. Einsamkeit habe nicht zuletzt auch negative Folgen für die Gesundheit, verwies der Caritasdirektor auf Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO). So seien Menschen ohne starke soziale Kontakte einem höheren Risiko von Schlaganfällen, Angststörungen, Demenz, Depressionen und Suizid ausgesetzt.
"Viele Menschen haben niemanden, dem sie ihre Sorgen anvertrauen können, viele Menschen können sich einen Besuch im Kaffeehaus nicht leisten, um aus ihrer Isolation zu kommen", erinnerte Schwertner. Mit Initiativen wie dem Plaudernetz will die Caritas dem entgegenwirken: Menschen, die niemanden zum Reden haben, telefonieren unter der Nummer 05 1776 100 mit Freiwilligen, die gerne zuhören.
Seit Projektstart im April 2020 wurden laut Caritas mehr als 41.000 Gespräche geführt, das entspricht einer Gesamtgesprächsdauer von mehr als einer Million Minuten oder 720 Tagen. Täglich werden zwischen 10 und 22 Uhr Gespräche entgegengenommen. Die Telefonate dauern durchschnittlich eine halbe Stunde. Rund 4.000 Personen engagieren sich freiwillig beim Plaudernetz, mehr als 6.000 Anruferinnen und Anrufer haben die Nummer bisher gewählt.
Dass der Bedarf an Begegnungsmöglichkeiten und Austausch unter den Menschen deutlich gestiegen ist, zeigt nach Angaben der Wiener Caritas auch die große Nachfrage bei zahlreichen Initiativen der Hilfsorganisation. In der Aussendung genannt wurde u.a. Projekte wie die mittlerweile mehr als 100 Plauderbankerl, die die Caritas gemeinsam mit vielen Pfarren in Wien und Niederösterreich im öffentlichen Raum aufgestellt hat, aber auch die mehr als 40 Wärmestuben, die in Pfarren ihre Pforten geöffnet haben und Gäste bewirten. Die Caritas testet zudem neue Wohnformen, darunter Projekte für gemeinschaftliches Wohnen ab 55 Jahren, ist aber mit Begegnungsangeboten wie dem virtuellen Plauderraum (https://plauderraum.caritas-wien.at) auch im Internet präsent.