Festakt in St. Pölten. Drei Hauptpreise und zehn Anerkennungspreise vergeben. Bischof Schwarz: "Es geht um unser aller Zukunft". Bischof Chalupka: Ökumenischer Umweltpreis "Ausdruck gemeinsamer Verantwortung".
Im Rahmen eines Festakts am Freitagnachmittag wurde in St. Pölten der österreichweite kirchliche Umweltpreis verliehen. Die ökumenische Initiative, die von den katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten getragen und u.a. von den heimischen Ordensgemeinschaften unterstützt wird, wurde zum dritten Mal vergeben. Das Motto des Wettbewerbs lautete "Lebendiges Miteinander in nachhaltigen kirchlichen Gebäuden". Drei Projekte wurden mit einem Hauptpreis ausgezeichnet, für zehn eingereichte Projekte gab es Anerkennungspreise. Als Gratulanten sprachen u.a. der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz und der evangelische Bischof Michael Chalupka.
Die drei Hauptpreise gingen an die Wiener katholische Pfarre Akkonplatz, die katholische Pfarre Euratsfeld und die Katholische Hochschulgemeinde Klagenfurt (KHG). Mit Anerkennungspreisen ausgezeichnet wurden das Elisabethinen Krankenhaus Klagenfurt, der Evangelische Waisenversorgungsverein Wien, die Wiener Pfarre Franz von Sales, die Pfarre Großebersdorf, das Haus Sarepta in Wien, die Pfarre Maria Rain in Kärnten, die steirische Pfarre Gratkorn, das "Safe Home" der Caritas-Salzburg für von Gewalt betroffene Frauen, die NÖ-Pfarre Wolkersdorf und das Zentrum Johannes Paul II. in Wien. Das Preisgeld betrug in Summe 12.000 Euro
Bischof Schwarz würdigte in seinem Grußwort die "vorbildhaften und nachahmenswerten" Projekte, die prämiert wurden. Er hob zugleich die gemeinsame Schöpfungsverantwortung aller Kirchen hervor: "Es geht um unser aller Zukunft."
In den Pfarren und kirchlichen Einrichtungen werde weit mehr in Umweltschutz und klimafreundliche Technologien investiert, als man gemeinhin in der Öffentlichkeit wahrnehme, betonte der Bischof. Als Beispiele nannte er die Sanierungen alter Pfarrhöfen oder Photovoltaik-Projekte. "Gesprächsbedarf" ortete der Bischof noch im Blick auf das Bundesdenkmalamt, das oftmals keine Photovoltaikelemente auf kirchlichen Gebäuden zulasse.
Die ausgezeichneten Projekte seien Beispiele dafür, "dass es möglich ist, aus dem Glauben heraus sorgsam mit den Ressourcen unserer Erde umzugehen", so der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz in seinem Grußwort, der in der österreichischen Bischofskonferenz u.a. für Umweltfragen zuständig ist.
Der ökumenische Umweltpreis bezeuge auf lebendige Weise, "dass die Kirche für unsere Umwelt an einem Strang zieht und dadurch in die Gesellschaft hineinwirkt", betonte der evangelische Bischof Michael Chalupka in seinem Grußwort. Der Umweltpreis würdige sowohl die Leistung Einzelner, sei aber zugleich auch "Ausdruck unserer gemeinsamen Verantwortung".
Dabei handle es sich nicht einfach um ein Aufspringen der Kirche auf ein nun so relevantes Thema. "Ganz im Gegenteil hat unser Verhalten als Teil der Schöpfung seinen letzten Halt nicht in uns, sondern in der Treue Gottes, der seiner Schöpfung Segen gewährt. Wir sind nicht das Gegenüber der Schöpfung, wir sind Teil des Ganzen", betonte der Bischof. Zudem würde der Klimaschutz in der eigenen Gemeinde, andere "in der eigenen Nachbarschaft" ermutigen sich zu engagieren.
Für die Ordensgemeinschaften sprach Sr. Anneliese Herzig ein Grußwort. Die Österreichische Ordenskonferenz beteilige sich am Kirchlichen Umweltpreis 2024, "weil damit ein wichtiges und altes Anliegen der Orden getroffen wird". Herzig: "Gute Gebäude folgen dem, was das Leben verlangt. Diesen Grundsatz haben Ordensleute verwirklicht, wenn sie kleine Zellen oder große Klöster errichtet haben. Sie haben jeweils sorgfältig geplant und gebaut." Dazu gehöre, dass die Gebäude bis heute den neuen Erfordernissen angepasst werden.
Die Idee des Klosters sei, "dass es ein Ort ist, an dem Leben heil werden und glücken kann". Eine ähnliche Idee verfolge der Kirchliche Umweltpreis in der Frage nach Gebäuden, die ökologisch gestaltet sind und über ein nachhaltiges, soziales Nutzungskonzept verfügen.
In Vertretung von Ministerin Leonore Gewessler sprach Bettina Bergauer vom Klimaschutzministerium. Die österreichische Bundesregierung habe sich das Ziel eines klimaneutralen Österreichs bis 2040 gesetzt. Dazu brauche es vor allem den raschen Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger, und das bei höchster Energieeffizienz. Sie freue sich, so Bergauer, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften dieses Anliegen mittragen würden und durch ihre Multiplikatorenfunktion viele Menschen erreichen. Sie plädierte dafür, "gemeinsam den Weg in eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft zu gehen".
Zum Siegerprojekt zählt u.a. das neue Gebäude der KHG-Klagenfurt, das von einer Biomasse-Fernwärme betrieben wird. Bei der Gestaltung der Räumlichkeiten wurde ein Architektenwettbewerb veranstaltet, bei dem die ökologische und klimafreundliche Ausstattung eine Vorgabe war. Man nutze die gesamten Räumlichkeiten im Verbund mit verschiedenen Organisationen, die das ökologisch nachhaltiges Leitbild der KHG teilen.
Die niederösterreichische Pfarre Euratsfeld setzte eine Reihe von Energie- und klimatechnischen Sparmaßnahmen bei der Sanierung des Pfarrgemeindezentrums um. Die Initiative beinhaltete etwa das Aufkleben einer Außenisolierung, den Tausch aller Fenster, die Installation einer neuen Lüftungsanlage, die Verlegung einer effizienten Fußbodenheizung und einen Technikraum mit einer Wärmeübergabestation und Pufferspeicheranlage, den Tausch aller Lampen auf LED und erneuerte Elektro-Installationen. Fazit der Aktion: Man habe es geschafft, das Zentrum zu einem gut frequentierten, lebendigen Haus zu machen, so die Pfarre.
Die Wiener Pfarre Akkonplatz konnte - nachdem der Widerstand des Bundesdenkmalamtes überwunden war - auf dem Kirchendach eine Photovoltaikanlage umsetzen. Ferner wurde eine "Einkaufsgemeinschaft" für Bio-Lebensmittel gegründet sowie eine "naturnahe Grünoase" und eine "Früchte-Naschecke auf dem pfarreigenen Spielplatz eingerichtet.
In St. Pölten fand nach 2014 und 2018 die dritte gesamtösterreichische kirchliche Umweltpreisverleihung. Seit 2011 wird in Niederösterreich der diözesane Umweltpreis jährlich verliehen. Ziel des Umweltpreises ist es, gute Projekte vor den Vorhang zu holen und insbesondere der kirchlichen Öffentlichkeit als Vorbilder zu präsentieren. Die Erfahrung zeigte, dass Pfarren, die einmal oder mehrmals am Umweltpreis teilgenommen haben, ihre Umweltbemühungen fortführen und häufig ausweiten, wie es bei der Veranstaltung in St. Pölten hieß. Die Preisverleihung fand im Sommerrefektorium der Diözese St. Pölten statt.