Schulschwester Beatrix Mayrhofer und Steyler-Missionar Stephan Dähler im "Orden on air"-Podcast über die Übergabe ihrer Ordensschulen, die die Orden nicht mehr aus eigener Kraft weiterführen konnten.
Was machen Orden, wenn sie wegen fehlenden Nachwuchses ihre eigenen Werke nicht mehr fortführen können? - Darüber berichten in der neuen Folge des Podcasts "Orden on Air" Sr. Beatrix Mayrhofer und P. Stephan Dähler. Die Schulschwestern von Unserer Lieben Frau, denen Sr. Beatrix Mayrhofer angehört, haben ihre Bildungseinrichtungen im Jahr 2022 an das Institut Österreichischer Orden (IÖO) bzw. an die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ) übergeben. Auch die Steyler Missionare rund um den damaligen Provinzial P. Dähler haben ihre Schule, das Missionsgymnasium St. Rupert in Salzburg, bereits 2018 an das IÖO und die VOSÖ übergeben. - Das IÖO als aktiver Eigentümer der Liegenschaften, und die VOSÖ als Schulverein, der die Bildungseinrichtungen weiterführt.
Dähler: "Unsere jungen Mitbrüder kommen vor allem aus dem Globalen Süden und ein Einsatz in den Schulen war daher nicht realistisch. Sie hätten ein ganzes Studium nachholen müssen. Und die Mitbrüder, die in St. Rupert tätig waren, sind immer älter geworden." Oberstes Ziel sei es gewesen, dass das Missionsgymnasium St. Rupert weitergeführt wird. Zugleich wollten die Steyler Missionare weiterhin in der Region präsent sein. So kam es, dass die Mitbrüder die Pfarrarbeit in Bischofshofen und Umgebung übernahmen. "Es hat Mut gebraucht, in neuen Strukturen und neuen Kooperationen zu denken. Der Mut hat sich ausgezahlt", so Dähler: "Wir haben immer gedacht, solange dort Steyler sind, ist das eine Steyler Schule. Jetzt sind wir herausgefordert zu schauen, wie können wir das Charisma intensiver, aktueller und noch besser vertiefen." Die Ordensbrüder hätten neue Wege gefunden: Sie wirken intensiv in der Schulseelsorge mit oder veranstalten die Steyler Woche, wo Steyler Missionare mit den Schülerinnen und Schülern eine ganze Woche gestalten.
Sowohl Mayrhofer als auch Dähler rieten allen Ordensleuten, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen, früh genug mit den Überlegungen zu beginnen und in Kontakt mit möglichen Kooperationspartnern zu treten, solange man noch handlungsfähig ist und auch Zeit hat. "Es ist wichtiger, dem Ruf zu folgen, als ein Werk zu halten", zeigte sich Sr. Mayrhofer überzeugt. Sie appellierte an alle Ordensleute, sich nicht vor dem Gedanken zu fürchten und dem Prozess, der auch sehr emotional sein kann, genügend Zeit zu geben.
Beide Ordensleute zeigten sich im Podcast zudem dankbar, dass vor mehr als 30 Jahren weitschauende Ordensleute erkannt hätten, dass sich ein großer Wandel abzeichnet und rechtzeitig Alternativen geschaffen haben. So sei die Idee der VOSÖ und des IÖO entstanden. Bisweilen sei dieses Konzept in Europa, wahrscheinlich sogar weltweit, einzigartig.
Das Institut Österreichischer Orden ist ein Kooperationsmodell der Ordensgemeinschaften, das ein ordensübergreifendes Zusammenwirken zum Erhalt von Ordenswerten ermöglicht. Ziel ist die nachhaltige Verwaltung von Liegenschaften, Unternehmensanteilen, Kulturgütern und sonstigem beweglichem Vermögen, um Werke der Ordensgemeinschaften zu unterstützen und Initiativen zu ermöglichen. Mit der Übergabe von Vermögenswerten durch Männer- und Frauenorden an das Institut bleibt Ordensvermögen auch Ordensvermögen. Das Institut ist nicht auf Gewinn ausgerichtet, sondern verfolgt gemeinnützige Zwecke.
Die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs wurde 1993 auf Initiative der Österreichischen Ordensgemeinschaften gegründet. Heute ist die VOSÖ mit 20 Bildungsstandorten (mit gesamt 70 Einrichtungen) von 14 Orden in acht Bundesländern (Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, Burgenland, Steiermark) der größte private Schulträger Österreichs. Rund 13.000 Kinder und Schüler:innen besuchen Bildungseinrichtungen der VOSÖ.
Es bleibe freilich die Frage, wie das Ordenscharisma der jeweiligen Werke auch unter neuer Trägerschaft bzw. Verantwortung weitergegeben werden kann. Sr. Mayrhofer berichtete von einem Besuch in Kyoto (Japan) in einer Schule ihrer Ordensgemeinschaft, in der der Katholikenanteil bei 0,01 Prozent liegt und keine Schwestern vor Ort sind. "Aber die Schüler gehen alle bei der Tür hinein, ziehen die Schuhe aus und beginnen den Schultag, indem sie sich voller Ehrfurcht vor der Statue der Mutter Theresia Gerhardinger verbeugen." - Eine Schule der Schulschwestern, nicht nur ohne Ordensleute, sondern ohne Katholiken. Und trotzdem bleibe das Charisma lebendig.
Ihr sei aufgefallen, so Mayrhofer, "dass die Frage nach der Gründerin nie so präsent war, wie jetzt." Die Lehrenden an den Ordensschulen fragen jetzt, was würde Mutter Theresia tun? "Früher waren wir da, da haben sie uns gefragt. Also ich denke, das Charisma beginnt neu zu wirken. Der Sauerteig treibt weiter", blickte sie hoffnungsvoll in die Zukunft.
Der Podcast "Orden on Air" der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
Infos: www.ordensgemeinschaften.at