Österreichische Initiative lädt zum 20. Mal zur autofreien Fastenzeit. Aktion heuer erstmals interreligiös. Umweltbeauftragter bezeichnet steigende Pkw-Neuzulassungen als "brennendes" Problem. Forderung nach Ausbau umweltfreundlicher Mobilitätsformen.
Zum 20. Mal laden religiöse Vertreterinnen und Vertreter dazu ein, in der Fastenzeit umwelt- und gesundheitsfreundliche Alternativen zum Autofahren zu nutzen. "Bus, Bahn, Fahrrad, Fahrgemeinschaften und die eigenen Füße sind dem Auto vorzuziehen", sagte der Umweltbeauftragte der Erzdiözese Wien, Michael Gaßmann, im Gespräch mit Kathpress. Vom 14. Februar bis 30. März will die Aktion unter dem Motto "Gesund für Dich - Gesund für die Natur" Menschen dazu bewegen, "klimafreundlichere Möglichkeiten zu entdecken, um von A nach B zu kommen", erklärte Gaßmann. Das heuer interreligiös durchgeführte Projekt motiviert in diesem Jahr neben ökologischen und ökonomischen Argumenten auch mit Gewinnspielen zum "Abenteuer Autofasten".
"Abgase, Staub, Lärm, Verkehrstote und Verletzte, finanzielle Belastung und Bewegungsmangel sind alles unerwünschte Nebenwirkungen des Autoverkehrs", betonten die kirchlichen Umweltbeauftragten in einer Aussendung der Diözese Eisenstadt. Trotz der Herausforderung, sich in einem "von Flexibilitäts- und Mobilitäsanforderungen geprägten Alltag" einzuschränken, lohne sich die Teilnahme am Autofasten für alle.
Die Aktion biete Teilnehmenden etwa die Chance auf mehr Lebensqualität und Bewegung; als Nebeneffekt würden zudem Kosten rund um das Auto eingespart werden und man helfe bei der Reduktion der Schadstoffbelastung mit, so die Umweltbeauftragten. Die Aktion beinhaltet aber auch eine politische Forderung: So mahnten die Umweltbeauftragten den Ausbau von sauberer, nachhaltiger und klimafreundlicher Mobilitätsformen ein.
Auch Superintendent Matthias Geist sieht im Autofasten eine klare Mission: Gerade für nachfolgende Generationen sei es wichtig, sich jetzt von der alten Gewohnheit des "Stärker-Größer-Mehr" zu trennen und sich der menschlichen Natur zuzuwenden, so Geist gegenüber Kathpress. Für ihn selbst sei es Anreiz, längere Sparziergänge zu machen und nicht mit dem Auto "stupide im Stau oder vor einer Ampel zu stehen". Die Botschaft, die hinter dem Autofasten steht, ist für Geist zudem ein gemeinschaftlicher Auftrag: "Mit allen schöpfungsbewussten Menschen aus Zivilgesellschaft und unseren verschiedenen Religionsgemeinschaften aktiv zu werden".
Als ein "brennendes Problem "bezeichnet der Wiener Umweltbeauftragte Gaßmann die aktuell debattierte steigende Zahl an Pkw-Neuzulassungen. Viele würden das Auto primär aus Gründen der Bequemlichkeit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln vorziehen. Für andere seien gerade SUVs, die einen weit höheren Energieverbrauch als herkömmliche Pkws haben, "ein Statussymbol, aber kein Nutzfahrwerk", kritisierte Gaßmann.
Hintergrund sind die jüngst vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) veröffentlichten Zahlen von SUV-Neuzulassungen im vergangenen Jahr. Fast jeder zweite Neuwagen sei ein SUV und auch bei den E-Autos sei der SUV-Anteil hoch (27 Prozent), wie die Studie ergab. Wien ging als SUV-Spitzenreiter hervor (23.887). "Ich frage mich, warum man in Wien, wo es weder holprige Wege noch Berge gibt, einen SUV braucht", merkte Gaßmann kritisch an. Und: Eine Klimaneutralität lasse sich auch nicht durch die Förderung von E-Autos erreichen.
Erstmalig ist das bisher ökumenische Projekt interreligiös aufgestellt. Heuer zählen neben der katholischen wie evangelischen Kirche auch die israelitische Kultusgemeinde, die Bahai Religion, die Buddhistische und die Alevitische Glaubensgemeinschaft zu den Veranstaltern. Die Kooperationspartner hätten sich schon bei ihrem religionsübergreifenden Engagement für die Initiative "Religions For Future" gut vernetzt, erklärte Gaßmann. Anlass zur Zusammenarbeit habe auch der erste "Interreligiöse Inspirationstag Laudato si" im Vorjahr gegeben.
Im September 2023 waren Angehörige der verschiedensten Kirchen und Religionsgemeinschaften zusammengekommen, um über ein gemeinsames Engagement für die Umwelt zu diskutieren, wie sie Papst Franziskus in seiner Enzyklika gefordert hat. "Wir haben erkannt, dass wir in puncto Nachhaltigkeit in Zukunft stärker interreligiös zusammenarbeiten müssen", sagte Gaßmann. Zum 20. Jubiläum plant die Aktion voraussichtlich im Juni 2024 eine österreichweite Fachkonferenz mit verschiedensten Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern.
Zusätzlicher Ansporn, um sich gemeinsam auf das "Abenteuer Autofasten" einzulassen, sind ausgeschriebene Preise: etwa ein österreichweit gültiges Klimaticket oder ein Kurzurlaub für zwei Personen. Schulen haben die Möglichkeit, bei der Aktion "Pickerlbaum" mitzumachen. Dazu erhalten sie ein Plakat eines Mitmachbaums, den die Schülerinnen und Schüler für jeden Tag, an dem sie nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden, mit einem grünen Blattsticker bekleben können. Reichlich geschmückte Bäume können einen Gutschein im Wert von 60 Euro für einen Obstbaum im Schulgarten gewinnen.
Zusätzlich begleitet ein Newsletter beim Autofasten begleitet und gibt Infos über Begünstigungen und Veranstaltungshinweise. Außerdem können Interessierte mithilfe eines CO2-Rechners das eigene Mobilitätsverhalten einer Selbsteinschätzung unterziehen und sich zu einer Einsparung von Flug- und Autokilometern verpflichten. Das Land Steiermark verschenkt zudem an die ersten 250 Personen, die sich online zum Autofasten anmelden, Fahrkarten-Gutscheine im Wert von 20 Euro.
Info: www.autofasten.at