Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE 16. Februar 2024
Am Mittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Sie endet nach 40 Tagen mit dem Osterfest. Fasten ist angesagt. Aber wie fasten? Früher war es einfacher. Für Katholiken galt: Am Freitag immer auf Fleisch verzichten! Alle Religionen haben Fastenregeln. Die Orthodoxen fasten vegan. Die Muslime verzichten im Ramadan (Beginn heuer am 10. März) tagsüber auf Essen und Trinken. Heute ist, unabhängig von Religion, Heilfasten beliebt. Aber geht es beim Fasten nur ums Abmagern? Viel wertvoller ist es, sich auf das zu besinnen, was im Leben wichtig ist.
Mein Fastenvorschlag für heuer: Worte fasten! Wichtiger als weniger essen ist weniger Böses reden! Verletzende Worte erst gar nicht aus dem Mund kommen lassen! Überall in der Welt wird zurzeit aufgerüstet. Wenn wir doch wenigstens bei den Worten abrüsten würden! Mir graut vor den Wahlkämpfen dieses Jahres. Hasspostings und kränkende Kommentare in den sozialen Medien vergiften das Leben. Wieviel kann ein gutes Wort bewirken! Wie heilsam sind Worte des Trostes und der Versöhnung! Wir alle wirken mit am Klima der Gesellschaft. Ein „Danke“, „Bitte“, „Verzeih“ wirkt oft echte Wunder! So ein Fasten brauchen wir alle.