Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE 12. April 2024
Heute schreibe ich über dieses Wort, das uns alle, ohne Ausnahme, betrifft. Papst Franziskus hat diese Woche darüber ein Schreiben veröffentlicht: Alle Menschen haben die gleiche Würde. Die Menschenwürde kommt allen Menschen zu, unabhängig davon, wo und wie sie leben oder wie andere ihr Leben einschätzen. Sie gilt bedingungslos vom Beginn des Lebens bis zum Tod, für Säuglinge genauso wie für alte Menschen, für Männer wie für Frauen, für Gesunde genauso wie für
Kranke oder für Menschen mit Behinderung. Die Menschenwürde ist unverlierbar, auch dann, wenn wir Fehler gemacht haben.
Warum ist es so wichtig, an diesen Grundsatz zu erinnern? Er steht schon in der Bibel. Die Vereinten Nationen haben ihn 1948 in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben. Trotzdem wird überall auf der Welt die Menschenwürde missachtet und verletzt: wo Menschen in extremer Armut leben müssen, unter Krieg und Vertreibung leiden, Opfer von Gewalt und Ausbeutung werden, wo ihnen das Lebensrecht abgesprochen wird. Wir können nicht alles Leid der Welt verhindert. Einander achten, wertschätzen: das können wir alle. Leicht ist das nicht. Aber gut tut es uns allen.