Auszeichnungen im Gedenken an den vor 30 Jahren verstorbenen "Weltkirche- und Friedensbischof" Florian Kuntner. Festredner Heidegger: Enge Verbindung von Kriegen, Klimakatastrophen und Entwicklungshemmnissen im "Süden" erfordern Umkehr im Sinne von Papst Franziskus. Kuntner-Gedenkmesse in der Krypta des Stephansdoms.
Die jetzt in Wien vergebenen Florian-Kuntner-Preise würdigen kirchliche Projekte für Frieden und Entwicklung; die alle zwei Jahre stattfindende Preisverleihung ist zugleich ein Ansporn zum Einsatz für eine gerechtere und nachhaltige Welt und ein "Zeichen der Hoffnung" inmitten globaler Krisen: Das geht aus einem Bericht der Wiener Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit am Montag über die sieben mit insgesamt 18.000 Euro dotierten Auszeichnungen hervor. Benannt sind die Preise nach dem vor 30 Jahren verstorbenen "Weltkirche- und Friedensbischof" Florian Kuntner.
Im Fokus der diesjährigen Preisverleihung stand laut dem Bericht die globale Verantwortung der Kirche für den Frieden. Festredner Klaus Heidegger - Theologe und Friedensaktivist, Mitarbeiter der katholischen Friedensbewegung Pax Christi und Vorsitzender der Katholischen Aktion Tirol - machte deutlich, wie sehr Kriege, Klimakatastrophen und mangelhafte Entwicklungschancen für die Länder des globalen Südens einander beeinflussen und verstärken. "In Österreich wird für 225 neue Pandur-Radpanzer im aktuellen Budget 2024 um 500 Millionen mehr ausgegeben als das staatliche Entwicklungsbudget beträgt, das nach wie vor weit vom 0,7-Prozent-Ziel entfernt ist", kritisierte Heidegger die marginale Bedeutung globaler Verantwortung in der österreichischen Politik. "Wir reagieren nicht genügend, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt", zitierte er aus dem jüngst erschienenen Papst-Schreiben "Laudate Deum".
Mit dem bisherigen "technokratischen Paradigma" seien die aktuellen Krisen rund um kriegerische Gewalt, Fluchtbewegungen und Klimawandel nicht zu bewältigen, unterstrich Heidegger die Aussagen von Franziskus. Es brauche eine radikale Umkehr von der "Militärpolitik" der Länder des Nordens, die mit profitablen Waffenexporten Konflikte anheize und zugleich den eigenen Zugang zu Ressourcen sichere. "Wenn wir Frieden und Gerechtigkeit wollen, dann braucht es dringend systemische Veränderungen - auch ein Ausstieg aus einer kapitalistischen Ökonomie. Dann braucht es - ganz im Sinne von 'Laudate Deum' -, die politischen und ökonomischen Mächte, die sich ihrer Verantwortung für ein Überleben des Planeten bewusst werden müssen", forderte Heidegger. Ein "kultureller Wandel" in Politik und im Leben jedes Einzelnen tue Not.
Der Florian-Kuntner-Preis wurde heuer in drei Kategorien vergeben: In der Kategorie "Weltkirchliche Partnerschaft" fiel die Wahl der Fachjury auf die Partnerschaft der Pfarre Kirchau (Gemeinde Warth, NÖ) mit Piura in Peru, wo sich die Jesuiten-Organisation "CANAT" für die Rechte und Bildungsmöglichkeiten von benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Gemeinschaft "SCHALOM" in Hinterbrühl (NÖ) für solidarische Brückenschläge zur Philippinen-Insel Mindanao.
In der Kategorie "Bildungsarbeit für Eine Welt" würdigte die Jury das Projekt "Make:Peace! Friedenserziehung und Globales Lernen", getragen von der ganzen Schulgemeinschaft am Wiener Ordens-Bildungscampus Flora Fries. Schüler mit gutem wirtschaftlichem Background mit benachteiligten Kindern der südindischen Chirumalar School zusammenzubringen, war das Ziel eines ebenfalls gewürdigten Projekts am Kollegium Kalksburg.
Vor dem Hintergrund der an vielen Orten der Welt kriegerisch ausgetragenen Konflikte wurde diesmal als dritte Preiskategorie das Thema gewaltfreie Friedensarbeit gewählt, teilte Christian Zettl als Vorsitzender der Diözesankommission mit. Die Jury entschied sich für das austro-kolumbianische Projekt "Internationale Friedenspräsenz zum Schutz lokaler Land-, Umwelt- und Friedensinitiativen im Nordwesten von Antioquia" sowie für "Pieces for Peace", ein internationales Friedenskunstprojekt der Salesianischen Jugendbewegung. Mit einem Sonderpreis wurde das Lebenswerk von Hubert Haschka und dem Arbeitskreis Weltkirche im Vikariat Süd der Erzdiözese Wien bedacht.
Die Kuntner-Preis-Jury wurde diesmal vom Missionstheologen P. Franz Helm, Angela Kemper vom Welthaus Wien, Weihbischof Franz Scharl, Südwind-NÖ-Leiterin Ingrid Schwarz und "PfarrCaritas"-Leiter Rainald Tippow gebildet.
Anschließend an die Preisverleihung fand in der Krypta des Stephansdoms eine Gedenkmesse für den "unvergessenen Anwalt für Frieden und weltweite Gerechtigkeit", Florian Kuntner, statt. Teilnehmenden waren auch Werner Freistetter, der Referatsbischof für Weltkirche in der Österreichischen Bischofskonferenz, Bischof Scharl und der Wiener Pastoralamtsleiter Markus Beranek. Die Kollekte kommt der Partnerdiözese der Erzdiözese Wien, San Jacinto in Ecuador, zugute, sie gilt den Opfer von Überschwemmungen infolge des Klimawandels und der durch Drogenhandel verursachten Gewalt. Dazu wurde auch ein Spendenkonto (AT30 1919 0000 0010 0453, lautend auf Erzdiözese Wien, Verwendungszweck 4130001566) eingerichtet.
Am 30. März jährte sich zum 30. Mal der Todestag des Wiener Weihbischofs Florian Kuntner, der für sein entschlossenes und konsequentes Eintreten für Frieden und globale Solidarität bekannt war. Er wurde am 22. März 1933 in Kirchberg am Wechsel (NÖ) geboren. Nach der Priesterweihe 1957 wurde er 1962 Pfarrer von Piesting, 1971 Propstpfarrer in Wiener Neustadt und danach Bischofsvikar für das neu gegründete Vikariat unter dem Wienerwald mit Sitz in Wiener Neustadt. 1977 wurde Kuntner gemeinsam mit Helmut Krätzl von Kardinal Franz König zum Bischof geweiht.
Als Bischofsvikar "für alle Anliegen der Mission und Entwicklungshilfe in der Erzdiözese Wien", Referatsbischof für Weltkirche, Mission und Entwicklungshilfe in der Österreichischen Bischofskonferenz und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (Missio) war es Kuntner ein großes Anliegen, globale Gerechtigkeit und partnerschaftliche Beziehungen zu den Kirchen des globalen Südens zu fördern. Nach einer seiner vielen Reisen - um in persönlichen Begegnungen die Solidarität mit Ortskirchen im Süden zum Ausdruck zu bringen, erlag Kuntner erst 61-jährig einer Tropenkrankheit. Er wurde in der Domherrengruft von St. Stephan in Wien bestattet.