Direktorin Schwanberg im Kirchenzeitungsinterview über Rückmeldungen der Besucher und ihren persönlichen Zugang zum Sterben und zum Tod.
Die derzeit laufende Ausstellung "Sterblich sein" im Dom Museum Wien hat unerwartet hohe Besuchszahlen gebracht. Das hat Direktorin Johanna Schwanberg im Interview mit der Kooperationsredaktion der heimischen Kirchenzeitungen betont. "Wir haben die besten Besuchszahlen, die wir je hatten", so Schwanberg wörtlich. Konkrete Zahlen nannte sie allerdings nicht.
Museen müssten Themen aufgreifen, "die die Menschen wirklich etwas angehen, auch wenn sie unbequem sind", so Schwanberg weiter: "Wer, wenn nicht wir als Dom Museum, im Herzen Wiens, gegenüber dem Stephansdom, soll das Thema Sterben behandeln?" Ziel der Ausstellung sei es, "die Angst und Tabuisierung abzubauen und zu sagen: Anhand von Kunst ist es möglich, sich im geschützten Raum eines Museums auf liebevolle Weise mit dieser für uns alle bedrohlichen Frage zu befassen." Nachsatz: "Das Erstaunliche ist, dass es funktioniert! Die Ausstellung wird sehr gut angenommen."
So erstaunlich sei es dann aber doch auch wieder nicht, denn: "Jeder Mensch ist im Leben jederzeit verwundbar. Jede Minute kann jeder von uns sterben. Das in das Leben zu integrieren, statt es zu verdrängen, kann ein Gewinn an Lebensqualität sein." Wie Schwanberg weiter sagte, bekomme das Museum viele Rückmeldungen von Besucherinnen und Besuchern, "die berührt, aber auch dankbar sind, dass ihnen die Ausstellung die Möglichkeit gegeben hat, etwa mit ihren Kindern über das Sterben zu sprechen. Das war das Ziel, und es ist schön, dass es funktioniert." Auch zu einzelnen Werken bekomme das Museumsteam Reaktionen.
Ein Raum der Ausstellung mit Blick auf den Stephansdom wurde interaktiv gestaltet: Hier haben die Besucher die Möglichkeit, der Menschen zu gedenken, die sie verloren haben. In vielen Sprachen schreiben sie ihre Erinnerungen und Wünsche auf Schilder und hängen sie im Raum auf. Mittlerweile umfasst die Installation schon mehr als 2.000 solcher Gedenkkarten.
Zur Frage, ob sich ihr persönlicher Zugang zum Sterben durch die Ausstellung verändert habe, sagte die Direktorin: "Ja, das war ein Prozess. Es gab vorher die Befürchtung, dass die lange Beschäftigung mit dem Thema deprimierend sein könnte für das Team. Ich habe aber eher das Gefühl, dass eine gewisse Leichtigkeit hineingekommen ist."
Persönlich sei noch hinzugekommen, "dass mein Vater fast gleichzeitig mit der Eröffnung verstorben ist. Erst dachte ich, dass es ein furchtbares Zusammenspiel von Kunst und Leben ist. Aber dann habe ich bemerkt, dass ich mich vielleicht durch die Vorbereitung ganz anders auf das Begleiten des Sterbeprozesses einlassen konnte". Diesen offeneren Zugang wünsche sie auch den Besuchern. Schwanberg: "Sterben wird dadurch nicht automatisch weniger schmerzhaft oder bedrohlich, aber man kann den Umgang damit aktiver gestalten."
Die Themenausstellung "Sterblich sein" im Dom Museum Wien (Stephansplatz 6, 1010 Wien) ist bis 25. August 2024 geöffnet. Dazu ist auch ein mehr als 400 Seiten starker Katalog erschienen.
Info: https://dommuseum.at