Religionsgemeinschaften sollen bei Stromabschaltungen oder anderen Krisen zu Erstanlaufstellen für Hilfesuchende werden.
Im Ernstfall, etwa bei einer Stromabschaltung oder sonstigen Krisen, die eine große Zahl der Bevölkerung in Wien betreffen, sollen Religionsgemeinschaften als Erstanlaufstellen - sogenannte "Lichtinseln" - für Hilfesuchende fungieren. Sie sollen so Institutionen und Notfallstellen durch ihr Gesprächs- und Informationsangebot entlasten. Am Dienstag wurde dieses Konzept erstmals zwischen dem Krisenmanagement der Stadt Wien und den beteiligten Religionsgemeinschaften in Form einer Funkübung erprobt.
„Wir wollen gemeinsam mit den Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften einen Beitrag liefern, damit unsere Mitmenschen in der vermutlich herausfordernden Situation eines zeitlich begrenzten Ausfalls der Stromversorgung in einem Teil Wiens, nicht allein gelassen werden,“ so Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa.
Teilnehmende Religionsgemeinschaften sind derzeit die katholische Kirche mit der ihr zugehörigen PfarrCaritas, die evangelische Kirche, die Neuapostolische Kirche, die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich, die Buddhistische Religionsgemeinschaft, die Sikh Glaubensgemeinschaft sowie die Israelitische Kultusgemeinde Wien.
Beim Konzept der Lichtinseln handelt es sich um ein niederschwelliges Angebot, gesprächssuchende Menschen sollen im Krisenfall schnell betreut werden. Die Lichtinseln sind multireligiös angelegt und könnten dadurch eine große Zahl an Menschen erreichen, zeigten sich die Initiatoren überzeugt. Dadurch sollen Menschen, die keine medizinische Akuthilfe benötigen, aber trotzdem Informationen suchen und verunsichert sind, in einer lokalen Gemeinschaft Hilfe erhalten.
Die von den einzelnen Religionsgemeinschaften für den Anlassfall zur Verfügung gestellten Räume sind mindestens 20 Quadratmeter groß und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Die Freiwilligen der Religionsgemeinschaften sind dann vor Ort, um sich um die Hilfesuchenden zu kümmern. Die Sichtbarkeit der Örtlichkeit in der Öffentlichkeit wird durch Kerzen oder Laternen im Eingangsbereich hergestellt. Ebenso informieren die einzelnen Religionsgemeinschaften auch ihre Nachbarschaft über diese Möglichkeit der Lichtinsel.
Erste Funkübung in 13 Lichtinseln - Erfahrungsbericht aus der Pfarre Starchant
Am Dienstag, 16. April 2024, hat das Team des Krisenmanagements der Stadt Wien gemeinsam mit 13 Lichtinsel-Standorten die Funkverbindungen getestet. Bei diesem Test hat unter anderem die Pfarre Starchant mitgemacht. Acht Mitglieder der Pfarre und ein Amateur-Funker haben in den Räumlickeiten der Pfarre im 16. Bezirk sowie des Klosters Liebhartstal geprüft, ob eine Verbindung zum Notfunknetz Wien möglich ist. Die Kommunikation konnte rasch und gut aufgebaut werden, wobei die Herausforderung dabei lag, dass geeignete Standorte gefunden werden mussten, um einen guten Empfang zu erzielen.
Günther Goldenhuber, der die Lichtinsel der Pfarre Starchant ehrenamtlich leitet, zeigt sich zufrieden: „Wir haben mit geringem Aufwand mit dem Funk unsere Lichtinsel prompt und erfolgreich aktivieren können und gehen nun den weiteren Aufbau mit Freude an! Durch diese erste Funkübung sind wir nun überzeugt, dass wir im Katastrophenfall eine stabile Verbindung zu den Einsatzstellen haben werden. Dadurch können wir den Menschen in unserer Umgebung effektiv zur Seite stehen."
Auch bei den übrigen Lichtinseln hat die Abstimmung zwischen den Ehrenamtlichen und den Amateurfunkern vor Ort sowie dem Krisenmanagement der Stadt Wien reibungslos funktioniert. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden auch in Zukunft regelmäßige Übungen mit den Religionsgemeinschaften stattfinden.