Für den Dechant von Wien-Favoriten, P. Matthias Felber, sind die regelmäßigen Schmierereien an Kirchenfassaden im Bezirk "ärgerlich und respektlos".
Sätze wie "Der Islam wird siegen", "Fürchtet Allah", oder "Betet, bevor es zu spät ist" auf den Ziegelsteinen der katholischen Antonskirche unweit des Reumannplatzes hatten zuletzt medial für Aufregung gesorgt. Auch Graffitis und andere Sprüche ohne religiösen Bezug finden sich auf den Kirchenmauern. "Man würde davon ausgehen, dass man vor einer Moschee oder einer Kirche doch soviel Respekt hat und sagt, okay, da brauche ich jetzt nicht unbedingt eine Botschaft drauf haben", sagte Dechant Felber im Interview für die Ö1-Sendung "Religion aktuell" (Dienstag, 21. Mai 2024).
Es könne aber sein, dass manche Menschen gerade solche Wände für ihre Botschaften auswählten, "weil sie sonst einfach nicht gehört, oder gesehen werden", mutmaßte Felber. Grundsätzlich sehe er die Sache aber eher gelassen.
"Kirchen in Favoriten werden immer wieder mal beschmiert", schrieb der Ordensmann der Steyler Missionare auch in einem Kommentar in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (23. Mai). Dass zwei große Kirchen in Favoriten - neben der Antonskirche auch die zu Felbers Pfarre "Zum Göttlichen Wort" gehörende Johanneskirche am Keplerplatz - nicht nur in einer polizeilichen Sicherheitszone, sondern auch in einer Waffenverbotszone liegen, habe mit Islamismus an sich nichts zu tun, so der Dechant. Die Plätze seien nun einmal "sehr belebte Orte".
Er könne jedoch gut verstehen, dass das "bunte Treiben" auch verunsichere und Angst mache, so Felber. "Wir, die wir hier leben, behaupten dennoch, dass der Ruf von Favoriten schlechter ist, als wir es tatsächlich erleben." Mit den Menschen um die Kirchen könne man ins Gespräch kommen, und mit den Organen der Polizei und des Bezirkes stünden die Pfarren ohnehin "in gutem, regelmäßigem Kontakt".
Das religiöse Miteinander in Favoriten sei gut, versicherte Felber. Es gebe verschiedene Initiativen zu Dialog und Begegnung, darunter seit 2010 eine von christlichen und muslimischen Einrichtungen begründete Plattform. "Wir diskutieren im interreligiösen Dialog Themen, leben Begegnungen und tragen das Verständnis des respektvollen und gelebten Miteinanders in Favoriten in unsere religiösen Gemeinden weiter", erklärte der Priester. Gemeinsame Veranstaltungen wie Pogromgedenken, interreligiöse Veranstaltungen oder Friedensgebete prägten das Miteinander, so Felber.
Für die Lösung der offensichtlichen Probleme rund um die Antonskirche seien aber nicht nur die Religionsgemeinschaften verantwortlich, ergänzte Felber im ORF. So gehörten auch der Staat, mit einer entsprechenden Gesetzgebung, die Exekutive und vor allem auch die Pädagogik dazu.
Laut Erzdiözese Wien sollen die Schmierereien an der Kirche, sobald die nötigen finanziellen Mittel bereitstehen, entfernt werden. Freilich würden neuerliche Schmierereien wohl nicht lange auf sich warten lassen, hieß es gegenüber dem ORF.