Festaktes im Wiener: Rathaus Bürgermeister Ludwig überreichte Faber Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.
Wien hat "seinen" Dompfarrer Anton ("Toni") Faber (62) mit einer hohen Auszeichnung geehrt. Bürgermeister Michael Ludwig überreichte am Montag im Rahmen eines Festaktes im Rathaus das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an den österreichweit bekannten Priester der Erzdiözese Wien. Das Goldene Ehrenzeichen wird für "bedeutende Verdienste" verliehen.
Die Verleihung habe man bewusst in zeitlicher Nähe zum Pfingstfest angesetzt, so Bürgermeister Ludwig. Denn: Toni Faber verstehe es hervorragend, für alle Menschen da zu sein. "Du erreichst viele Menschen unterschiedlicher Sprachen und Mentalitäten mit Deiner Sprache des Herzens. Du bist ein Apostel der Vielfalt, ein Gottesmann und Menschenfreund."
Auf den Dompfarrer könne man sich auch in schwierigen Zeiten verlassen, so Ludwig weiter. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Impfmöglichkeit in der Barbarakapelle im Stephansdom während der Pandemie. Zudem würdigte der Bürgermeister auch die vielen Kunst-Initiativen Fabers; so etwa die Himmelsleiter als Zeichen des Friedens oder das Friedenskonzert im Dom für Ukraine-Flüchtlinge. Auch die jüngste Diskussion um das Helnwein-Fastentuch schade letztlich nicht, zeigte sich Ludwig überzeugt, weil es den Dom bekannt mache und eine Diskussion über den Glauben ausgelöst habe.
Schließlich erinnerte Ludwig auch daran, dass es Faber immer wieder gelinge, Menschen auf ihrem Weg zur Taufe zu begleiten bzw. nach einem Kirchenaustritt zum Wiedereintritt zu bewegen. So hatte Faber etwa auch den SP-Politiker Rudolf Huntsdorfer begleitet, der aber 2019 kurz vor der geplanten Taufe verstorben ist und dessen kirchliches Begräbnis Faber hielt.
Von einem "beeindruckenden Menschen und Priester", der auch souverän mit Missfallen umgehen kann, sprach Laudatorin Conny Bischofberger. Schließlich laute die Eigendefinition Fabers auch: "Ich bin ein Sünder im Dienst Gottes." Bischofberger erinnerte an jene lebensbedrohliche Erkrankung Fabers im Alter von 17 Jahren, die für ihn zum einschneidenden Erlebnis wurde und aufgrund dessen er sich dazu entschied, Priester zu werden. Seine damalige Freundin habe ihn "für Gott freigegeben".
Bischofberger: "Was wäre die Welt, was wären wir alle ohne die Liebe? Toni Faber spendet Segen und Liebe." Viele erhielten den Segen des Dompfarrers, auch Lesben und Schwule. Die Laudatorin ging auch auf die zahlreichen Wiedereintritte - rund 100 pro Jahr -, späte Taufen und Hochzeiten ein, für die Faber verantwortlich zeichnet. Und oft handle es sich dabei nicht um Prominente, wie Bischofberger hinzufügte. Sie erinnerte zudem daran, wie Faber einst einen 17-Jährigen rettete, der sich vom Stephansdom stürzen wollte. Er sprach mit ihm, betete mit ihm und ließ sich von Faber zum Leben ermutigen.
"Jeder Mensch ist rettungslos Gottes-sehnsüchtig", zitierte Dompfarrer Faber in seinen Dankesworten Kardinal Franz König (1905-2004). Er sei überzeugt, dass dieses Wort des Kardinals stimmt. Faber sprach vom "Dienst für die Menschen in der Stadt". Er sei nicht nur für die Katholiken da, sondern auch für die mittlerweile größte Gruppe in Wien: jene Menschen, die ohne religiöses Bekenntnis sind.
Auch Faber kam auf die Impfaktion im Dom zu sprechen: Rund 50.000 Personen seien damals in der Barbarakapelle gegen Corona geimpft worden, darunter auch sehr viele Muslime. "Dem Leben dienen - das ist mein Generalmotto", so der Dompfarrer.
Faber dankte seiner (anwesenden) Mutter, "die sich alles vom Mund abgespart hat, um uns durchzubringen und Bildung zu ermöglichen", und er dankte Kardinal Christoph Schönborn für die Ernennung zum Dompfarrer "und die Geduld mit mir". Der Dompfarrer schloss mit den Worten: "Ich darf in der lebenswertesten Stadt wirken. Ich liebe Wien und ich liebe euch alle."
Als Gratulanten stellten sich im Wiener Rathaus u.a. Bischofsvikar Dariusz Schutzki, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, Landtagspräsident Ernst Woller und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr ein; weiters Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, Stadtrat Peter Hacker, Bezirksvorsteher Markus Figl, der Wiener Landwirtschaftskammer Norbert Walter, der Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Rupp und der Wiener Militärkommandant Brigadier Kurt Wagner.
Toni Faber ist bereits seit Jahrzehnten für die Seelsorge am Stephansdom hauptverantwortlich. Kardinal Christoph Schönborn ernannte ihn mit Wirkung vom 1. Jänner 1999 zum Dompfarrer von St. Stephan. Zuvor war er seit 1. Juli 1997 in der Funktion eines Moderators der Dompfarre tätig. Als Dompfarrer ist Faber u.a. für die zahlreichen Wiedereintritte und für Kunst im Dom zuständig. Seelsorgliche Anliegen sind für ihn auch die Kinderliturgie, Valentinssegnungen und Tiersegnungen.
Faber wurde am 18. März 1962 in Wien geboren, wo er von 1980 bis 1987 im Priesterseminar war und an der Universität das Theologiestudium absolvierte. Nach seiner Priesterweihe 1988 war er zunächst ein Jahr lang in der Dompfarre Wiener Neustadt tätig. Von 1989 an fungierte er drei Jahre lang als Studienpräfekt im Wiener Priesterseminar. Gleichzeitig übte er seit Dezember 1989 das Amt des erzbischöflichen Zeremoniärs bei Kardinal Hans Hermann Groer sowie seit September 1995 bei Erzbischof Schönborn aus. Als Zeremoniär ist Faber nach wie vor für Kardinal Schönborn dann tätig, wenn dieser im Stephansdom Gottesdienst feiert. Seit 2000 ist Faber auch Mitglied des Wiener Domkapitels. Von 1999 bis Anfang des heurigen Jahres war Faber auch Dechant der Inneren Stadt.
Österreichweit bekannt ist der Wiener Dompfarre durch seine große mediale Präsenz. Faber publiziert regelmäßig u.a. im "Kurier", wo er wöchentlich eine eigene Kolumne mit dem Titel "Begegnungen" hat. 2007 wurde Faber mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.