Die Hand ist mit ihren vielfältigen Möglichkeiten als Greif- und Sinnesorgan eine Vermittlerin zwischen Menschen und Welt, Geist und Stoff.
Die Hand ist mit ihren vielfältigen Möglichkeiten als Greif- und Sinnesorgan eine Vermittlerin zwischen Menschen und Welt, Geist und Stoff.
Die textile Hand als übergroßes optisches Symbol für Urvertrauen, Schutz, Berührung, Kommunikation, Diversity, Geborgenheit, Hilfe und Zuversicht.
Künstlerin Ina Loitzl über Idee der Hand
„Immanuel Kant hat die Hand als zweites Gehirn bezeichnet. Die Hand verbindet uns auf eine ‚handgreifliche‘ Weise mit der Wirklichkeit. Die Finger der Hand sind hervorragend mit dem Tastsinn ausgestattet. Sie ist mit ihren vielfältigen Möglichkeiten als Greif- und Sinnesorgan eine Vermittlerin zwischen Menschen und Welt, Geist und Stoff.
Das Christentum hat eine gewisse Abneigung, Gott anthropomorph darzustellen. Um zu visualisieren, dass „Er“ die Menschen erhält, genügt es, eine Hand zu zeichnen. Diese steht metonymisch für Gott, insbesondere wenn er die Welt erschafft.
Diese extra für die Kirche in Breitenfeld genähte, skulpturale Hand steht geschlechtslos im Raum. Sie kann weiblich, divers oder männlich sein. Sie verbindet durch ihren dunklen Farb- und Materialeinsatz viele Ethnien miteinander.
Die Frage stellt sich – war Gott männlich, weiß und alt? Die Kunstgeschichte und die Bibel haben sich daran bildhaft und textlich abgearbeitet – ich stelle diese Frage keck in den weißen Kirchenraum – um fast symbolisch bei Punkt Null – die Fragen neu zu stellen,“ erläutert die Künstlerin Ina Loitzl ihre Gedanken zu dem Werk.
Kunst öffnet Räume
Die Kunstinstallation wird vom Referat für Kunst- und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien unterstützt. Die Leiterin des Referats, Elena Holzhausen, erklärt warum: Ina Loitzl, eine Künstlerin mit durchaus gesellschaftskritischen und feministischen Positionen, die bereits mit Elisabeth von Samsonow ausgestellt hat, macht ein Kunstprojekt in der Pfarre Breitenfeld.
Kunst öffnet Räume, vor allem Resonanzräume. Diese Resonanzräume brauchen wir in einer Gesellschaft, die sich immer stärker zwischen den Bits und Bytes, zwischen unversöhnlichen Positionen und zwischen die verschiedensten Populismen, die an uns ziehen und zerren, verliert.
Was macht Ina Loitzl? Sie reflektiert über den Menschen, sie arbeitet immer Beziehungsthemen auf. Es gibt auch einen starken, weiblichen Aspekt, sie konfrontiert uns mit Stereotypen von Weiblichkeit und unserer Vorstellung von diesen Stereotypen. Das Projekt Hope lädt zusätzlich zum Vertrauen und zum Zulassen einer liebevollen Zuwendung ein. Dieses geschieht auf doppelte Weise. Zum einen ist da die übergroße Hand, cool, Popart aber doch irgendwie außerhalb des glatten, sleeken Charakters, der gut verkaufbaren Kunst. Ina Loitzl bleibt sich treu.
Neben der großen Hand, die zeigen soll, dass aus Vertrauen Hoffnung wächst, wird sie in einer Performance Handmassagen in der Kirche anbieten. In der Stille des Raumes, in der Nähe Gottes will sie den Menschen wohltun. Gerade die Berührung der Hände bedeutet weit mehr als ein Wellnesprogramm. Das Berühren, pflegen und Massieren baut Beziehung auf, Beziehung und Unmittelbarkeit.
Was macht die Pfarre? Die Pfarre Breitenfeld tritt mit ihren Kunstprojekten, mit KünstlerInnen, mit Menschen, die nicht mehr im katholischen Dunst leben, aber auch mit sich selbst, als Gruppe untereinander in einen Dialog. Dieser Dialog ist weit entfernt von einer Standardisierung oder Konvention. Gerade hierin liegt die Kraft, die Gemeinde zu stärken und gleichzeitig zu weiten. Kunst schafft Resonanzräume, um die wichtigen Fragen des Lebens zu reflektieren. Die Pfarre macht sich so zum Resonanzraum. Was wächst daraus? Gemeinschaft, Nähe, Weite und Tiefe.
Führungen mit der Künstlerin
Ina Loitzl erklärt ihre Kunstinstallation kostenlos in der Kirche (Uhlplatz, 1080 Wien) an folgenden Tagen:
15. Juni, 30-minütige Führungen um 11:30, 12:30, 13:30, 14:30 und 15:30
10., 12., 13., 17., 19., 21., 28., 29. Juni, jeweils um 17:30 (Dauer max. 45 min)
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