Propst Höslinger empfing von Hamas-Terror schwer gezeichnete Familie Shoham - Papst Franziskus schrieb dem achtjährigen Naveh Shoham, der selbst 50 Tage mit seiner Mutter und seiner Schwester in Gaza festgehalten wurde, berührenden Brief
Propst Anton Höslinger hat im Stift Klosterneuburg Angehörige einer österreichisch-israelischen Geisel Hamas-Geisel empfangen: Tal Shoham (39) ist seit dem 7. Oktober in Geiselhaft in Gaza. Seine Familie, die teils ebenfalls 50 Tage von der Hamas festgehalten wurde, hält sich derzeit in Österreich auf, um auf sein Schicksal und das der anderen israelischen Geiseln aufmerksam zu machen.
Unter den Menschen, die von den Hamas-Terrorkommandos am 7. Oktober verschleppt wurden, befanden sich in einem Kibbuz nahe Gaza auch Tal Shoham, seine Frau Adi und ihre beiden Kinder Sohn Naveh (8) und Tochter Yahel (4) sowie weitere Familienmitglieder. Adi, die beiden Kinder sowie Adis Mutter waren nach 50 Tagen im Zuge eines Geiseldeals Ende November freigekommen. Adis Vater, eine Tante, ein behinderter Onkel und dessen Pflegerin haben das Martyrium hingegen nicht überlebt. Von Tal fehlt jede Spur.
Propst Höslinger zeigte sich bei der Begegnung in Klosterneuburg am Dienstagnachmittag tief bewegt von den Schilderungen der Angehörigen. "Wir können uns gar nicht vorstellen, was diese Menschen durchmachen müssen. Die Mittel des Stifts bzw. der Kirche sind begrenzt, aber wir wollen ihnen beistehen und mithelfen, dass das Anliegen der Befreiung der Geiseln in der Öffentlichkeit präsent bleibt und konkrete Schritte unternommen werden", so Höslinger.
Zusammen mit Adi und den Kindern ist auch Gilad Korngold, Tals Vater, nach Österreich gekommen. Er zeigte sich im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress dankbar für die Hilfe, die er aus Österreich bekomme, auch wenn sein Sohn immer noch nicht frei sei und nun schon rund 250 Tage von der Hamas gefangen gehalten werde. Korngold war bereits vor Monaten in Österreich und auch schon beim Papst, dem er ebenfalls für seine Bemühungen danken wolle, wie er sagte.
Sohn schrieb an den Papst
Der kleine Naveh - Korngolds Enkel und Tals Sohn - schrieb vor einiger Zeit sogar einen Brief an Papst Franziskus, in dem er u.a. über seinen Vater berichtete: "Ich hoffe, die Welt vergisst nicht, dass er immer noch gefangen ist." Und Naveh erzählt in dem Brief weiter: "Wir haben einen kleinen Tisch in unserem Haus, den wir unseren 'Tisch der Hoffnung' nennen. Hier zünden wir Kerzen an und beten für das Wohl und die Freilassung unseres Vaters."
Papst Franziskus hat dem achtjährigen Naveh geantwortet. Das Schreiben wurde Kathpress am Rande der Begegnung in Klosterneuburg übermittelt. Darin schreibt der Papst an Naveh, dass er von seinem Brief tief bewegt sei. Er bete mit ihm und seiner Familie für die Verstorbenen und dafür, dass er seinen Vater bald wieder in die Arme schließen könne. Und er bete auch für ihn - Naveh - und seine kleine Schwester, dass sie die entsetzlichen Erlebnisse bald gut verarbeiten und wieder lachen und spielen können.
Abschließend hält der Papst fest, dass er sich auch sehr darüber gefreut habe, dass Naveh in seinem Brief geschrieben hat, dass er oft an die Kinder in Gaza denke und sich auch wünsche, dass diese wieder in Frieden leben können. "Ja, du hast recht, wenn du schreibst", so Franziskus wörtlich an den Buben, "dass es besser wäre, zusammen Fußball zu spielen, als aufeinander zu schießen. Du bist noch jung, aber deine Worte sind sehr weise. Ich wünschte, dass die Großen und Mächtigen dieser Welt so denken würden wie du!".
"Jeder Tag könnte der letzte sein"
In Wien war die Familie Shoham dieser Tage schon im Parlament, im Bundeskanzleramt und im Außenministerium. Die österreichische Regierung hat mit dem Diplomaten Peter Launsky-Tieffenthal zudem einen Sonderberater für die Befreiung von Tal Shoham ernannt, der seine Fühler in die arabische Welt ausgestreckt hat.
Es gehe im schlicht um die Freilassung seines Sohnes, so Korngold gegenüber Kathpress, nicht um ein politisches Statement zum Gaza-Krieg. "Jeder Tag könnte der letzte Tag im Leben der Geiseln sein", drängte Korngold zur Eile.
Bei der Begegnung im Stift Klosterneuburg wurde freilich deutlich, dass alle Menschen im Heiligen Land im Prinzip nur Frieden und ein Leben in Sicherheit wollten. Von den rund 120 Geiseln, die noch nicht frei gekommen sind, dürften 40 nicht mehr am Leben sein.