Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTEam 21. Juni 2024.
Heute Nacht hat der Sommer begonnen, genauer: der astronomische Sommer. Um 22:50 Uhr stand die Sonne am höchsten über dem Nordpol. Es war die kürzeste Nacht des Jahres. In Skandinavien wird es kaum dunkel. Von heute an werden bei uns die Nächte wieder länger, die Tage kürzer, bis zur Wintersonnenwende im Dezember. Sommer- und Wintersonnenwende: zwei Wendepunkte des Jahres. Das Wissen um sie ist uralt. Seit tausenden von Jahren beobachten die Menschen den Rhythmus der Jahreszeiten und leben mit ihm. Unser Leben ist tief eingebunden in den Kreislauf der Natur. Arbeit und Schlaf, Alltag und Freizeit, alles ist geprägt vom Wechsel der Jahreszeiten.
Seit Urzeiten haben Menschen die Erfahrung der Sonnenwenden im Sommer und im Winter mit ihrem Glauben, mit der Religion verbunden. Sie sahen darin die Verbindung von Himmel und Erde. So auch das Christentum: Am 24. Juni ist das Fest Johannes des Täufers. Daher die Tradition der Johannesfeuer zur Sonnenwende. Genau sechs Monate später das Fest der Geburt Jesu. Mit Weihnachten wächst wieder das Licht. Licht und Dunkel, Sommer und Winter, Johannistag und Weihnachten: unser Leben ist eingebunden in Gottes gute Schöpfung.