Priesterweihen im Salzburger und im St. Pöltner Dom. Erzbischof Lackner an Neupriester: "Menschen mehr zuhören, als sie zu belehren". Unter insgesamt 20 Neupriestern in Österreich erneut etliche "Spätberufene".
Am Festtag "Peter und Paul" sind in Österreich am Samstag neun der heuer insgesamt 20 katholischen Neupriester geweiht worden. Bei der landesweit größten Priesterweihe des Jahres spendete Erzbischof Franz Lackner im Salzburger Dom sechs Männern das Sakrament. Sie rief Lackner mit Papst Franziskus auf, ihr Priesteramt in "synodaler Weise" zu leben. "Das bedeutet, den Menschen weitestmöglich entgegen zu gehen; ihnen mehr zuzuhören, als sie zu belehren; mit dem, was wir zu verkünden haben, stets darauf bedacht zu sein, andockfähig und auch ergänzungsbedürftig zu bleiben", sagte der Salzburger Erzbischof in seiner Predigt. Ebenfalls zum traditionellen Termin am Apostelfest am 29. Juni empfingen im St. Pöltner Dom drei weitere Neupriester die Weihe durch Diözesanbischof Alois Schwarz.
In Salzburg nannte Erzbischof Lackner die Berufung in einen gottgeweihten Stand als "wahrhaft prophetisches Zeichen" in einer Zeit religiöser Verflachung sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche. Wo vielen das Gespür für Gott fehle, finde auch eine Weihe nicht nur Zustimmung. Die Neupriester ermutigte Lackner sich wie die Apostel Petrus und Paulus ihre Sehnsucht nach der Gottesbegegnung und den Fügungen Gottes zu bewahren.
Priester werden bedeute eine Selbsthingabe an Christus, erinnerte Lackner zudem. "Wir können nicht alle unsere Tage als Priester wirken, das Opfer Christi feiern, im Übrigen aber ein selbstgefälliges Leben führen. Tun wir dies, haben wir die Spur Jesu verlassen", wandte er sich direkt an die Priesteramtskandidaten.
In seiner Predigt ging der Salzburger Erzbischof zudem auf die innerkirchlichen Diskussionen um das Priesteramt und die Stellung geweihter Amtsträger in der Gemeinschaft der Kirche ein. Petrus komme aufgrund seiner Bekenntniskraft der Primat zu; "er ist - das akzeptieren von Anfang an alle - der erste unter den Aposteln", sagte Lackner. "Daran nimmt das ganze sakramentale Leben teil. Dies gilt es nicht nur zu behüten und bewahren, sondern den Menschen zu bringen."
Den in Christus geeinten Menschen sei das Heilswerk Gottes gemeinsam anvertraut und verantwortet, fügte Lackner hinzu. "In den in Diakonie und Verkündigung Mitarbeitenden wollen wir, so bitte ich, den verschiedenen Zuständigkeiten mit Ehrfurcht und Achtung begegnen. Es darf um den Altar herum kein Gerangel entstehen!", rief der Erzbischof auf. "Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen", zitierte er aus dem Galaterbrief des Apostels Paulus.
Lackner spendete bei dem Gottesdienst vier Diözesanpriestern - dem Salzburger Nikolaus Pirchmoser (34), dem Oberösterreicher Stefan Scheichl (30), dem Bayern Michael Marschall (44) und Jerry Angeles (53) aus den Philippinen - die Weihe. Angeles wird als Kooperator in der Pfarre Koppl, Scheichl in gleicher Funktion in den Pfarren Neukirchen, Bramberg, Wald und Krimml im Pinzgau eingesetzt werden. Marschall unterstützt künftig in Tamsweg im Lungau die Seelsorge, Pirchmoser in den Pfarren Kirchbichl, Bad Häring und Schwoich als Priester wirken.
Auch den beiden aus Indien stammenden Ordensmännern James Talluri (32) und Thomas Clinton Kumar Nayak (30) von der "Gemeinschaft der Apostel der Heiligen Familie" legte Erzbischof Lackner die Hände zur Weihe auf. Sie werden ihre priesterlichen Dienst in Stumm und Hart im Zillertal bzw. in Henndorf und Köstendorf beginnen.
In St. Pölten spendete Bischof Schwarz dem gebürtigen Kärntner Luca Fian (28) sowie Kingsley Efidi (31) und Chidera Ikeh-Male (30), die aus der nigerianischen Diözese Enugu stammen und u. a. in Heiligenkreuz studierten, die Priesterweihe. Fian wird ab Herbst wird er als Kaplan in Waidhofen/Ybbs wirken.
Nach einem Zwischenhoch mit 31 Priesterweihen im Jahr 2023 liegt die Zahl der Neupriester in Österreich nach Kathpress derzeit vorliegenden Informationen heuer mit 20 wieder in etwa auf dem Niveau der Jahre davor. Möglicherweise gibt es in den kommenden Monaten noch weitere Weihen von Priestern aus Ordensgemeinschaften, die nicht zentral erfasst werden. In den vergangenen zehn Jahren lag der Schnitt bei 22 Weihen pro Jahr. Vor allem vor der Jahrtausendwende gab es in Österreich noch deutlich mehr katholische Neupriester.
Mit 37 Jahren liegt das Durchschnittsalter der Geweihten heuer vergleichsweise hoch. Viele der Neupriester sind "Spätberufene" und haben vorher einen Zivilberuf gelernt und ausgeübt. So sind im Weihejahrgang 2024 unter anderem Tischlermeister, Krankenpfleger, Möbelverkäufer, Architekten, zwei Lehrer, ein Universitätsassistent sowie ausgebildete Betriebswirte und Philosophen vertreten.