Tiroler Priester: Spitzensport als "Vorbild für Christen, die himmlische Goldmedaille zu gewinnen".
In den letzten Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele sind nicht nur die teilnehmenden Athletinnen und Athleten aus Österreich, sondern auch ihr geistlicher Begleiter: Olympia-Kaplan Johannes Lackner, der am Mittwochabend ebenfalls an der Farewell-Feier in der Aula der Wissenschaften in Wien teilnimmt.
Vor der Verabschiedung der Olympioniken durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Donnerstagvormittag will der Tiroler Priester die Gelegenheit nutzen, die Sportlerinnen und Sportler persönlich kennenzulernen. "Sie sollen wissen, dass es einen Seelsorger gibt, der ihnen aus dem Glauben heraus Halt, Kraft und Ermutigung gibt und Trost spendet, wenn sie es brauchen", erklärte der sportbegeisterte Seelsorger im Interview.
Lackner, der seit 2022 Olympia- und Paralympics-Seelsorger in Österreich ist, wird von 26. Juli bis 11. August in einem internationalen Team von 40 Seelsorgern vor Ort in Paris sein. Im olympischen Dorf werden jeden Tag Messen auf Französisch, Englisch und auch Deutsch gefeiert. Schauplatz ist das sogenannte "Multi-Faith-Centre", in dem es für jede Religionsgemeinschaft einen eigenen Gebetsraum geben soll, wie Lackner darlegte. "Auch für Christen und Katholiken wird es einen Raum geben, in dem mindestens ein Priester für Gespräche oder zur Abnahme der Beichte bereitsteht" - unter ihnen auch der gebürtige Kitzbühler.
Abgestimmt auf die Trainingspläne der österreichischen Sportlerinnen und Sportler will der österreichische Olympia-Kaplan sonntags wie auch ein- bis zweimal unter der Woche einen Gottesdienst feiern. "Ein Gottesdienst kann für die Teilnehmenden in der Hektik der Olympischen Spiele auch Ruhe bedeuten und eine Möglichkeit geben, um auf andere Gedanken zu kommen", verwies Lackner auf seine eigene Erfahrung. Ehe er als 18-Jähriger den österreichischen Meister bei der Bundesolympiade in Latein holte, sei auch er in der Kirche gewesen, denn "der Glaube und das Vertrauen auf Gott, der einen unterstützt, machen vor einem Wettkampf innerlich ruhig".
So wie der Glaube eine Kraftquelle für den Spitzensport sei, eigne sich auch der Sport mit seinem positiven Leistungsgedanken als ein Vorbild für Christinnen und Christen. "Ähnlich wie Spitzensportler alles geben, sollen auch wir das Beste aus uns herausholen, unsere Talente entfalten und unser Bestes im Dienst an unseren Mitmenschen tun, um die himmlische Goldmedaille zu gewinnen", so Lackner, der sich hier auf Stellen des Paulusbriefes an die Korinther (1 Kor 9,24-9,25) berief. Dort heiße es: "Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt. Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen", zitierte der Priester aus der Bibel.
Insgesamt 80 Athletinnen und Athleten aus Österreich nehmen am olympischen Wettkampf teil. Für ein paar der Bewerbe habe er schon Karten, so der Olympia-Kaplan, der selbst in seiner Freizeit gern mit dem Mountainbike und auf Skiern unterwegs ist. Medaillenchancen für Österreich sieht Lackner am ehesten beim Schwimmen, in der Leichtathletik, beim Klettern und beim Mountainbike; aber auch beim Segeln und beim Judo könne Österreich vorne mitmischen. Er wolle sich jeden Tag von seiner Unterkunft bei den Salesianern in Paris auf den Weg ins olympische Dorf machen, um für alle Bewerberinnen und Bewerber, unabhängig von ihrer Konfession, da zu sein, kündigte er an.
Weiters wird Lackner von 28. August bis zum 8. September auch die Paralympics in Paris seelsorgerisch begleiten. Für Lackner sind es "gerade die Parasportler, die ein Zeugnis der Hoffnung und des Mutes geben", denn: "Sie zeigen, wie sportliches Engagement hilft, scheinbar unüberwindbare Schwierigkeiten zu überwinden."