Bei der 70. Internationalen Orgeltagung in Wien kamen knapp 300 OrgelliebhaberInnen zusammen, um die Besonderheiten der Wiener Orgellandschaft zu entdecken.
Bei der 70. Internationalen Orgeltagung in Wien kamen knapp 300 OrgelliebhaberInnen zusammen, um die Besonderheiten der Wiener Orgellandschaft zu entdecken.
Bei der 70. Tagung der Gesellschaft der Orgelfreunde (GdO) treffen sich derzeit knapp 300 OrganistInnen, OrgelbauerInnen, Orgelsachverständige, Musiklehrende, MusikerInnen, TheologInnen und FreundInnen des Instruments in Wien. Die Erzdiözese Wien ist Kooperationspartner der Tagung.
Die GdO ist eine internationale Vereinigung, mit weltweit 5000 Mitgliedern mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum. Ihr Ziel ist es die Orgelkultur zu fördern. Jeden Sommer findet die Tagung der GdO in einer anderen Stadt statt. Zuletzt in Wien war die Tagung 1990.
Ökumenischer Beginn
Das Treffen wurde am 28.7. mit einem Vortrag über die Wiener Orgelgeschichte von Wolfgang Kreuzhuber und einem ökumenischen Gottesdienst mit Bischofsvikar Josef Grünwidl und Pfarrer Johannes Modeß in der lutherischen Stadtpfarrkirche eröffnet. Die Ansprache der beiden Geistlichen bezog sich auf die Bibelstelle 2 Chr 5,12-13:
Die levitischen Sänger, Asaf, Heman, Jedutun, ihre Söhne und Brüder, standen alle, in Byssus gekleidet, mit Zimbeln, Harfen und Zithern an der Ostseite des Altars. Bei ihnen waren hundertzwanzig Priester, die auf Trompeten bliesen. Es kam wie aus einem Mund, wenn die Trompeter und Sänger gleichzeitig zum Lob und Preis des Herrn sich vernehmen ließen. Als sie mit ihren Trompeten, Zimbeln und Musikinstrumenten einsetzten und den Herrn priesen, «Denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig», erfüllte eine Wolke den Tempel, das Haus des Herrn.
Die beiden Vertreter des Glaubens interpretierten die Schriftstelle dahingehend, dass der Dienst der Sänger und Musiker, die sogar namentlich genannt werden, in der Tempelliturgie als dem der Priester ebenbürtig angesehen wird und dass sogar die Priester letztlich nicht mehr mit Worten predigen, sondern mit den Mitteln der Musik (indem sie die Trompeten blasen) in den Gesang einstimmen. Sobald die Musikinstrumente spielen, wird Gottes Gegenwart (in Gestalt der Wolke) spürbar und erlebbar.
Besonderheiten der Wiener Orgellandschaft
Daniel Mair, Leiter des Bereichs Kirchenmusik in der EDW, ist gemeinsam mit Peter Planyavsky und Maria Helfgott für die künstlerische Leitung der Tagung zuständig: „Im Laufe der Tagungswoche werden 34 Orgeln und ein Glockenspiel (Carillon) präsentiert, sodass sich die Teilnehmenden ein umfassendes Bild der Besonderheit der Wiener Orgellandschaft machen können, die herausragende historische Orgeln von der ältesten Orgel Wiens (Wöckherl-Orgel 1642, Franziskanerkirche) bis hin zur 2020 erbauten Riesenorgel des Stephansdoms umfasst.“
Die Orgel von Herzogenburg wurde bei einer Exkursion in die Diözese St. Pölten besichtigt.
Geplant wurde die Tagung von einem Team aus ExpertInnen des Bereichs Kirchenmusik der Erzdiözese Wien, des Österreichischen Orgelforums (ÖOF) sowie des Zentrums für Orgelforschung an der Wiener Musikuniversität.
Tagungsleiter Peter Donhauser erläutert: „Die Teilnehmenden kommen unter anderem aus Japan, Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Frankreich und Ungarn. Jeder Tag hat seine Schwerpunkte und so konnten wir die älteste Orgel Wiens besichtigen, einen Orgelspaziergang durch die Stadt machen und dabei auch die Orgeln des Konzerthauses besuchen. Der Exkursionstag hat in die beiden Vikariate NÖ-Nord und NÖ-Süd geführt.“ Donhauser ist bereits seit 1992 regelmäßig bei den Tagungen dabei.
Für die Orgelstipendiantin Chiara Louisa Arnold ist es die erste Orgeltagung. Mit ihren 14 Jahren ist Sie die jüngste Teilnehmerin. Die angehende Organistin hat mit 10 Jahren begonnen Orgel zu spielen. Sie kommt aus Eisenach, dem Geburtsort von Johann Sebastian Bach, und besucht das Musikgymnasium. „Für mich ist es eine unglaublich tolle Möglichkeit, Menschen und Orgeln kennenzulernen. Das Konzept des Stipendiums ist genial. Alle sind sehr offen und man kann gut Kontakte knüpfen“, schwärmt Arnold.
Christoph Bogon, Präsident der GdO (Gesellschaft der Orgelfreunde) - für ihn ist es die 10. Tagung - zeigt sich begeistert: „Es herrscht eine angenehme, offene Atmosphäre. Das inspirierende Tagungsprogramm trägt zur positiven Gestimmtheit bei.“ Gefragt nach den Höhepunkten sagt er: „Die Tagung ist so gut organisiert, dass sich jeder seine persönlichen Highlights findet.“
V.l.n.r:: Peter Donhauser, Chiara Louisa Arnold und Christoph Bogon freuen sich über die gute Stimmung auf der Tagung.
Als Anreiz für junge Menschen wurde für fünf Personen unter 30 Jahren ein Stipendium für die Teilnahme an der Tagung vergeben und das bringe frischen Wind, freut sich Bogon. „Damit möchten wir gezielt Orgelnachwuchs fördern.“
Die 70. Internationale Orgeltagung findet noch bis inklusive Samstag, 3. August in Wien statt. Hier gibt es alle Details.