Neben dem Vorzeigeprojekt im Rahmen der kirchlichen "Schöpfungszeit" finden zwischen 1. September und 4. Oktober zahlreiche Veranstaltungen in ganz Österreich statt, etwa eine Mahnwache auf der Arlberg-Passhöhe, Gottesdienste oder Vorträge von Kromp-Kolb und Rosenberger. Ein Überblick von Robert Mitscha-Eibl.
"Radln in die Kirche" ist so etwas wie ein Vorzeigeprojekt im Rahmen der kirchlichen Initiativen während der "Schöpfungszeit" von 1. September bis 4. Oktober geworden. Heuer sind Interessierte am Sonntag, 22. September, aufgerufen, nicht motorisiert, sondern mit dem Fahrrad zum Sonntagsgottesdienst zu kommen und dort - so die Anregung der diözesanen Umweltreferentinnen und -referenten - z.B. an einer Radsegnung teilzunehmen oder Gottesdienstelemente zur sanften Mobilität mitzuerleben. Pfarrgemeinden aus ganz Österreich haben sich dazu angemeldet (E-Mail an m.gerhartinger@schoepfung.at) und werden ihre Mitglieder auffordern, an diesem Tag bewusst auf klimaschädigende fossile Brennstoffe zu verzichten.
Durch die Anmeldung nimmt jede Pfarre automatisch am österreichweiten Gewinnspiel teil, bei dem am 24. September Gutscheine für Fahrradständer im Wert von 600 Euro verlost werden. "Radln in die Kirche" ist zugleich ein Beitrag der Kirchen für die Europäische Mobilitätswoche von 16. bis 22. September.
Aber auch auf viele andere Arten folgen Pfarren, Ordensgemeinschaften und kirchliche Gruppierungen dem ökumenischen Aufruf, sich beginnend mit dem "Schöpfungstag" (offiziell als "Weltgebetstag für die Schöpfung" im katholischen Kalender eingetragen) bis zum Festtag des "Umweltheiligen" Franz von Assisi am 4. Oktober besonders in den Dienst von Natur, Mitwelt und Nachhaltigkeit zu stellen. Österreichweit finden in diesem Zeitraum liturgische Feiern, Vorträge, Workshops, Diskussionen, Gebete und auch umweltpolitisch akzentuierte Veranstaltungen statt. Im Folgenden einige Beispiele:
Am 12. September lädt die niederösterreichische Initiative "Christians4Future" zu einer Filmvorführung mit Diskussion um 19 Uhr in das Pfarrheim Baden-St. Stephan (Pfarrplatz 9, Baden). Gezeigt wird die 80-minütige Doku "The Letter" ("Der Brief"), die die Geschichte einer Reise von Führungskräften nach Rom erzählt, um sich dort mit Papst Franziskus und dessen Enzyklika "Laudato si" auseinanderzusetzen.
Eine konsumkritische Gewissensfrage stellt Eva Bauernfeind-Schimek, Referentin für Gesellschaft und Soziales in der Diözese Linz, bei einem Abend am 12. September um 19 Uhr im Schloss Mattighofen (Stadtplatz 1): "Warum wir kaufen, was wir nicht brauchen".
Der zuletzt wegen Murenabgängen gesperrte Arlbergpass ist Schauplatz eines Protestmarsches am 13. September ab 13 Uhr von der Tiroler Seite (St. Anton) bzw. der Vorarlberger Seite (Langen a. Arlberg) aus. Um 16 Uhr soll es nach 800 bzw. 600 bewältigten zu Fuß Höhenmetern auf der Passhöhe in St. Christoph am Arlberg eine Mahnwache gegen eine allzu zögerliche Politik geben. "Wir möchten auf das sozial-ökologische Ungleichgewicht, die globale ungerechte Ressourcenverteilung und die Umweltbelastung, sowie die damit einhergehende Klimakatastrophe aufmerksam machen", erklärten dazu die Umweltbeauftragten der Diözesen Innsbruck und Feldkirch als Mitveranstalter Tirols und Vorarlbergs Welthaus Vorarlberg.
Info zur Anmeldung bis 10. September: https://www.welthaus-vorarlberg.at
Ebenfalls am Freitag, 13. September, laden die Dominikaner um 18 Uhr in die Wiener Dominikanerkirche (1., Postgasse 4) zu einer thematisch akzentuierten Abendmesse zur Schöpfungszeit. Im Zentrum steht die bedrohte Biodiversität von Walen und Meeresschildkröten, die Predigt dazu hält Hans Ulrich Steymans OP, für die musikalische Gestaltung sorgt Bertalan Ablonczy.
Die Fokolar-Bewegung veranschaulicht am 14. September die Schöpfungsgeschichte anhand eines 50 Meter langen Seiles. Diese "Zeitreise" soll ermöglichen, "die wenig fassbaren zeitlichen Dimensionen der Entstehung der Erde und des existierenden Lebens auf ihr auf einer Strecke von 50 Metern zu erspüren". Schauplatz ist das Kulturzentrum in Neufeld an der Leitha, (Dr.-Karl-Renner-Straße 1, Burgenland).
Das Fest der Heiligen Hildegard von Bingen am 17. September wird in der Wiener Schottenabtei (1., Freyung 6a) diesmal "schöpfungsgerecht" begangen. In der romanischen Kapelle öffnet sich von 11 bis 16.30 Uhr ein "Schöpfungsraum", an verschiedenen Stationen geben Texte der Heiligen Impulse zum "Innehalten und Nachdenken, Beten und Zeichensetzen".
Am selben Tag wird in Wien-Simmering ein Allzweckreiniger selbst hergestellt. Mario Haidinger, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche, bietet das entsprechende Know-how für "nachhaltige Reinigung"; ein Schraubglas soll dafür mitgebracht werden. Lernort ist das Haus der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter in der Simmeringer Hauptstraße 175.
Vor knapp 800 Jahren verfasste der Ordensgründer Franz von Assisi den Sonnengesang. Dieses zeitlose Loblied auf Gottes Schöpfung steht im Mittelpunkt der Abendmesse am 20. September in der Wiener Dominikanerkirche, zu Gast ist dafür Franziskanerpater Josef Hofbauer als Prediger; für die musikalische Gestaltung sorgt Rié Suzuki-Capek.
Zwei ausgewiesene Fachleute in Bezug auf Ökologie - der Linzer Theologe und Umweltethiker Michael Rosenberger und die Meteorologin Helga Kromp-Kolb treten gegen Ende der Schöpfungszeit in Vorträgen auf. Rosenberger geht am 3. Oktober um 18.30 Uhr in der Badener Pfarre St. Christoph der Frage nach, ob "das Leben nach der ökologischen Wende noch lebenswert" ist. Die Antwort ist klar: "Der Vortrag möchte Lust machen auf ein nachhaltig gutes Leben und ermutigen, persönlich und in Gemeinschaft Schritte auf diesem Weg zu gehen", heißt es in der Ankündigung der "Christians4Future".
"Klimawandel - Sackgasse oder Chance" lautet das Thema tags darauf am 4. Oktober bei einem Herbstsymposium der Bewegung Mitmensch. Kromp-Kolb spricht dazu ab 18.30 Uhr im Pfarrzentrum Mistelbach (Marienplatz 1).
Ein besonderes Service nicht nur zur Schöpfungszeit bietet der Medienverleih der Diözese Linz: Es wurde eine Liste mit Spielfilmen und Dokus zum Thema Schöpfungsverantwortung erstellt, die für Themenabende in Pfarrgemeinden angefordert werden können.
Link zum Medienverleih: https://linz.edupool.de