Beim Festgottesdienst in der Wiener Jesuitenkirche ehrte Kardinal Schönborn Anton Bruckner als musikalisches Genie und tiefgläubigen Menschen.
„Bruckner hat sein Leben und Werk ganz der größeren Ehre Gottes gewidmet – sein Talent war für ihn ein Geschenk, das er mit Demut und Hingabe einsetzte.“ Mit diesen Worten würdigte Kardinal Christoph Schönborn am Samstag, den 7. September, den großen Komponisten Anton Bruckner während eines festlichen Gottesdienstes in der Wiener Jesuitenkirche. Anlass war der 200. Geburtstag des „Meisters der Romantik“. Gemeinsam mit dem Kardinal feierten Propst Johann Holzinger (Stift St. Florian), Bischofsvikar Josef Grünwidl und P. Gustav Schörghofer SJ die Eucharistiefeier, musikalisch untermalt von der Chorvereinigung St. Augustin unter der Leitung von Andreas Pixner, die Bruckners Messe in e-Moll aufführte.
In seiner Predigt hob Kardinal Schönborn Bruckners tiefe Frömmigkeit hervor. Das Jesuiten-Motto „Alles zur größeren Ehre Gottes“, das Bruckner bereits in seiner Jugend prägte, habe sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen gezogen. Bruckner habe seine musikalischen Fähigkeiten als Geschenk Gottes verstanden, das er dankbar in den Dienst des Glaubens stellte.
Schönborn erinnerte auch an Bruckners spirituelle Heimat, das Augustiner Chorherrenstift St. Florian, wo der Komponist in der Krypta begraben liegt. Das „flammende Herz“ des hl. Augustinus, das sowohl das innere Ringen des Heiligen als auch Bruckners eigene Sehnsucht nach Gott widerspiegelt, sei ein zentrales Motiv in seinem Leben. Ebenso verwies der Kardinal auf das Paulus-Wort aus der Tagesliturgie „Was hast du, was du nicht empfangen hast?“ – diese drei Elemente prägten Bruckners tiefe Demut und persönliche Frömmigkeit.
Der Kardinal hob zudem Bruckners Verbindung zur Jesuitenkirche hervor, in der er während seiner Lehrtätigkeit am Wiener Konservatorium wohl häufig gebetet habe. Bruckners Streben nach Perfektion, das sich in der ständigen Überarbeitung seiner Werke zeigte, sei Ausdruck seines Bewusstseins gewesen, dass er für sein Talent eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen müsse.
Unter den Teilnehmern des Gottesdienstes befanden sich auch hochrangige Vertreter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), darunter Minister a.D. Heinz Faßmann,derzeit Präsident der ÖAW, sowie der Nobelpreisträger Prof. Anton Zeilinger.
Der Gottesdienst war Teil eines ganztägigen Programms. Neben dem liturgischen Höhepunkt fand ein „Grätzlfest“ im Arkadenhof des Campus Akademie statt, begleitet von einem Sternmarsch der Gardemusik Wien und musikalischen Darbietungen von Chören und Ensembles.